Monheim Idylle pur im Frankreichviertel

Im Frankreichviertel haben sich viele Familien mit Kleinkindern niedergelassen. Sie bilden eine homogene Gruppe mit ähnlichen Interessen in einer vergleichbaren Lebenslage.

Mit einer kleinen Feier wurde das Frankreichviertel im Mai auf dem Bourg-la-Reine-Platz eingeweiht.

Foto: Tim Kögler

Im Zeitalter der Sozialen Medien wird Nachbarschaft neuerdings auch durch WhatsApp-Gruppen begründet. Noch bevor sich die Anwohner des Frankreich-Viertels in Baumberg-Ost Amazon-Pakete für den anderen annahmen, waren sie Mitglied einer WhatsApp-Gruppe. „Wir hatten ja alle den gleichen Bauträger. Dort hat man sich dann ausgetauscht, wie man das ein oder andere Problem gelöst hat“, sagt Stephanie Kübbelar (37).

Während der Bauphase tauschten die Bauherren Informationen über Handwerker, Küchen und Gartengestaltung aus. „Dabei haben sich fünf Leute gefunden, mit denen wir eng befreundet sind“, berichtet Sarah Schenke (36). Im Spätsommer organisierte die Nachbarschaft ein Straßenfest, mit dem dann auch der Quartiersplatz eingeweiht wurde.

Die Befragten einer nicht repräsentativen Umfrage schildern die Bewohner der Einfamilienhäuser als relativ homogene Gruppe: „Die meisten sind junge Familien im gleichen Alter mit ähnlichen Interessen“, sagt Stephanie Kübbelar, die an der Évariste-Galois-Straße wohnt. Sie sind also überwiegend in derselben Lebensphase und müssen sich mit Problemen wie der Suche nach einem Kita-Platz oder schulischen Herausforderungen herumschlagen.

Für viele Eltern kam der Betriebsstart der neuen Ganztagsgrundschule an der Bregenzer Straße daher gerade zum richtigen Zeitpunkt: „Mein sechsjähriger Sohn geht auf die neue Schule: Anfangs machte ich mir wegen des langen Schultages Sorgen, aber die Kinder haben viele Pausen und man geht dort sehr individuell auf sie ein“, berichtet Tina H. (36). Auch Stephanie Kübbelar schätzt, dass ihr Sohn, wenn er um 15.30 Uhr die Schule verlässt, keine Hausaufgaben mehr erledigen muss. Dann bleibe noch genügend Zeit für andere Unternehmungen.

Kinderbetreuung in der Nähe
ist noch ausbaufähig

Während also die Schulkinder schon gemeinsame Wege haben und die Eltern innerhalb der Klassen neue Netzwerke spinnen können, sieht es für die Kindergartenkinder anders aus. Da viele Bewohner des Viertels nur innerhalb Monheims umgezogen sind, sind ihre Kinder bereits in Kitas untergebracht, teilweise weiter entfernt.

Nadine Hoffmeister (36) findet die Versorgung mit U-3-Plätzen sogar unbefriedigend. Für ihre dreijährige Tochter hat die berufstätige Mutter erst zum neuen Kindergartenjahr einen Platz ergattert. Ihre Nachbarin Tanja Wiele (31) hat für ihre beiden ein- und dreijährigen Kinder zwar einen Tagespflegeplatz bekommen. „Eine Kita würde aber eine höhere Sicherheit bieten, was die Betreuungszeiten angeht“, sagt sie. Eine Tagesmutter könne auch mal krank werden.

Unbeaufsichtigt lassen die beiden Mütter ihre Kinder noch nicht auf der Spielstraße spielen. „Paketdienste rasen hier einfach durch. Auch einige Anwohner halten sich nicht an die Schrittgeschwindigkeit“, sagt Wiele. Für einen aus der Einfahrt schießenden Bobbycarfahrer sei das zu gefährlich. Grundsätzlich fänden hier aber auch Einzelkinder genügend Spielkameraden, freut sich Hoffmeister.

Das noch fehlende Hinweisschild „Spielstraße“ vermisst auch die vierfache Mutter Jill Hansen (32). Ihre Familie ist schon mannigfach in die örtlichen Sport- und Bildungseinrichtungen eingebunden. Sorgen bereitet ihr lediglich die weitere Schullaufbahn ihrer Kinder: „Es werden viele Kitas und Grundschulen gebaut, aber keine weiterführende Schule.“

Stefanie Neumann (36) hat mit dem Umzug ihr Wohnumfeld komplett gewechselt: Die Düsseldorfer Innenstadt gegen ein Vorstadtidyll, wo die Kinder zum Spielen über den Gartenzaun gereicht werden. „Zu unseren unmittelbaren Nachbarn haben wir eine gute Beziehung, unsere Kinder sind altersmäßig sehr nahe beieinander“, sagt sie. Zudem habe sie mit anderen Müttern, die in diesem Jahr entbunden haben, eine Mama-Gruppe gegründet. Ihre Freundin aus Düsseldorf, die gerade zu Besuch ist, bedauert indes, dass spontane Shopping-Touren jetzt schwieriger geworden sind. Noch etwas verloren steht eine 33-jährige Mutter auf dem Quartiersplatz, während Kleinkinder auf Bobbycars oder Minirädern um sie herum sausen. „Ich wohne erst seit einer Woche hier“, sagt sie. „Ich muss hier erstmal reinkommen, die anderen Familien sind nach einem Jahr längst angekommen.“ Jetzt hofft, sie dass es bald mit der Öffnung der Gänseblümchen-Kita klappt, die von außen noch sehr nach Baustelle aussieht. „Das wäre praktisch: Tür auf, Kind raus und ab in die Kita nebenan.“