Veranstaltung in der Bergischen VHS Frauentag in Wuppertal: „Wir sind mit dem Kampf noch nicht fertig“

Wuppertal · Die Bergische VHS verwandelte sich am Internationalen Frauentag in einen Ort des Austausches. Unter dem Motto „Vielfalt – Bewegung – Positionen“ versammelten sich eine Vielzahl an Vereinen, Institutionen und Initiativen.

Nicht nur informieren konnten sich die Besucherinnen und Besucher in der VHS – auch für Beschäftigungsmöglichkeiten war gesorgt, beispielsweise mit einem Stricktisch.

Foto: JA/Andreas Fischer

Über 180 000 Frauen erlitten 2023 laut UN Women in Deutschland häusliche Gewalt, über 52 000 Frauen wurden im selben Jahr Opfer von Sexualstraftaten: zwei von vielen Zahlen, die die Gefahren darlegen, in denen Frauen sich auch in der heutigen Zeit noch befinden. Genau hierauf und auf vieles darüber hinaus soll der Internationale Frauentag aufmerksam machen, der seit 1921 jährlich am 8. März stattfindet. Demos, Kundgebungen, Zusammenkünfte – die Angebote weltweit und auch im Tal waren am Samstag divers.

Einer der Orte, der sich für den Internationalen Frauentag in einen Ort des Austauschs verwandelte, war die Bergische Volkshochschule (VHS). Unter dem Motto „Vielfalt – Bewegung – Positionen“ versammelten sich hier eine Vielzahl an Vereinen, Institutionen und Initiativen, die gemeinsam das „Netzwerk 8. März“ bilden, sich für feministische Rechte einsetzen und Frauen in verschiedensten Lebenslagen unterstützen. An vielen großen und kleinen Ständen, die gemeinsam einen sogenannten „Markt der Möglichkeiten“ bildeten, klärten sie über ihre Arbeit auf, boten Mitmachaktionen an und machten auf das breite Hilfsangebot aufmerksam, das Frauen im Bergischen Land wahrnehmen können. Workshops, Diskussionsrunden und ein Buffet rundeten das Angebot in der VHS ab.

„Wir wollten einen zentralen Ort haben und dieser Ort hier steht sowieso schon dafür, dass Menschen sich begegnen“, erklärte Martina Völker, stellvertretende Leiterin der Stabsstelle für Gleichstellung und Antidiskriminierung der Stadt Wuppertal, die Auswahl der VHS als Veranstaltungsort. „Uns war wichtig, Gruppen und Vereine in Wuppertal zu sammeln, die als ‚Netzwerk 8. März‘ gemeinsam ihre Beratungsangebote, Themen und kreativen Angebote mitbringen.“

Jan Niko Kirschbaum, Fachbereichsleitung Politik, Gesellschaft und Umwelt der Bergischen VHS, betonte die Wichtigkeit einer solchen Präsenz-Veranstaltung. „Man muss immer wieder Flagge zeigen für die Themen, die einen bewegen. Und man muss den Leuten die Gelegenheit geben, sich zu vernetzen und miteinander ins Gespräch zu kommen“, beschrieb er. „Wir erleben viele Konflikte in der Gesellschaft. Und viele kann man lösen, indem man miteinander redet und sich austauscht. Und daher sind solche Präsenzveranstaltungen nicht zu ersetzen.“

„Sexualität ist natürlich
auch ein Frauenthema“

Eine der vielen Initiativen, die Teil des Markts der Möglichkeiten war, war die Bergische Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit des Gesundheitsamts. Am Stand konnte sich nicht nur informiert, sondern etwa auch gelernt werden, wie ein Kondom richtig anzuwenden ist. „Sexualität ist natürlich auch ein Frauenthema und das zu enttabuisieren, spielt eine große Rolle“, berichtet Mitarbeiterin Sarah Blumenroth. „Grundsätzlich geht es bei uns um sexuelle Gesundheit. Wir bieten ganz viel für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter und deren Rechte an. Wir möchten präsent machen und bewerben, dass wir da sehr offen und Sex-positiv sind.“

Aber nicht nur Menschen, die in der Sexbranche arbeiten, können sich an die Beratungsstelle wenden. „Unser Angebot richtet sich zum einen an alle Bürgerinnen und Bürger. Dementsprechend weit ist natürlich auch das Feld der Sexualität und der Problemlagen. Das können Menschen sein, die frisch zusammen sind und sich testen lassen möchten, damit sie das Kondom weglassen können, in der Regel sind es aber Menschen, die Angst haben, dass sie sich angesteckt haben“, berichtete Blumenroth. Die Beratungsstelle bietet HIV-Tests und testet bei Bedarf auch auf andere Geschlechtskrankheiten (STIs) – zu 100 Prozent anonym und kostenlos.

Nicht nur in der VHS gab es am Samstag einiges zu entdecken – auch der Platz davor wurde zu einem Teil der Veranstaltung. Hier waren zum einen große, weiße Banner ausgelegt, auf die die Besucherinnen und Besucher mit Filzstiften und Spraydosen Botschaften und Forderungen anlässlich des Internationalen Frauentages schreiben konnten. Die Banner sollten dann anschließend bei einer Demonstration direkt zum Einsatz kommen.

Und auch der Bus „Tilda“ der Wuppertaler Frauenberatung fand vor der VHS einen Platz. Ihren Hauptsitz hat die Frauenberatung in der Laurentiusstraße 12. Mit Tilda soll die Zugänglichkeit zu Beratungsangeboten erleichtert und so mehr Frauen – auch die, die es nicht in die Laurentiusstraße schaffen – erreicht werden können. „In erster Linie beraten wir bei Gewalt an Frauen, aber auch zu Themen wie zum Beispiel Scheidungen oder Essstörungen“, erklärte Ulrike Schmidt.

Erst im September letzten Jahres wurde Tilda eingeweiht. Veranstaltungen wie die der VHS möchte die Frauenberatung nutzen, um Präsenz zu zeigen. „Es ist immer noch wichtig, Frauen zu stärken, weil sie in ganz vielen Bereichen noch immer benachteiligt sind, es sehr viel Gewalt an Frauen gibt und es wichtig ist, zu zeigen, dass wir da mit dem Kampf noch nicht fertig sind. Es ist noch viel zu tun.“