Vereine In Ratingen startet Test mit Alpha-Sand

Ratingen · Auch die Stadt Ratingen befasst sich schon seit Monaten intensiv mit dem Thema Kunststoffgranulat auf Kunstrasen. Die Vereine und die Stadtverwaltung stehen in einem engen Austausch miteinander.

Das Kunststoff-Granulat auf Kunstrasenplätzen steht im Verdacht, die Umwelt massiv zu belasten.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Die Stadt Neuss hat bereits auf ein mögliches Verbot seitens der EU reagiert: Dort werden grundsätzlich auf den Bezirkssportanlagen der Stadt keine aus Steuermitteln finanzierten großen Kunstrasenplätze mehr gebaut. Diesen Schlussstrich-Beschluss der Sportpolitiker muss der Rat in der Dezembersitzung noch bestätigen und wird dabei auch die Anforderungen an eine Zustimmung zum Bau von Kleinspielfeldern mit einem Kunststoffbelag verschärfen. Hintergrund ist, dass das in den Kunstrasen eingestreute Kunststoffgranulat im Verdacht steht, durch Verwehungen in die Umwelt zu gelangen und dort massiv an der Belastung durch Mikroplastik schuld zu sein (siehe Info-Box).

In Ratingen geht man das Thema ruhiger an, zumal es noch keinen Beschluss aus Brüssel gibt, Kunstrasenplätze mit jenem Granulat zu verbieten. „Die Verwaltung hat die Problematik voll im Blick“, versichert Michael Schneider, der als Vorsitzender des Stadtsportverbandes (SSV) im steten Austausch mit der Stadt ist. „Was aber zukunftsfähig ist, kann noch keiner sagen. Wir müssen abwarten, was für Lösungen die Hersteller von Füllmaterial noch finden werden“, sagt Schneider, der als Zweiter Vorsitzender der Fußballer von Ratingen 04/19 auch auf dieser Ebene betroffen sein könnte.

Bislang gibt es wenig Alternativen zum Kunststoffgranulat. Kork ist eine, wird aber recht schnell ausgeschwemmt und müsste ständig nachgefüllt werden, was auch nicht im Sinne von Nachhaltigkeit oder Effizienz ist. Die Stadt Ratingen wird eine andere Möglichkeit auf dem Sportplatz an der Schwarzbachstraße versuchen: Alpha-Sand. Dabei handelt es sich laut Schneider um echten Sand, der aber im Gegensatz zum scharfkantigen „normalen“ Sand rundkörnig ist, um die Verbrennungen und Abschürfungen zu reduzieren, die zum Beispiel durch das Grätschen während eines Fußballspiels entstehen können. Das ist auch der Grund, aus dem Kunststoffgranulat überhaupt bislang eingestreut wird, ohne es wäre der Kunstrasen so stumpf, dass die Verletzungsgefahr für Sportler darauf zu hoch ist.

Der Platz an der Schwarzbachstrapße, den vor allem Türkgücü Ratingen nutzt, wird der erste im Stadtgebiet sein, auf dem Alpha-Sand eingesetzt wird. „Die Planungen dafür sind durch“, sagt Schneider. „Türkgücü hat noch den Auftrag, die Funktionsgebäude in Eigenleistung zu erbringen, aber dann kann es losgehen, vermutlich im Frühjahr.“ Ob das Experiment mit dem Alpha-Sand glückt? „Wir müssen sehen, wie es wird. Manche sagen, das würde mit der Zeit hart wie Beton, andere finden es super, wieder andere schwören auf Kork, den wieder andere nicht gut finden – ich glaube, die endgültige Lösung ist das noch nicht“, schätzt Schneider. Daher wird am Sportplatz Schwarzbachstraße eine Bewässerungsanlage mitgeplant, um „sich alle Optionen offenzuhalten“, sagt der SSV-Vorsitzende. „Wir haben das Thema Kunststoffgranulat zusammen mit der Stadt bei allen Neuplanungen im Blick. Bestehende Kunstrasenplätze haben in der Regel keine Bewässerungsanlagen, sie werden jetzt aber mitgeplant, falls die Füllmittel-Hersteller Lösungen finden, die eine Bewässerung notwendig machen“, erklärt Schneider.

Generell wäre natürlich Naturrasen der umweltfreundlichste Untergrund für die Fußballer, aber: „Dafür gibt es in Ratingen nicht genug geeignete Flächen“, sagt Schneider, der zwar weiß: „Das wird eine große Aufgabe“, aber auch betont: „Wir sind in einem Prozess eines Problems, das Ratingen nicht alleine lösen kann. Es gibt derzeit noch kein Verbot, aber die Stadt versucht jetzt schon, das Thema anzupacken.“ Im Stadtgebiet gibt es Kunstrasenplätze in Homberg, Hösel, Ratingen West, Mitte (2), Lintorf (zwei plus ein Kleinspielfeld), Tiefenbroich, Breitscheid und eben Schwarzbachstraße.