Tabakspfeifenbauer Jürgen Moritz: Seine Pfeifen werden bis nach China verkauft
Jürgen Moritz hat sein Hobby zum Beruf gemacht und fertigt Tabakspfeifen. Er fühlt sich der Dänischen Schule verpflichtet.
Mönchengldbach. Seine Tochter ist schuld, dass Jürgen Moritz heute Tabakspfeifenbauer ist. Die war gerade ein Jahr alt und er spielte mit dem Gedanken, was er ihr später — als alter Mann — von versäumten Gelegenheiten und verpassten Chancen erzählen müsse. „Da fiel mir ein, dass ich gern Tabakspfeifen gemacht hätte“, sagt der 52-Jährige. „Ich glaube, davon träumt jeder Pfeifenraucher.“ Und er fügt hinzu: „Aber so einfach ist das nicht. Mit Bohrmaschine, Feile und Raspel etc. eine tolle Pfeife zu fabrizieren ist nicht drin.“
Also fing er an, sich nach und nach eine Werkstatt einzurichten. Mit Bandschleifmaschine, Sägen und diversen Poliermaschinen. Die Mundstücke aus Ebonit fertigt der Autodidakt inzwischen auch selbst: auf einer Drehbank.
Dass er sein Hobby dann zum Beruf machte, verdankt er dem Anstoß seiner Frau. Die Tochter ist heute fast elf und ihr Vater fabriziert Pfeifen, die führende Händler in Deutschland, Dänemark, Japan und Italien in ihrem Sortiment haben. „Die letzten beiden gingen nach China und Schweden“, sagt er. Sie finden auf der weltgrößten Pfeifenmesse in Chicago Beachtung.
„Ein Mann kam fünfmal an meinen Tisch, nahm die eine Pfeife immer wieder in die Hand und legte sie wieder weg“, erzählt er schmunzelnd, „bis er sie denn doch kaufte.“ Ein kleiner Stempel auf der Unterseite des Zuges weist sie als sein Produkt aus. „Aber die richtigen Sammler erkennen den Stil auch so“, sagt er.
Er fühlt sich der Dänischen Schule verpflichtet, ihrem „Freehand Design“, bei dem sich die Schönheit des Holzes entfalten soll, dem sich die Form der Pfeife unterordnet. „Ich nehme mir das Stück Holz, schaue es mir lange an, überlege, welche Form dazu passt.“ Später wird die Oberfläche entweder fein geschliffen und versiegelt, wobei die Maserung schön zur Geltung kommt (Bruyereholz wird auch zur Schmuckherstellung genutzt). Oder Moritz raut sie mit Sandstrahlen auf oder gibt ihnen mit Beize eine dunklere Färbung. Der Aufwand schlägt sich im Preis nieder: 200 bis 800 Euro zahlt der Sammler für eine Moritz Pipe.
Fasziniert hatten ihn die Rauchinstrumente schon früh. „Mit zwölf hatte ich die ersten, die ich vor meiner Mutter versteckt hatte. Ich habe die nicht geraucht, ich wollte sie einfach haben.“ Mit 19 fing er an, sie in ihrer Funktion zu nutzen. Während seines Studiums der Sozialarbeit half er in einem Pfeifengeschäft aus, ließ sich seine Arbeit in Naturalien entlohnen und legte damit den Grundstein für seine Sammlung. „Jeder Pfeifenraucher ist auch Sammler“, sagt er. 20 bis 30 Stück sind die Regel, 120 bis 150 keine Seltenheit, er selbst hat rund 300.