Textil-Technikum: Die ersten Webstühle surren

Nach dem Umzug hat im Textil-Technikum der Probebetrieb begonnen.

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Mönchengladbach. Karl-Heinz Engeln geht das Herz auf, wenn er durch die Gänge der in Reih und Glied aufgestellten historischen Textilmaschinen in einer der Werkshallen im Monforts Quartier an der Schwalmstraße geht. „Für mich geht in der Tat ein Traum in Erfüllung“, schwärmt der gelernte Webmeister, der gemeinsam mit Maschinenbaumeister Klaus Meister und weiteren Helfern seit Monaten das zukünftige Textil-Technikum in der rund 2000 Quadratmeter großen Halle einrichtet. In der unmittelbar an die gleichermaßen historische wie herrschaftliche Direktorenvilla anschließenden Halle surren bereits die ersten Maschinen; allerdings nur zum Probebetrieb.

Die klassischen Shed-Dächer spenden reichlich Licht für die umfangreiche städtische Sammlung historischer Webstühle und Textilmaschinen, die inzwischen nahezu komplett von den Boetzelen Höfen in das Monforts Quartier umgezogen ist. „Das Textil-Technikum dürfte mit den rund 200 Maschinen und Webstühlen, von denen ein Großteil als historisch zu bezeichnen ist, und der unmittelbaren Verknüpfung von Schausammlung, Eventveranstaltungen und Gastronomie auch überregional einzigartig werden. Meines Erachtens ist es die weltweit größte und bedeutendste Sammlung“, unterstreicht Karl-Heinz Engeln die Bedeutung der neuen Einrichtung, die noch in diesem Jahr eröffnet werden soll.

Als langjähriger Mitarbeiter des Museums Schloss Rheydt kennt er jede Maschine in- und auswendig, weiß, wie die Webstühle „ticken“, wie sie auseinander und wieder zusammengebaut werden, wo jede einzelne Schraube ihren Platz hat und — genauso wichtig — wo es auf dem Markt noch Ersatzteile für die Maschinen gibt, die er zusammen mit Klaus Meister ans Laufen bringt.

Schon im bisherigen Textilmaschinendepot in den Boetzelen Höfen hat er interessierten Besuchern in den monatlichen Führungen durch die Sammlung demonstriert, wie die Maschinen funktionieren. Und genau das soll in Zukunft noch verstärkt werden: „Neben der besonderen Qualität der früheren Werkshalle, die eine wesentlich ansprechendere Präsentation der Sammlung ermöglicht und der engen Zusammenarbeit mit der hier ansässigen Event-Agentur noi! soll die Sammlung der Öffentlichkeit nicht zuletzt durch eine Ausdehnung der Öffnungszeiten täglich zugänglich gemacht werden“, betont Karlheinz Wiegmann, Leiter des Städtischen Museums Schloss Rheydt.

Anders als im früheren Textilmaschinendepot in Eicken sind die Schausammlung und das Lager mit seinen unzähligen Ersatzteilen räumlich voneinander getrennt. Der Besucherblick wird automatisch auf die historischen Schmuckstücke gelenkt. Unter den funktionsfähigen Textilmaschinen befindet sich unter anderem ein mechanischer Handwebstuhl aus dem Jahr 1880, mit dem Stoßbänder, Lesezeichen, Etiketten und Mullbinden hergestellt werden können. Aus der Zeit stammen auch die sechs bereits motorbetriebenen Seidenwebstühle, die noch völlig intakt sind. Zu den Raritäten zählen unter anderem die Einwellen-Webmaschine der Firma Smith von 1800, die bei der früheren Textilfabrik Stern in Rheydt in Betrieb war, und die imposant aussehende Webmaschine von Robert Hall aus dem Jahr 1910. Echten Sammlerwert haben inzwischen auch die Schützenwebmaschine und Greiferwebmaschine von Dornier, die in den 1970er Jahren gebaut wurden und auch in Mönchengladbach zum Einsatz kamen. Red