Wohnung und Keller als Dopinglager
Ein 35-jähriger Mönchengladbacher muss sich seit gestern wegen Handels mit Anabolika und Verstoßes gegen das Waffengesetz vor der Ersten Großen Strafkammer des Mönchengladbacher Landgerichts verantworten.
Der Mönchengladbacher hatte gestern kaum auf de Anklagebank Platz genommen, als dessen Verteidiger bereits verkündete, sein Mandant werde weder zu den Anklagevorwürfen noch zur Person aussagen. Tatsächlich soll der 35-Jährige im Zeitraum zwischen Juli und September 2016 aus seiner Wohnung an der Lindenstraße mit Anabolika einen schwunghaften Handel getrieben haben. Dazu soll er meistens aus China Grundsubstanzen wie Testosteronpräparate, Ampullen und Labormaterial bestellt haben. Und in seinem Keller soll er daraus Anabolika gemixt haben. Insgesamt wirft der Staatsanwalt dem Mönchengladbacher Verstöße gegen das Doping-, Heilmittel- und Waffengesetz vor.
Weil der Angeklagte den Prozess schweigend und mit gesenktem Kopf verfolgt, verlas der Kammervorsitzende Helmut Hinz die Ergebnisse aus den Wohnungs- und Kellerdurchsuchungen, die die Zollfahnder im vergangenen September festgehalten hatten. Der Angeklagte wohnte in einer Wohnung eines Privathauses. Allein bei der Durchsuchung des Kellers seien am 22. September 2016 mehr als 1000 Ampullen mit Anabolika gefunden worden. Aus dem Durchsuchungsberichts des Zolls wurde gestern im Gerichtssaal bekannt, dass der Angeklagte in Wohnung und Keller zahlreiche Verstecke für die Dopingmittel und Zubehör genutzt hatte.
So entdeckten die Zollbeamten diverse Dopingartikel unter der Schlafcouch, unter dem Bett, in der Küche in einer Küchenzeile hinter einer Verblendung, im Spiegelschrank des Badezimmers, im Schreibtisch und einen Glaskolben im Regal zwischen den Kochtöpfen.
Den Keller ließen sich die Zollbeamten von einem Schlüsseldienst öffnen. Der Keller enthalte nur Gerümpel, hatte der 35-Jährige den Beamten gesagt. Tatsächlich fanden sie dort ein komplettes mobiles Labor zur Herstellung von Dopingmitteln. Sie entdeckten massenweise Ampullen und unter anderem auch Glaskolben mit chinesischen Schriftzeichen.
Offenbar hatte der Angeklagte den Keller als illegales Labor benutzt. Bei einer zweiten Wohnungsdurchsuchung entdeckten die Beamten den Kellerschlüssel hinter der Garderobe und eine Handwaffe, für die der Angeklagte keine Erlaubnis hatte. Deshalb warf ihm der Staatsanwalt auch einen Verstoß gegen das Waffengesetz vor. Auf die Spur des des 35-Jährigen hatte die Fahnder ein verdächtiges Päckchen aus China gebracht. Die Fracht war im Zollamt des Flughafens Köln/Bonn aufgefallen, sie war offenbar an die Mutter des Angeklagten adressiert. Es enthielt weißes Pulver, das sich als Testosteron entpuppte — im Wert von 460 Euro.
Nach den Durchsuchungs-Angaben wurden damals in der Wohnung und im Keller des Angeklagten 1903 Anabolika-Ampullen gefunden. Sie sollen, so die Zollfahnder, einen Straßenverkaufswert von etwa 47 500 Euro haben. Der Mönchengladbacher wurde festgenommen. Zum Prozess wird er von Justizwachtmeistern aus der Untersuchungshaft in den Gerichtssaal gebracht. Die Gerichtsverhandlung wird am 8. März fortgesetzt.
Der Verteidiger des 35-Jährigen bezweifelte gestern, dass der Dopinghandel gewerbsmäßig gewesen sei. Die Dopingmittel seien doch hauptsächlich für Besucher von Fitness-Studios und nicht für Leistungssportler bestimmt gewesen. Dieser Ansicht schloss sich der Staatsanwalt nicht an und verwies auf den Umfang des Dopinghandels.