Studenten bringen Saatgut in Form
Studenten der Fontys-Hochschule verkaufen Saatgut, dass mit Lehm und Erde in Formen gepresst wird. Am Wochenende sind sie bei der „Gartenwelt“ am Schloss Rheydt.
Das Basilikum kommt in Törtchen-Form daher. Die Petersilie als Stern, der Dill als Vogel, die Zitronenmelisse als Schmetterling. Der Schnittlauch wiederum ist als Baum geformt, und der Lavendel ist in eine Herz-Kontur gehüllt. „Einfach in die Erde drücken und gießen“, sagt Kevin Höckendorf. „Die Kräuter sprießen genauso schnell wie bei normalem Saatgut.“ Der Unterschied der „Seedlys“, die der 20-jährige Mönchengladbacher mit seinen sieben Mitstreitern herstellt: Hier sind die Samen in eine getrocknete Mischung aus Lehm und nährstoffreicher, biologischer Blumenerde gepresst. Das führt erstens zu einer Zeit- und Arbeitsersparnis, was die Haupt-Zielgruppe jenseits der 50 goutiere — und das ökologisch gute Gewissen wird auch gleich mitgeliefert.
Denn das Studentenprojekt der Venloer Fontys-Hochschule hat sich auf die Fahnen geschrieben, die handgemachten Presslinge zu 100 Prozent nachhaltig zu gestalten. „Wir stellen die Seedlys mit Backformen in der Garage selbst her“, erzählt Höckendorf. Das richtige Lehm-Erde-Gemisch herzustellen, sei durchaus eine Herausforderung gewesen: „Am Anfang hatten wir nur Schimmelerde.“ Auch die Kartonage wird eigenhändig hergestellt — der Vater eines von Höckendorfs Mitstreitern arbeitet in einer Verpackungsfirma. Und: Für jede verkaufte Packung Seedlys à fünf Euro spendet das junge Unternehmen namens Plantastic einen Euro, damit dafür ein Baum gepflanzt wird. Dafür arbeitet es mit der Initiative Plant-for-the-Planet zusammen.
Am Anfang stand ein Brainstorming. An der Fontys-Hochschule gehört es zum Lehrplan, im zweiten Studienjahr eine sogenannte Mini-Company zu gründen — nicht virtuell auf dem Reißbrett, sondern ganz real. „Wir haben Aktionäre, sind offiziell im Handelsregister eingetragen und zahlen auch Steuern in den Niederlanden“, sagt Höckendorf, der International Marketing studiert. Wie auch sonst üblich, wurde seine Gruppe aus Studenten unterschiedlicher Studienrichtungen zusammengelost. Doch während manche dabei zum Beispiel lediglich Waren aus China importieren und diese, um einen Marketing-Kniff bereichert, verkaufen, wollte das Plantastic-Team mehr schaffen. „Die Alternative wäre ein USB-Stift gewesen“, sagt der 20-Jährige. „Wir wollten auf jeden Fall etwas anbieten, was es vorher so noch nicht gab.“
Als Anregung dienten die sogenannten Seedbombs — Samenbomben, die in der Guerilla-Gärtnerei-Bewegung als Methode der Aussaat vorwiegend im urbanen Raum verwendet werden. Auch das Plantastic-Team tingelte im Winter bereits mit Tagetes-Seedlys über etliche Weihnachtsmärkte in der Region, musste aber feststellten, dass die Blumensamen-Presslinge nicht so gut ankamen. Bei den Kräutern sieht das schon ganz anders aus. „Wir haben schon mehr als 300 Packungen verkauft“, sagt Höckendorf. Ziel sei es nicht zuletzt, im Laufe des Projektjahres die Gewinnschwelle zu erreichen — „und unseren Shareholdern vielleicht sogar etwas Gewinn auszuschütten“.
Nicht ganz unerheblich bei der Erreichung dieses Ziels dürfte die „Gartenwelt“ sein, die von Freitag bis Sonntag am Schloss Rheydt stattfindet. Denn hier ist das Plantastic-Team am Start und hat sich vorgenommen, mindestens 150 Packungen zu verkaufen. „Das ist mit Abstand der größte Markt, auf dem wir ausstellen“, sagt Kevin Höckendorf. Dafür wurden letzte Woche zweimal acht Stunden Seedlys produziert, „wir haben dafür auch ein bisschen Uni-Zeit sausenlassen müssen“. Die Gartenwelt hat am Freitag, 29. April, von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Samstag und Sonntag, 30. April und 1. Mai, ist jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die Tageskarte für Erwachsene kostet acht Euro, Kinder bis 18 Jahre haben freien Eintritt. Im Vorverkauf gibt es die Karten für sieben Euro im Museum Schloss Rheydt, Schlossstraße 508, und im First-Reisebüro, Bismarckstraße 23-27. Der Besuch des Museums ist im Preis eingeschlossen.
www.seedly.de