Kommentar Putin und die Ukraine - Der Druck steigt

Meinung · Kurz vor Weihnachten nehmen die Spannungen im Ost-West-Konflikt noch einmal zu. Während Russlands Präsident Wladimir Putin seine Forderungen nach Sicherheitsgarantien wiederholt, zeigt die Nato erstmals die Zähne und erhöht die Einsatzbereitschaft ihrer 40.000 Mann starken schnellen Eingreiftruppe NRF.

 Putin hat einen starken Hang zur Geschichte, und er betrachtet die Ukraine historisch zu Russland gehörig.

Putin hat einen starken Hang zur Geschichte, und er betrachtet die Ukraine historisch zu Russland gehörig.

Foto: dpa/Mikhail Metzel

Es ist die erste direkte militärische Reaktion des Westens auf den russischen Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine mit rund 100.000 Soldaten. Putin hat einen starken Hang zur Geschichte, und er betrachtet die Ukraine historisch zu Russland gehörig. Aber dieser zeitgrößte Staat Europas ist nach dem 26. Dezember 1991, dem Tag des Endes der Sowjetunion, einen eigenen Weg gegangen. Sich damit abzufinden scheint für Putin unmöglich, weshalb er wirklich alles in Bewegung setzt – inklusive Kriegsgerät und Truppen. Zugleich hat Putin es nicht geschafft, sein System so attraktiv zu gestalten, dass Millionen Ukrainer Russland als erstrebenswertes Ziel betrachten und dorthin auswandern.

Es ist nachvollziehbar, dass der Kreml ein stetiges Näherrücken des westlichen Gesellschaftsmodels mit Nato und EU als unangenehm empfindet. Eine Großmacht, die sich in der imperialen Tradition von Zarenreich und Sowjetunion sieht, lässt sich nicht gern auf der Nase herumtanzen. Aber die Welt hat sich verändert, die Ukraine und das Baltikum sind nicht mehr irgendeine Verhandlungsmasse in einem „Interessenausgleich“, wie es ihn 1945 in Jalta auf der Krim gegeben hat, als „Die Großen Drei“ Europa in Einflusssphären aufteilten.

Derzeit kann tatsächlich niemand sagen, wie die Sache ausgeht, wahrscheinlich nicht einmal der Kreml selbst. Aber mit jeder weiteren Eskalation bringt sich Moskau und mithin Putin auch selbst unter Druck, letztendlich irgendwie handeln zu müssen. Bleibt zu hoffen und auch darauf hinzuwirken mit Diplomatie und Geschick vor allem der EU, dass es dazu nicht kommen wird.