Zaun versperrt den Weg zum Familiengrab
Maria B. steht auf dem Friedhof Preyerstraße immer häufiger vor einem verschlossenen Tor. Die Mags sagt, die Sperrung sei notwendig, weil unberechtigte Autos die Wege befahren hätten.
Maria B. (Name geändert) ist auf Hilfe angewiesen. Ihre Beine wollen nicht mehr so. „Ich kann fast gar nicht mehr laufen, meine Knie sind kaputt“, sagt die 78-Jährige. Deshalb kann sie ihre Besuche auf dem städtischen Friedhof an der Preyerstraße nur mit einer Pflegekraft machen, die sie mit dem Auto bis zu der großen Grabstätte ihres Mannes, ihrer Eltern und der Schwiegereltern fährt. Dafür hat sie eine Genehmigung. Das Auto ist mit einem „G“ (für gehbehindert) gekennzeichnet. Aber als sie ihre verstorbenen Angehörigen zuletzt wieder einmal besuchen wollte, war das Haupttor an der Preyerstraße abgeschlossen. Auf einem Schild fand sie eine Handynummer, die sie anrufen sollte. Dann würde ihr geöffnet.
„Ich habe kein Handy“, sagt Maria B. — und der Nebeneingang, der tagsüber immer für Fußgänger geöffnet ist, nützt ihr auch nichts. „Ich schaffe den Weg zu den Gräbern schon lange nicht mehr zu Fuß, deshalb habe ich ja die Genehmigung, mich auf den Friedhof fahren zu lassen.“ Sie hat bei der Stadt angerufen. „Da erklärte man mir, dass das Tor geschlossen sei, weil zu viele Unbefugte mit ihren Autos auf den Friedhof gefahren wären.“ Und sie solle eine halbe Stunde vor dem nächsten Friedhofsbesuch die angegebene Handy -nummer anwählen und sich ankündigen, dann würde ihr geöffnet. „Ich finde das schrecklich, früher konnte ich jederzeit auf den Friedhof, jetzt muss ich mich anmelden“, sagt die alte Dame. „Und das geht ja anderen auch so.“
Tatsächlich ist das große Tor des Friedhofs vormittags bis 12 Uhr geöffnet, danach wird abgeschlossen, und am Wochenende ist es komplett zu. „Dann wird auch nicht über die Handynummer geöffnet“, sagt Maria B., „und der Pförtner, der früher immer da war, ist auch weg. Der ist in Rente, und ein Nachfolger kommt wohl nicht.“
Yvonne Tillmanns bestätigt die geänderten Öffnungszeiten. „Wir haben uns entschlossen, das große Tor ab mittags zu schließen“, sagt die Sprecherin der Mags, die für den Friedhof an der Preyerstraße zuständig ist. Es habe regelrechte Autorennen auf den Friedhofswegen gegeben. „Und dabei ist manche Bepflanzung kaputtgegangen.“ Intern habe man sich aber bereits zusammengesetzt, um eine Lösung für das Problem von Maria B. und andere Betroffene zu finden, berichtet sie.
Die einfachste sei tatsächlich, von zu Hause die angegebene Handynummer zu wählen und den Besuch anzukündigen. Es gebe aber auch die Möglichkeit, sich an das angrenzende Blumengeschäft zu wenden. „Von dort kann das Tor mit einer Fernbedienung geöffnet werden, so dass Gehbehinderte mit dem Auto auf den Friedhof gefahren werden können.“ Man werde sich in der kommenden Woche mit Maria B. in Verbindung setzen, um das Problem gemeinsam zu lösen.
Maria B. findet, es hätte gar nicht so weit kommen müssen. „Man hätte doch an das Tor ein Chip-Lesegerät, ähnlich wie an Hotelzimmern, anbringen können. Dann wären Gehbehinderte nie ausgeschlossen worden.“ Und es ist ihr wichtig zu betonen, dass sie und ihre Pflegekraft das Auto immer mit einem gebührenden Abstand zur Begrünung geparkt hätten. „Die paar Schritte habe ich dann gern immer auf mich genommen, auch wenn mir jeder Schritt schwerfällt.“