Schäden durch Exoten Papageien durchlöchern Leverkusener Hausfassaden

Leverkusen. · Der Halsbandsittich lässt sich von Dämmplatten nicht aufhalten.

Halsbandsittiche haben sich unter dem Dach eines WGL-Hauses in Alkenrath eingenistet. 

Foto: Ulrich Schütz

Der Kampf ist in vollem Gange. Kleine Vögel gegen große Wohnungsgesellschaften. Erste Siege gehen an die Halsbandsittiche. Ein munteres Pärchen macht es sich derzeit etwa in der Fassade eines Alkenrather Mehrfamilienhauses der Wohnungsgesellschaft Leverkusen (WGL) gemütlich. Stadtweit liegen die durch Vögel angerichteten Schäden an Gebäudewänden allein bei der WGL im mittleren fünfstelligen Eurobereich, berichtet Günter Konschalla, Leiter der Abteilung ­Instandhaltung.

„Der Halsbandsittich wurde 1967 erstmals im Freiland in Deutschland beobachtet“, schreibt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz auf seiner Internetseite. Heute gebe es 500 Brutpaare in NRW. Dazu etwa 3500 nichtbrütende Artgenossen (Stand 2019). Fachleute sagen, dass die ersten freilebenden Sittiche in Köln „Käfigflüchtlinge“ eines Zoohändlers waren. Obwohl die Tiere ursprünglich aus Asien oder Afrika stammen, gelten Sie heute in Deutschland als heimische Art, da sie schon mehr als drei Generationen überlebt haben.

Seit rund 20 Jahren sind die Höhlenbrüter bei Hausbesitzern gefürchtet. Speziell Fassaden, die mit Dämmplatten und darauf aufgezogenen dünnen Putzschichten versehen sind, werden von den Sittichen gerne als Brutplatz gewählt. Meist bereitet ein Specht auf der Suche nach Futter den Einbruch in die Fassade vor. Ist erst ein kleines Loch im Putz, vergrößern es die Papageien bis auf etwa acht Zentimeter und graben in die Dämmung eine Höhle. Das Sittichpärchen am Alkenrather WGL-Haus ist noch beim Ausbau: Kommt ein Vogel heraus, ist sein Gefieder mit Styroporkügelchen übersät, die beim Abflug in einer Wolke davon schweben. Die WGL hat erst vor ein paar Wochen an dieser Fassade zwei Löcher von Handwerkern mit großem Aufwand schließen lassen. Eines davon hackten die Sittiche wieder frei.

Bis Oktober droht
den Vöglen keine Gefahr

Die Reparatur solcher Öffnungen kostet die WGL pro Jahr bis zu 50 000 Euro. Momentan droht den Vögeln keine Gefahr: „Bis Oktober dürfen wir nichts unternehmen“, sagt WGL-Mitarbeiter Konschalla. Man könne ja so einen Brutplatz nicht einfach verschließen.

Dem Gemeinnützigen Bauverein Opladen (GBO) dagegen bereiten die Sittiche kaum Probleme. Ein Grund: Der Bauverein verfügt meist über denkmalgeschützte Gebäude, die nicht gedämmt werden konnten. „Heutige Fassadensysteme halten den Attacken der Vögel aber stand“, berichtet GBO-Geschäftsführer Alexander Dederichs.

Besondere Erfahrungen machte vor Jahren der Chempark. Sittiche hatten sich Bäume vor der ehemaligen Lanxess-Zentrale am Pförtner 2 als Schlafstätte ausgesucht. Die Vögel flogen pünktlich am späten Nachmittag entlang der Kaiser-Wilhelm-Allee ein – im Formationsflug. Die mehrere hundert Vögel starke Schlafgemeinschaft hatte Folgen: fast täglich musste der Gehweg unter den Bäumen von Kot befreit werden. Currenta versuchte, die Tiere durch einen Falken zu verjagen. Der wurde aber von der Papageienschar so attackiert, dass er flüchtete. Auch der nächtliche Einsatz von Scheinwerfern blieb erfolglos. Nachdem die Vögel erkannt hatten, dass die Lampen ungefährlich sind, setzten sich die sehr lernfähigen Sittiche über die Scheinwerfer und genossen deren Wärme.