Überfälle: Wenn Taxifahrer die Furcht packt
Nachdem letztens ein Fahrer brutal angegriffen wurde, geht die Angst um. Die Polizei sieht keine erhöhte Gefahr.
Mönchengladbach. Wer in Mönchengladbach als Taxifahrer arbeitet, der chauffiert nicht nur Fahrgäste durch die Straßen der Stadt. Da ist auch noch etwas anderes, das immer mitfährt: die Angst.
Nicht selten werden die Fahrer nämlich angegriffen - von Betrunkenen, cholerischen Menschen, die ihre Nerven nicht unter Kontrolle haben, und manchmal auch von Ganoven.
Am Wochenende wurde etwa in Odenkirchen ein 50-Jähriger auf dem Fahrersitz von zwei jungen Räubern brutal attackiert. Die Gangster drosselten ihn mit einem Leinenband und stachen mit einem Messer in seine Brust. Es war pures Glück, dass das Opfer mit leichten Verletzungen davon kam. Von den Tätern fehlt jede Spur.
Der Übergriff ist nur ein Beispiel aus einer Liste von bösen Überraschungen, die Taxifahrer in den vergangenen Jahren hinter dem Lenkrad erlebt haben (siehe Kasten).
Eine Fahrerin, die anonym bleiben will, berichtet von Kollegen, die sich inzwischen Pfefferspray und kleine Schlagstöcke zugelegt hätten, um sich verteidigen zu können. "Vor allem nachts steigt die Furcht", sagt sie.
Ein anderer Kollege sei vor kurzem der Masche eines Trickdiebs aufgesessen: Jemand hätte ein Taxi bestellt. Daraufhin hätte der Fahrer an der Haustür des Kunden geklingelt. In der Zwischenzeit sei die Scheibe des Taxis eingeschlagen worden. Der Täter erbeutete die Geldbörse und ein Navi.
Die Taxi-Unternehmerin Gülistan Yüksel, die vielen Gladbachern auch als SPD-Lokalpolitikerin bekannt ist, sagt mittlerweile über ihren Beruf: "Ich habe die Nase voll." Sie und ihre sechs Angestellte würden nur noch "mit mulmigen Gefühlen" in ihre Fahrzeuge steigen. Der Job mache keinen Spaß mehr.
Worunter die Kutscher leiden, ist ihre Wehrlosigkeit. "Du hast beide Hände am Steuer - da kann man gegen Gangster kaum etwas ausrichten", sagt Hans-Jürgen Lessenich, Vorsitzender der Mönchengladbacher Taxi-Genossenschaft.
Immerhin sind die Mönchengladbacher Taxis mit einem Alarmsystem ausgestattet. Über einen Knopf können sie stummen Alarm auslösen. Das Taxi-Schild auf dem Dach beginnt daraufhin zu blinken. Wenn das nicht reicht, können sie über Funk ein Code-Wort senden.
Das Problem: In der Zentrale ist anschließend keine präzise Standortbestimmung möglich. Denn ein GPS-System wie in anderen Städten fehlt noch. Den radikalsten Vorschlag hat Gülistan Yüksel parat: Sie plädiert für Trennwände zwischen Fahrer und Rücksitz.
Die Zahl der polizeibekannten Straftaten, die sich in Taxis abgespielt haben, ist unterdessen nicht gestiegen. "Es gibt keine Auffälligkeiten", sagt die Polizei. 2009 habe es zwei Vorfälle gegeben, in diesem Jahr sei der Überfall vom vergangenen Wochenende in Odenkirchen die bislang einzige Tat.
Doch wird auch nicht jede unangenehme Erfahrung zur Anzeige gebracht. Am Angstgefühl, das sich hinter dem Steuer breit macht, ändert die Statistik nichts.