Weihnachtswunsch: Eine Wohnung
Nach einer Zwangsräumung hat Herbert M. kein Dach über dem Kopf. Er verbringt Heiligabend im Café Pflaster.
Mönchengladbach. Herbert M. feiert Weihnachten in einer Einrichtung des Diakonischen Werks Mönchengladbach. Herbert M. ist ein gestandener Mann, 64 Jahre alt, Schlosser von Beruf. Er wirkt ruhig, überlegt, tatkräftig. Und doch hat ihn etwas aus der Bahn geworfen: Seine Wohnung wurde zwangsgeräumt, er übernachtete wochenlang im „Bunker“, der Notschlafstelle der Stadt Mönchengladbach an der Erzbergerstraße.
Dann ist er in einer Einrichtung des Diakonischen Werks untergekommen und bekommt sein Leben langsam wieder in den Griff. Die Weihnachtsfeiertage wird er im Café Pflaster, im Tagestreff an der Erzbergerstraße und mit den Mitbewohnern im Haus des Diakonischen Werks verbringen. Dass Herbert M. sich einmal ohne Wohnung auf der Straße wieder finden würde, hat er sich niemals vorstellen können.
„Ich habe immer ein ruhiges, unauffälliges Leben geführt und mir allerhöchstens mal eine Geschwindigkeitsüberschreitung zuschulden kommen lassen“, sagt der 64-Jährige. Durch einen Schlüsselbeinbruch wird alles anders: Er kann nicht arbeiten und wird depressiv. Er geht nicht mehr ans Telefon, kümmert sich nicht um finanzielle Unterstützung, zahlt seine Miete nicht mehr. Anfang Dezember kommt es zur Zwangsräumung. Herbert M. sitzt im Winter kurz vor Weihnachten auf der Straße. Seine Möbel und Erinnerungsstücke lagern in einem Container.
Er steht da mit einem Köfferchen mit Kleidungsstücken und einer Tasche mit Toilettenartikeln und hält sich tagsüber in den verschiedenen Obdachloseneinrichtungen auf. Die Weihnachtstage fürchtet er nicht. „Man ist nicht einsam. Ich habe in der kurzen Zeit festgestellt, dass es viele Angebote in der Stadt gibt“, sagt er.
Es gibt ein Weihnachtsfrühstück im Haus, ein Essen im Café Pflaster, das auch am Morgen des Heiligen Abends geöffnet ist. „Ich werde wohl einen Weihnachtsspaziergang machen und den Gottesdienst besuchen“, sagt Herbert M., der nur einen Wunsch hat: „Ich suche dringend eine eigene Wohnung, sonst werden meine Möbel in zwei Monaten versteigert.“