Veedelszüge: Jecke gondeln durchs Viertel
Per Straßenbahn, Stelzen-Boot oder Buskolonne auf Beinen zog das närrische Volk gestern durch Hardt, Neuwerk und Pesch.
<strong>Mönchengladbach. Lautstark singt Bata Illic in sein blaues Kunststoffmikrofon. Roberto Blanco und Costa Cordalis stimmen voller Inbrunst mit ein. In Sachen Sangeslust steht die 19-köpfige Fußgruppe des gestrigen Hardter Veedelszoch ihren Vorbildern in nichts nach. "Wir haben uns dieses Jahr von der ZDF-Hitparade inspirieren lassen", berichtet der 19-jährige Simon Schroers, der als Michael Holm ein Karnevalslied nach dem anderen anstimmt. 25 000 jecke Zuschauer sind gekommen, um die rund 1000 Zugteilnehmer mit dem Hardter Schlachtruf "Maar Moot" anzufeuern. Rittersleute nebst Burgfräulein, wandelnde Mozartkugeln, Marienkäfer, rosa Schweinchen und anderes närrisches Getier säumen die Strecke. 50 Wagen - fahrende Wigwams, rollende Schweineställe und Holzstraßenbahnen - sind auf Tour. Sportlicher Höhepunkt des Zuges ist die muskelbetriebene Theke auf Rädern der GKG Spönnradsbeen, die dieses Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feiert. Präsident und Zugleiter Claus Greven kommt mit seinem Elferrat ganz schön ins Schwitzen, kann den Flüssigkeitsverlust aber sofort mit einem frischgezapften Bier ausgleichen. "Wir wollen uns fit halten für dir nächsten 150 Jahre", sagt er mit einem Schmunzeln.
Venezianisches Neuwerk
Auf dem Neuwerker Veedelszoch regnete es eine Menge bunte und vor allem originelle Kamelle. Denn nicht nur Bonbons und Popcorn, sondern auch Turnbeutel, große Kunstblumen und Pizzateig wurden an das jecke Volk verteilt. Rund 1000 Karnevalisten auf zwölf Wagen, in fünf Musikkapellen und 26 Fußgruppen zogen durch Neuwerk. Viele von ihnen hatten sich dem Sessions-Motto gerecht kostümiert. So auch die Damenriege der Turnerschaft Neuwerk, die als Handwerker mit riesigen Bierkrügen auf dem Kopf zeigten, dass sie "wirrke und fiere" können. Venezianische Atmosphäre verbreitete eine private Gondolieretruppe, die in blaue Samtgewänder gehüllt mit einem Boot an ihrer Seite durch die Straßen zog. Ganz Feuer und Flamme für ihren Stadtteil zeigte sich eine Fußgruppe mit orange-roten Feuerperücken- und Kleidern. Die E-2-Jugend der Sportfreunde Neuwerk wandelte in giftgrün. Sie liefen weltmeisterlich bewegt als kleine Fußballfelder im Zug mit und mit Fußbällen auf dem Kopf.Am Straßenrand hatte der eine oder andere seinen Stehtisch aufgestellt und ein Fässchen angestochen. Besonders bequem hatten es diejenigen, die den Zug vom Fenster aus verfolgen konnten und sich die vielen Kamelle direkt in ihr Wohnzimmer rieseln ließen.
"Eine schöne Einstimmung auf den Veilchendienstag", meinen Ulrike Schönmakers und Birgit Blaschke, Betreuerinnen in der Grundschule. Ihre Kostümidee stammt von den Kindern. "Wir sind ein Rattenschaf." Sie lachen und zeigen auf die angeklebte Ratte im Haar und das Schaf um den Hals.