Zu Besuch bei Grafiker Jürgen Pankarz Der Erfinder der Hüsch-Männekes
Moers/Kempen · Der Grafiker Jürgen Pankarz war ein langjähriger Weggefährte von Hanns Dieter Hüsch.
18 Jahre ist es jetzt her, dass der Kabarettist und Moerser Ehrenbürger Hanns Dieter Hüsch am 6. Dezember nach langer, schwerer Krankheit verstarb. Vergessen ist er jedoch nicht. Am Sonntag besuchte die Rheinische Post den Grafiker Jürgen Pankarz, alias Moses, einen von Hanns Dieter Hüschs langjährigsten Freunden auf seinem denkmalgeschützten Bauernhof in St. Hubert bei Kempen und erfuhr dabei, was die beiden über so viele Jahre miteinander verband.
„Ich traf Hanns Dieter Hüsch zum ersten Mal 1968 auf einem Songfestival in Essen. Er war damals kurz vorher beim ‚Festival Chanson Folklore International‘ auf Burg Waldeck von einigen radikalen 68ern ausgebuht und als ‚Kitschgemüt mit Goldbrokat‘ beschimpft worden und war darüber noch ziemlich verstört“, erinnert sich Pankarz noch gut an diesen Moment. „Zu diesem Zeitpunkt wäre ich niemals auf die Idee gekommen, dass wir mal Freunde werden würden.“ Das geschah erst sehr viel später.
Pankarz hatte 1966 die Wackertapp-Mühle in Kempen-St. Hubert gemietet und feierte dort regelmäßig mit Gästen aus der Musikszene, darunter so bekannten Liedermachern wie Hannes Wader, Ulrich Roski und dem Duo Schobert & Black. 1972 brachten Wader und das Duo ihren Kabarett-Kollegen Hüsch auf einem Tournee-Zwischenstopp in die Mühle mit. Seitdem war Hanns Dieter Hüsch dort regelmäßig zu Gast.
Schon bei dessen erstem Besuch waren Hüsch und Pankarz näher miteinander ins Gespräch gekommen. Dabei berichtete Hüsch dem Gastgeber von seiner schon in Kindheitstagen empfundenen, von ihm als „Kieler Anzugmutation“ bezeichneten Aversion gegen Matrosenanzüge, was Pankarz
wenig später zum Anlass nahm, Hüsch in eben genau solch einem Anzug mit einem schwarzen Schaf an seiner Seite zu karikieren und ihm das Bild zum 50. Geburtstag zu schenken.
„Diese Zeichnung war das erste meiner sogenannten ‚Hüsch-Männekes‘, sagte Jürgen Pankarz. „Zu der Kabarett-Idee mit dem Schwarzen Schaf hatte Hanns Dieter zu diesem Zeitpunkt gerade sein erstes Niederrhein-Programm geschrieben. Nach meinem Eindruck war das auch sein erster kommerzieller Durchbruch. Ich habe dann wenig später zu der ersten Veranstaltung ein Plakat für ihn gemacht. So hat es damals angefangen.“
Inzwischen hatte sich ihre Freundschaft schon so weit vertieft, dass, als man zu Hüschs 50-jährigen Bühnenjubiläum ein Buch herausgeben wollte, Pankarz dafür um einen Beitrag gebeten wurde. „Damals hatte ich die Idee, statt etwas über ihn zu schreiben, lieber eine Zeichnung zu machen. Das Männeken mit dem Matrosenanzug war dazu die Grundlage. Das gefiel Hanns Dieter. Später wurden mit seiner Hilfe daraus weitere Zeichnungen, zum Biespiel die seiner niederrheinischen Typen Hagenbuch, Atrops, Kleinheisterkamp, dem Wirt Schlottmann, und Co. Dazu kamen weitere Karikaturen dieser Art, die auch Hüsch selber in verschiedenen Rollen, zum Beispiel als Pfarrer, Macbeth, Homo Sapiens und Graf von Moers zeigten.“
Das alles hätte wunderbar so weiter gehen können. Hüsch hatte inzwischen seine zweite Frau Christiane Rasche kennengelernt und kam mit ihr und einigen gemeinsamen Freunden regelmäßig am Pfingstmontag in Pankarz‘ altes Bauernhaus zum Spargelessen. Dabei war er ständig voller neuer Ideen. Doch dann erlitt Hüsch im November 2001 einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte.
„Wir haben uns trotzdem weiterhin getroffen, auch wenn Hans Dieter zum Schluss nur noch im Rollstuhl zu unserem pfingstlichen Spargelessen kommen konnte. Da war er schon nicht mehr der, der er einmal war. Das hat mir sehr weh getan, ihn so zu sehen“, sagte Jürgen Pankarz. „Denn was Hanns Dieter stets im Vergleich zu vielen seiner Kollegen auszeichnete, war, dass er sich nie verstellte. Er war immer der Gleiche, sowohl auf, als auch hinter der
Bühne.