Erdleitung A-Nord am Niederrhein So soll es bei der Super-Stromtrasse weitergehen

Niederrhein · Ende des Jahres soll die Genehmigung für das Erdkabel vorliegen. Für das Projekt entsteht eigens ein Baubüro in Aldekerk.

Die Superstromtrasse, die Windstrom von der Nordsee in den Süden bringen soll, sorgt schon seit längerer Zeit für reichlich Gesprächsstoff. Es gab Planungen und Infoabende, doch für die meisten blieb das Mega-Projekt doch ziemlich abstrakt. Jetzt wird es zum ersten Mal in der Region so richtig konkret. In Kerken laufen die Vorbereitungen, um dort einen Dispositionsplatz für das Projekt einzurichten.

Die Bezeichnung klingt sehr bürokratisch. Im Grund soll hier gewissermaßen das Baubüro für einen Bereich der Trasse entstehen. An der Hülser Straße in Aldekerk entsteht dafür eine zweistöckige Containeranlage, von der aus der Bau des Energiewendeprojekts abgewickelt und gesteuert wird. Hierfür wurde der Oberboden flächig abgetragen. Derzeit bauen Fachfirmen Natursteinschotter ein, um Fahrwege herzustellen und Lager- sowie Stellflächen einzubauen.

Zukünftig koordiniert das für den Ausbau zuständige Unternehmen Amprion sowie die Projektpartner von hier aus die Bauausführung der geplanten Gleichstromverbindung. Dies umfasst die Lagerung des Materials, die Geräteplanung, Logistik und Transport sowie das Controlling. Von hier aus soll der Bau der Leitung in der Region koordiniert werden.

Aldekerk wurde ausgesucht, weil man geschaut habe, welcher Standort am sinnvollsten sei, so Tanja Groß, Projektsprecherin der Trasse A-Nord. „Dank der guten Zusammenarbeit und Abstimmung mit der Gemeinde Kerken und dem Kreis Kleve rechnet Amprion mit der Fertigstellung des Dispositionsplatzes voraussichtlich im August“, sagt sie.

Für die Bürger sicher wichtig: In dem Baubüro wird es später auch einen direkten Ansprechpartner für das Projekt geben. Der soll vor allem den Kontakt zu den Besitzern der Flächen halten, auf denen die Trasse verlaufen wird. Aktuell sei man gerade dabei, mit den konkreten Verhandlungen über die Grundstücke zu beginnen.

Da die Stromleitung als Erdkabel verlegt wird, ist es auf den meisten Teilen der Flächen später möglich, sie auch weiter zu bewirtschaften. Zunächst sollen die Kabelschutzrohre verlegt werden. Danach können die Gräben wieder zugeschüttet werden. An einigen Stellen müssen nur Bereiche freigehalten werden, über die dann später die Stromleitung in etwa ein Kilometer langen Teilen in das Rohr geführt wird. Diese Arbeitsweise hat den Vorteil, dass die Grundstücke schnell wieder zur Verfügung stehen sollen.

Wann allerdings die ersten Bagger anrücken, ist offen. Im Niedersachsen ist ein Teil der Leitung seit Mai im Bau. Für den Niederrhein wird im November mit dem Planfeststellungsbeschluss gerechnet, also der Genehmigung für das Kabel. Wann danach die Arbeiten beginnen, hänge dann vor allem vom Wetter und dem Stand der Grundstücksverhandlungen ab, so Tanja Groß.

Kerken gehört zum Bereich „NRW 3a“ des Projekts A-Nord. Dieser Bereich reicht ab Sonsbeck bis Meerbusch-Osterath. „NRW 1“ reicht von Niedersachsen aus bis zwischen Bocholt und Hamminkeln, „NRW 2“ geht dann über Rees bis nach Uedem.

Neben Kerken soll es noch zwei weitere Dispositionsplätze für die Super-Stromtrasse in der Region geben. Zu den Standorten laufen derzeit noch die Gespräche.

Der Niederrhein wird sich in den kommenden zehn Jahren auf ständige Bauarbeiten für die verschiedenen Super-Stromkabel einstellen müssen. Standard für die Verlegung ist die offene Bauweise. Dabei wird der Boden Schicht für Schicht ausgehoben und später wieder verfüllt. Sie ist die schnellste und damit meist die wirtschaftlichste Lösung. Hinzu kommt die geschlossene Bauweise. Dazu gehören das Spülbohrverfahren, der Mikrotunnelbau oder verschiedene Pressbohrverfahren. Sie kommen zum Einsatz, wenn bestehende Infrastruktur oder natürliche Hindernisse wie Flüsse oder Naturschutzgebiete gequert werden müssen.

Das Kabel für A-Nord wird bei Rees unter dem Rhein durchgeführt. Von Obermörmter geht es südlich des Uedemer Hochwaldes auf das Gemeindegebiet von Sonsbeck, quert dann die A 57, bevor die Trasse das Gebiet der Stadt Kevelaer erreicht. Dort soll das Erdkabel durch Achterhoek verlaufen. Für die Leitung wurden vor allem Bereiche ausgesucht, die nur dünn besiedelt sind. Von Achterhoek aus verläuft die Trasse zwischen Kapellen und Hamb weiter in Richtung Issum. Die Superstromleitung wird zwischen Hartefeld und Sevelen in südlicher Richtung weitergeführt. Von dort geht es weiter nach Kerken. Der Trassenkorridor quert die A 40 an der Autobahn-Anschlussstelle Kerken und führt weiter in Richtung Süden, wo er das Naturschutzgebiet Tote Rahm in Kempen quert und dann zwischen St. Hubert und Krefeld-Hüls verläuft.