Hockey Bergmann tritt die Euphoriebremse
Der DSD will in der 2. Hockey-Bundesliga oben mitspielen und den Kontakt zur Tabellenspitze nicht abreißen lassen. Der Trainer sieht seine Mannschaft im Kampf um Platz eins aber ganz klar als Außenseiter.
Tobias Bergmann wäre nicht Tobias Bergmann, wenn er um den heißen Brei herumreden würde. „Wir wollen weiter zu den Top Vier gehören“, sagt der Trainer des Hockey-Zweitligisten DSD. Schließlich hole der Verein keine neuen Spieler, um am Ende tabellarisch und leistungsmäßig zu stagnieren. Einige Punkte mehr als in der vergangenen Saison dürften es schon sein. Und wenn dann ein Platz im Spitzentrio herausspränge, wird Bergmann sich dagegen auch nicht sträuben.
2024 wird der DSD 100 Jahre alt. Da wäre eine Doppelfeier schön. Für Bergmann aber ist das kein Thema. Er holt die Euphoriker auf den Boden der Ligarealität zurück. „Jetzt nur wegen des Jubiläums das Ziel Aufstieg auszurufen, wäre völlig unangebracht.“ Dazu seien zu viele starke Mannschaften unterwegs.
Aber nicht nur hinter den anderen Teams stehen Fragezeichen. Bergmann weiß, dass es auch im eigenen Umfeld in der Regel anders kommt, als Trainer und Spieler sich das vor einer Spielzeit ausmalen. Besonders dann, wenn ein Kader sich sichtlich verändert.
Drei Abgängen (Felix Deich, Per Pink und Tomasz Górny) stehen bislang fünf neue Gesichter gegenüber. Und mit Lukas Muth und Tassilo Sura sind zwei langzeitverletzte Stammkräfte heiß auf ihr Comeback. Zu den Neuen: Die Neuseeländer Ricky Hayward und Garrick du Toit, ein Innenverteidiger und ein Stürmer, sind für den DSD „kleine Wundertüten“, da Bergmann sich bei den beiden nur auf Videoaufzeichungen und auf die Empfehlung ihres ehemaligen Trainers stützen kann. „Die beiden werden die Liga nicht kurz und klein schießen, aber sie werden uns sicherlich guttun.“
Der Argentinier Tomas Larrinaga macht laut Bergmann einen „hervorragenden Eindruck“ und soll dem Viertletzten der vergangenen Saison im defensiven Mittelfeld oder in der Verteidigung weiterhelfen.
Moritz Hufer hat in Münster in der Regionalliga gespielt und sich trotz seiner jungen Jahre bereits als Spielertrainer bewiesen.
Ab Mitte September geht es um die ersten Punkte in der Liga
Bergmann setzt auf den Stürmer der Marke Brecher: „Durch seine 18 Treffer in der vergangenen Saison war Moritz auch für andere Vereine interessant, hat sich letztlich aber für uns entschieden. Er weiß, wo das Tor steht und könnte bei kurzen Ecken eine Alternative sein.“ Schließlich kehrt mit Max Krawczack, der in den Niederlanden seine Jurastudium abschloss, ein Mittelfeldspieler an den Rhein zurück. Trotz besagter Fragezeichen: „Ich bin zuversichtlich, dass die Neuen die Abgänge kompensieren werden“, sagt Tobias Bergmann.
Um Punkte geht es ab Mitte September. Die Testspielserie begann zäh, dann aber steigerte sich der DSD und erzielte gegen den deutschen Vizemeister aus Mannheim ebenso ein beachtliches Remis wie gegen Aufsteiger Mönchengladbach.
Wichtigstes Ziel sei es, so Bergmann, „neue Impulse zu sammeln und uns weiter zu entwickeln“. In den vergangenen acht Jahren habe sich sein Team von Jahr zu Jahr gesteigert. „Den Trend wollen wir fortsetzen.“ Das gelänge aber nicht unter dem Motto „Immer weiter so“. „Mit dem bisherigen Aufwand stoßen wir inzwischen an die Decke, da haben wir unser Maximum erreicht. Deshalb ist es nötig, bei Trainingspensum und Intensität eine Schippe draufzulegen, spielerisch, taktisch und athletisch.“ Das Training werde stärker individualisiert, sodass jeder an seinen Stärken und Schwächen arbeiten könne. „Wir wollen die Jungs zu eigenständigem Training und gesunder Lebensweise anregen.“ Sie sollen ihren Sport nicht mehr als reines Hobby, sondern unter professionellen Aspekten betrachten. Anders als mit kühlem Kopf sei es inzwischen auch in Liga zwei nicht mehr möglich, am Ende mehr als nur den Gewinn des Blumentopfs zu feiern. „Wir müssen den Spagat hinbekommen, Ehrgeiz mit Realitätssinn zu vereinen.“ Das müssten auch die zahlreichen Jungen im Kader verinnerlichen, die langsam aber sicher aus den Lehrjahren herauswachsen. „Sie gehen in ihre dritte Zweitligasaison und müssen jetzt auch Verantwortung übernehmen, ohne dass ich von ihnen Unmögliches verlange.“ Zu den Unmöglichkeiten gehört der Aufstieg für die Grafenberger nicht, eher zu den kleinen Wundern.