Infrastruktur NRW-Brücken besonders marode - Wirtschaft schlägt Alarm

Düsseldorf · In Nordrhein-Westfalen gibt es besonders viele marode Autobahnbrücken. Für jahrelange Planungs- und Genehmigungsverfahren gebe es keine Zeit mehr, sagt die IHK.

Die IHK ist sehr besorgt über den Zustand der Autobahnbrücken in NRW. (Archivbild)

Foto: Dieter Menne/dpa

Der Zustand der Autobahnbrücken in Nordrhein-Westfalen ist deutlich schlechter als in anderen Bundesländern. Das hat der „Brückenmonitor“ der Industrie- und Handelskammer NRW in Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen ergeben.

Während 30 Prozent der Autobahnbrücken in NRW in die beiden schlechtesten Kategorien fallen, seien es in Bayern weniger als 10 Prozent. In NRW müssten 600 Autobahnbrücken mehr saniert werden als in Bayern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz zusammen. In Rheinland-Pfalz sein etwa nur 14 Prozent der Autobahnbrücken sanierungsbedürftig und in Baden-Württemberg 19 Prozent.

Die Sperrung der maroden Rahmede-Talbrücke verursache einen Schaden von 1,8 Milliarden Euro. „Das können wir uns nicht leisten“, sagte IHK-Präsident Ralf Stoffels. Eineinhalb Jahre Genehmigungsdauer für die Sprengung der maroden Brücke seien deutlich zu lang. Durch die Sperrung der Rahmede-Talbrücke würden nun 250 Kilometer Landesstraßen als Umleitungsstrecken kaputt gefahren.

Die IHK ist sehr besorgt über den Zustand der Autobahnbrücken in NRW. (Symbolbild)

Foto: Thomas Frey/dpa

2.440 Brücken marode

2.440 Autobahnbrücken in NRW seien marode. Die Zahl der Unternehmen, die über Beeinträchtigungen durch die mangelhafte Verkehrs-Infrastruktur klagen, wachse ständig. Waren es im Jahr 2013 noch 59 Prozent, seien es inzwischen 79 Prozent der Unternehmen.

Die Modernisierung der Brücken sei von höchster Bedeutung für die Wirtschaft in NRW. Der Zustand der Brücken des Bundes sei ernster als der Zustand der Landesbrücken. Der Handlungsdruck werde in den kommenden zehn Jahren noch einmal deutlich steigen.

NRW müsse das Brücken-Management unbedingt verbessern. „Als Hendrik Wüst Verkehrsminister war, wurden die Projekte mit mehr Nachdruck vorangetrieben“, sagte Stoffels. Die IHK regt die Schaffung einer „Brücken-Task-Force“ an.

Es gebe Nachholbedarf bei der Sanierung der Autobahnen und -brücken, so NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne). „Eine neue Bundesregierung muss Lösungen liefern, auch für die langfristige Finanzierung von Infrastruktur-Maßnahmen.“

Die FDP-Landtagsfraktion sieht dagegen Krischer verantwortlich für die langsame Umsetzung von Projekten und langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren.

Baufortschritt rückläufig

Auch wenn die Verantwortung für die Autobahnbrücken in NRW beim Bundesverkehrsministerium liege, müsse man konstatieren, dass es auch Defizite in NRW gebe. „Andere Bundesländer kämpfen besser.“

Durch steigende Baukosten und nicht abgerufene Bundesmittel hätten sich die tatsächlichen Baufortschritte in den letzten zwei Jahren um 20 Prozent reduziert, sagte der verkehrspolitische Sprecher der IHK, Ocke Hamann.

Brücken sollten künftig nicht mehr nach Gewerken, sondern als Gesamtbauwerke ausgeschrieben werden. „Niederländer und Italiener machen uns vor, wie man Brücken deutlich schneller bauen kann als bei uns.“ Der Neubau einer Rheinbrücke schlage inzwischen mit rund einer Milliarde Euro zu Buche.

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(dpa)