Tierheim nach Festtagen überfüllt
Zahlreiche Tiere wurden nach Weihnachten im Tierheim abgegeben und suchen nun ein neues Zuhause.
Kathi ist neugierig. Die langen Haare fallen ihr vor die Nase, mit der sie neugierig jede Ecke erschnüffelt. Die Lücken im nassen Fell zeigen, wie mager das Hündchen ist: Kathi wiegt keine vier Kilo. „Sie wurde als Fundtier eingeliefert“, sagt Jasmin Pulver, Leiterin des Mönchengladbacher Tierheims. Viel wissen die Pfleger nicht über diesen neugierigen, fidelen, aber etwas zittrigen Yorkshire-Terrier. Beton, Rasen, Fliesen — an alle Untergründe zum Laufen mussten sie den Hund gewöhnen. Seit Sonntag lebt Kathi im Tierheim, die Feuerwehr hat sie gebracht. Dort wissen sie nicht einmal, wie der Hund eigentlich heißt und ob das Tier wirklich fünf Jahre alt ist.
Kathi ist eines der ersten Tiere, die 2016 im Tierheim angekommen sind. Zwei Hunde und zwei Katzen wurden seit Weihnachten dort abgegeben und nicht abgeholt. Sie sind Tiere ohne Zuhause, die keiner vermisst. Neben Hündin Kathi etwa der Schäferhundmischling Andy (acht Jahre), dessen Besitzer gestorben war. Er ist scheu; wenn man seinen Käfig betritt, legt er den Kopf schief und überlegt, ob er nun bellen muss oder nicht.
Kater Raiu (etwa eineinhalb Jahre) verzieht sich derweil in seine Höhle und blickt misstrauisch heraus. Seine Besitzer haben ihn nach wenigen Tagen abgegeben, weil der Kater unbedingt raus wollte, sie aber nur einen Hauskater halten können. Und ebenfalls neu in diesem Jahr gekommen ist Katze Renate (zwei bis drei Jahre), ein Weibchen mit feuerrotem Fell. „Sie war ein bisschen ausgelaugt, ist aber in gutem Allgemeinzustand“, sagt Jasmin Pulver. Im Moment muss sie noch in Quarantäne bleiben. So wie Kater Bruskie (wohl zehn Monate), den kurz vor Silvester ein Flüchtling aus Afghanistan in der Nähe der Carl-Diem-Straße fand — und im Tierheim abgab.
Im Moment sind rund 100 Katzen und 20 Hunde im Tierheim in Lürrip untergebracht. Für Ende Januar, Anfang Februar erwarten die Tierpfleger aber noch viele Zugänge. „Dann feiert das Tierheim Weihnachten“, so formuliert es Jasmin Pulver. Dann kommen die Tiere, die zu Weihnachten verschenkt wurden, aber doch nicht mehr gewollt werden. Weil es nicht funktioniert mit den Haltern. Weil Allergien auftreten. Oder weil das Tier doch nicht mehr so süß ist, wenn es Arbeit macht. Jasmin Pulver ahnt: Viele, die ein Tier abgeben, trauen sich nicht, das auch zuzugeben, und erklären, sie hätten das Tier gefunden. „Aber das ist besser, als ein nicht gewolltes Tier auszusetzen oder anzubinden.“
Im vergangenen Jahr kümmerte sich das Tierheim um etwa 400 Katzen, 220 Hunde und 150 Kleintiere. „Wir haben deutlich mehr Einweisungstiere bekommen, die vom Ordnungsamt beschlagnahmt wurden“, sagt Jasmin Pulver. „Wir werden immer öfter gerufen, um verwahrloste Tiere aufzunehmen.“