Geplanter Konverterbau in Osterath Beim Thema Konverter rückt die Entscheidung näher
Osterath. · Die Stadt wird ihre Stellungsnahme gegen den Konverter abgeben.
50 Jahre lang ist Angelika Mielke-Westerlage nun schon für die Stadt Meerbusch tätig, davon viele Jahre in verantwortlicher Position. In dieser Zeit hat sie eine Menge mitgemacht und ist daher so leicht nicht aus der Ruhe zu bringen. Zu der aktuellen Situation sagt die Bürgermeisterin jedoch: „Das habe ich in all den Jahren noch nie erlebt.“
Weil alle Sitzungen bis Mai ausfallen, müssen andere Lösungen her, um weiter Kommunalpolitik machen zu können. „Bislang gab es vier Videokonferenzen mit den Fraktionsvorsitzenden, die in der Regel jeweils rund zwei Stunden gedauert haben“, berichtet Mielke-Westerlage. „Dort besprechen und klären wir das Allerwichtigste. Ansonsten bemühe ich mich im Moment, möglichst keine neuen Themen aufzurufen.“
Doch der Konverter-Bau, den Netzbetreiber Amprion in Osterath vorantreibt, kennt keine Corona-Krise. Wichtige Fristen sind gesetzt und laufen ab. „Die Zeit rennt uns davon“, so die Bürgermeisterin. Ursprünglich war für den 21. April eine Sondersitzung des Rates zum Konverter angesetzt. Dort sollte die Stellungnahme der Stadt beraten und beschlossen werden. Nicht nur, dass die Sitzung wegen Corona ausfallen muss. „Wir haben außerdem festgestellt, dass die Zwei-Monatsfrist, die uns gesetzt wurde, falsch ist“, sagt Mielke-Westerlage. „Nicht der 21. April ist der Stichtag, sondern bereits der 20. April. Hätten wir das nicht bemerkt und die Frist wäre verstrichen, wäre das einer Zustimmung gleichgekommen.“
Die Stadt Meerbusch wird nun per Dringlichkeitsentscheidung ihre Stellungnahme gegen den Konverter beschließen. Heißt: Die Bürgermeisterin und ein Ratsmitglied entscheiden anstelle des ganzen Rates. „Das ist ein selten angewendetes Verfahren. Um die Tragfähigkeit zu garantieren, werden jedoch vorab alle Fraktionsvorsitzenden das Papier unterschreiben“, erklärt die Verwaltungschefin. Die Fraktionsvorsitzenden und die Bürgermeisterin beraten sich nun am Donnerstag, um bereits am Freitag, 17. April, ihre Stellungnahme abzugeben.
Stadt Meerbusch hat
Architekten ausgewählt
Der Inhalt auf 24 Seiten in wenigen Worten: Die Stadt versagt dem Vorhaben das sogenannte gemeindliche Einvernehmen. Sie ist also weiterhin gegen den geplanten Bau einer 18 Meter hohen Konverter-Station auf einer Fläche zwischen Ingerweg, Am Greit, Siep und Alte Landwehr. „Wenn der Bau aber unvermeidbar sein sollte, wollen wir uns wenigstens aktiv einbringen und eine optimale landschaftliche Gestaltung erreichen: Der Konverter soll so gut es geht verdeckt sein“, fordert Mielke-Westerlage. „Deshalb wollen wir, dass der entsprechende Landschaftsplan, den Amprion eingereicht hat und der nicht mehr als das Pflichtprogramm beinhaltet, ausgetauscht wird.“
Es kann nämlich passieren, dass der Rhein-Kreis Neuss Amprion die Genehmigung erteilen wird. Er ist als federführende Behörde nicht an das Votum der Stadt Meerbusch gebunden. Darauf will die Meerbuscher Verwaltung vorbereitet sein und sich bestmögliche Einflussmöglichkeiten in Sachen Bau und Gestaltung sichern. Mielke-Westerlage: „Amprion zeigt sich bislang sehr kooperativ.“ Ein entsprechender Arbeitskreis mit Vertretern aus Politik und Verwaltung, aus der Bürgerinitiative und von Amprion sowie mit dem Bonner Landschaftsarchitekten Stephan Lenzen hat sich bislang einmal getroffen. „Dann kam Corona dazwischen, und wir haben uns im kleinen Kreis beraten“, sagt die Bürgermeisterin.
Den Landschaftsarchitekten hat die Stadt selbst ausgewählt. „Ich bin fasziniert von der Arbeit der Planer“, erzählt die Bürgermeisterin. „Was dort angedacht ist, hat hohe Qualität. Der Konverter soll so eingegrünt werden, dass dessen Wahrnehmung reduziert wird.“ Außerdem soll das Gelände so modelliert werden, dass der Konverter mit seinen großen Hallen quasi verschwindet. „Beispielsweise sind zwei bewachsene Wälle geplant“, so Mielke-Westerlage. „Und vor dem Konverter-Gebäude soll ein 14 Meter hohes Gitter mit Rankpflanzen stehen.“ Ende April will der Arbeitskreis wieder per Videokonferenz tagen. „Wir hoffen darauf, dass wir so die Folgen eines möglichen Konverters abmildern können.“