Einführende Worte bei der Vorstellung des Buches am Freitag im raum 87 an der Luisenstraße sprach Thomas Buckard, MPF (das Unternehmen unterstützt das Projekt).
Die beiden Künstler kennen sich schon „seit der Zeit, als es noch eine Sexta gab“, berichtet Birke. Vor einigen Jahren hat man sich wiedergetroffen und die Idee eines gemeinsamen Projektes entwickelt. „Es war eine Menge Arbeit und mit dem Ergebnis sind wir nun sehr zufrieden“, freut sich Birke. Im Buch finden sich 80 Kombinationen seiner Fotografien mit Texten von Buth. Diese stammen zum Teil aus seinem 2022 erschienenen Buch „Im Zwischenland – Rhapsodien“. Sprachbild und fotografisches Bild gehen hier eine gekonnte Symbiose ein. „Wir haben Übereinstimmungen gefunden, als wäre es abgesprochen“, so Birke.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte heißt es, aber auch Texte lassen Sprachbilder im Kopf entstehen. Und besonders die bildhafte und aussagekräftige Sprache von Buth. „Jeder Text hat seine eigene Dynamik“, erklärt er vor der Lesung. Gemeinsam spannen Birke und Buth den Bogen von Andreas Gryphius, der „Der Augenblick ist mein“ im 17. Jahrhundert dichtete zu Novalis’ Spruch „Wohin gehen wir? Immer nach Hause“. Darauf bezieht sich Buth: Er lädt die Besucher ein, sich einzulassen auf die Welten, die uns erwärmen. Knapp 20 Texte liest er vor, dazu werden digital die passenden Fotos gezeigt. Einige Rhapsodien hat Buth ausgewählt, Prosaminiaturen, die oft zusammenbringen, was nicht zusammengehört.
Der Kölner Dom stürzt
kopfüber nach Deutz
So erzählt er in der „rhapsodie 335“ von der Schwebebahn, die gerne entführt werden würde in andere Lüfte und auf weitere Elefanten wie Tuffi wartet, die sich was trauen. Das Land Rumänien, für das er „ein Faible hat“ ist wiederholt Thema, so auch in „gemeinde“. „Die Orgel tropft Stille, leergebetet sind die Bänke“ beschreibt Buth in seiner poetischen Sprache. Eine rumänische Zigeunerin ist auf dem nächsten Bild zu sehen. Mit ihr verband ihn eine langjährige Freundschaft bevor sie hundertjährig starb. Buth lässt sie in „nicht gestorben“ wieder sprechen. Fesselnd und ans Herz gehend auch hier seine Sprachwahl zu ihrer Beschreibung der von ihr erlittenen Folter im KZ.
Die Aufnahmen Birkes sind schwarz-weiß, entstanden sowohl in naher Umgebung als auch in ganz Europa. Zu dem, sich in einer Pfütze spiegelnden Kölner Dom schreibt Buth „der Dom stürzt kopfüber nach Deutz.“ Bildhaft auch sein Text zum Bild der Berliner Mauer. „Wo ist Berlins weißer Schal, der uns die Teilung warm hielt?“ Die Veränderung der Bestattungen auf den Friedhöfen thematisiert „unsterblich“. „Vor uns sterben die Friedhöfe, Gras grünt das Auge ein.“
Ausgehend von ihrer gemeinsamen Jugend in Wuppertal haben Birke und Buth mit dem Buch den Blick in die Welt geöffnet, thematisch weit gespannt, von der Kaffeemühle über das Klavier bis zu Alexei Anatoljewitsch Nawalny. Es ist kein Buch, das der Betrachter sich von vorne bis hinten ansehen und lesen muss. Er kann es zwischendurch immer mal weglegen, wieder neu zur Hand nehmen und sich an Bild und Text voller Poesie erfreuen.
»Die Ausstellung der Bilder im raum 87, Luisenstraße 87a, ist bis einschließlich Sonntag, 16. März, täglich von 16 bis 19 Uhr geöffnet.