Kommentar Neue Führungsspitze der SPD muss noch Brücken bauen

Der neue Kanzler verfügt über großes Selbstbewusstsein, gilt nicht als glänzender Zuhörer und ist von Widerworten oft eher genervt. Für das neue Spitzenduo, Saskia Esken und Lars Klingbeil, wird das nicht leicht.

 Das überschwängliche Eigenlob und der Jubel über Olaf Scholz als ihren vierten Regierungschef in der Bundesrepublik sei der SPD beim ersten Parteitag als Kanzlerpartei nach 16 Jahren gestattet.

Das überschwängliche Eigenlob und der Jubel über Olaf Scholz als ihren vierten Regierungschef in der Bundesrepublik sei der SPD beim ersten Parteitag als Kanzlerpartei nach 16 Jahren gestattet.

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Das überschwängliche Eigenlob und der Jubel über Olaf Scholz als ihren vierten Regierungschef in der Bundesrepublik sei der SPD beim ersten Parteitag als Kanzlerpartei nach 16 Jahren gestattet. Die altehrwürdige Volkspartei hat sich selbst aus einem Umfragetief von 15 Prozent zur stärksten Kraft im Land emporgekämpft – und damit zugleich der Parteienfamilie in ganz Europa neue Hoffnung gegeben.

Das verdient Respekt und Anerkennung – und durchaus einen Vertrauensvorschuss für die Ampelregierung. Und nun sollten die Sozialdemokraten wieder Boden unter die Fußen bekommen. Denn andernfalls könnten sie schnell abgehoben wirken. Der neue Co-Vorsitzende Lars Klingbeil hat versprochen, ein Brückenbauer zu sein. Es wird auch eine Herausforderung sein, die Parteiarbeit nicht nur der Regierung von Olaf Scholz unterzuordnen, und zugleich möglichen Dissens mit ihm nicht zur Krise eskalieren zu lassen.

Der neue Kanzler verfügt über großes Selbstbewusstsein, gilt nicht als glänzender Zuhörer und ist von Widerworten oft eher genervt. Für das neue Spitzenduo, Saskia Esken und Lars Klingbeil, wird das nicht leicht. Zumal die Wahlergebnisse von 76,7 Prozent für Esken und 86,3 Prozent für Klingbeil nach diesem furiosen Wahlkampf auf partiellen Unmut in der Partei hindeuten.Obendrein ist da noch der neue Generalsekretär Kevin Kühnert, den die eigenen Mitglieder an seinem frech-fröhlichen und vor allem unabhängigen Auftreten als früherer Juso-Chef messen werden.

Sollte er im neuen Amt nur gegen die anderen austeilen und die eigene Partei staatstragend in Ruhe lassen, wird er Enttäuschung provozieren. Für Scholz wiederum würde es schwer, wenn ihn die eigene Partei hinterfragt. Mit ihm, dem neuen Bundeskanzler, ist die SPD zurück in der Zukunft. Balsam für die ganze Partei. Ihr Anfang in eine neue Zeit ist geglückt. Ob es eine Ära wird, wie Scholz bereits glauben machen möchte, ist dagegen offen.