Zwei neue Gebäude für Flüchtlinge
Ratsfrau der Linken kritisiert, dass der Personenkreis in „Ghettos“ leben muss — statt in „normalen“ Wohnungen.
Mönchengladbach. Müssen Flüchtlinge in lagerähnlichen Sammelunterkünften leben? Oder können sie — ob Single oder Familie — in Wohnungen übers Stadtgebiet verteilt untergebracht werden? Was nicht selten im „bürgerlichen Umfeld“ auf Ablehnung stößt. Nicola Schiemann, Ratsfrau der Linken, hielt im Stadtrat ein leidenschaftliches Plädoyer für ein Leben der Flüchtlinge in von der Stadt gemieteten Wohnungen.
Das sei billiger, fördere die Integration und sei humaner als eine Einweisung in „Ghettos“. In Frankfurt, sagte die junge Frau, habe man mit dem „dezentralen Wohnangebot“ gute Erfahrungen gemacht. Lager gebe es hier nicht mehr.
Anlass für Schiemanns Äußerungen ist der Bau zweier Häuser an den bisherigen Flüchtlings-Adressen Luisental 32/ 34 und Eickener Straße 578/ 580 in diesem Jahr. Die Kosten hierfür betragen fast drei Millionen Euro, teilweise werden die Gebäude aus dem Erbe einer ehemaligen, verstorbenen DDR-Bürgerin finanziert, die WZ berichtete.
Schiemanns flüchtlingspolitische Abrechnung blieb nicht unwidersprochen. Einig sind sich Schiemann wie Sprecher von CDU, SPD, FDP und Bündnis-Grünen zwar, dass dringend etwas geschehen muss. So ist das Bockersend (Neuwerk) mit seinen Alt-Baracken für Personen vor allem aus Mazedonien sowie Serbien und Montenegro in katastrophalem Zustand.
Gerade mit den Neubauten werde die Lebenssituation für den Personenkreis „deutlich besser und humaner“, argumentierte die Stadtrats-Mehrheit. Stadtsozialdezernent Michael Schmitz (CDU) meinte, eine Anmietung sei keinesfalls billiger, außerdem hätten die Menschen anfangs Schwierigkeiten, sich alleine in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Ein Aufenthalt in Übergangsheimen sei zwar kein gesetzliches Muss, habe sich aber in Gladbach „bewährt“. Das bezweifelt Schiemann.
Die politische Mehrheit setzte sich durch: Die Gebäude werden errichtet, künftig gibt es noch zwei Standorte für Flüchtlinge: Luisental und Eickener Straße. Bockersend werde endgültig geschlossen, auch das Lager Hardter Straße 201. Man spricht von einer künftigen Aufnahme-Kapazität für gut 300 Personen, das ist weniger als jetzt.