Themenwoche „Sicherheit“ „Jeder Tag ist anders“

Serie | Ratingen · Die nackten Zahlen der Kriminalstatistik mögen suggerieren, dass es sich im Kreis Mettmann recht sicher lebt. Das subjektive Sicherheitsempfinden ist oft ein anderes. Wir haben eine Doppelstreife von Polizei und Ordnungsamt begleitet.

Bezirkspolizist Thomas Stefen und Nicole Erenay vom Ratinger Ordnungsamt auf gemeinsamer Streife.

Foto: Achim Blazy (abz)

Nicole Erenay von den Kommunalen Diensten und Bezirksbeamter Thomas Stefen sind kaum Richtung Innenstadt abgebogen, da werden sie schon fröhlich herbeigewinkt. Diesmal ist es „nur“ ein netter Morgengruß der Marktbeschicker. Die Doppelstreife ist in unregelmäßigen Abständen in der Innenstadt unterwegs, um nach dem Rechten zu sehen. Die Präsenz kommt gut an.

„Gut, dass ich Sie mal treffe“, mit diesen Worten stürmt nur wenige Meter weiter ein Bürger auf das Duo zu. Er macht seinem Missmut über nicht abgeholten Sperrmüll Luft. Erenay und Stefen lassen sich das Ärgernis schildern, nehmen den Sachverhalt auf. Später werden sie kontrollieren, ob sich die Vorwürfe des Bürgers bewahrheiten und notwendige Schritte einleiten.

Seit August 2011 gibt es in Ratingen, wie in vielen anderen Kreisstädten, einen Kooperationsvertrag zwischen Ordnungsamt und Polizei. Der verstärkte Einsatz von Doppelstreifen im gesamten Stadtgebiet soll das Sicherheitsempfinden der Bürger erhöhen. Treten Vergehen auf, die auch strafrechtlich relevant sind, können diese unbürokratisch und schnell abgearbeitet werden.

Ein Beispiel: Das Ordnungsamt ist für den ruhenden Verkehr zuständig, die Polizei für den fließenden. Die Doppelstreife kann in jedem Fall eingreifen. Ist die Aufnahme von Personalien erforderlich, erntet ein Beamter in Polizeiuniform seltener Widerspruch, obwohl auch die Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes dazu berechtigt sind.

Und nicht zuletzt gibt es durchaus Situationen, in denen die Eigensicherung eine Rolle spielt.  „Wenn psychisch labile Personen beteiligt sind, kann es schon mal heikel werden“, so Erenay.

Die Doppelstreife hat noch weitere Vorteile. „Auf diese Weise lernen wir auch unsere Amtskollegen kennen“, so Stefen. Das verkürzt Dienstwege. Der ein oder andere Fall lässt sich durch einen Anruf an der richtigen Stelle schnell aus der Welt schaffen. Das kommt auch bei den Bürgern gut an.

Bei einem Gespräch mit den Bürgern bleibt es auf dem Gang durch die Stadt selten. Auch heute nicht. „Am häufigsten sind Beschwerden über zu schnelles Fahren oder falsches Parken im Stadtgebiet“, so Stefen.

„Auch Vermüllung oder zugewachsene Wege werden oft angesprochen“, ergänzt Erenay. Im Sommer kommt gerne mal eine Ruhestörung dazu. Jetzt, in der Vorweihnachtszeit hat die Streife ein Auge auf mögliche Taschendiebstähle, spricht die Bürger auch darauf an, dass nicht verschlossene Taschen oder Rucksäcke es den Dieben viel zu leicht machen.

Ein Dauerbrenner in der Innenstadt sind Radfahrer. Da huscht manch einer fix durch die Fußgängerzone, obwohl er hätte absteigen müssen. Das hat mindestens eine Ermahnung, manchmal auch ein Verwarngeld zur Folge. Aggressive Diskussionen gebe es jedoch selten, so Stefen und Erenay. „Wir bemühen uns immer, die Bürger über die Gefahren aufzuklären und suchen das Gespräch“, erklärt das Team. Die meisten zeigten sich einsichtig.

Bei Streitigkeiten muss
das Team oft schlichten

Angst sei ohnehin der falsche Begleiter, so Erenay. „Wir sind vorsichtig und umsichtig.“ Einen Schritt im Voraus zu denken, sei immer ratsam, mögliche Fluchtwege im Auge zu behalten oder mit einem Angriff zu rechnen ebenso. Zu planen sei eine Doppelstreife jedoch nie. „Jeder Tag ist anders. Es kann alles passieren und man kann nie gegen alles gewappnet sein“, sagt das Team auch mit Blick auf den vermeintlichen Routine-Einsatz im Mai in Ratingen West, der für neun Einsatzkräfte mit schweren Verletzungen endete.

Doppelstreifen gibt es übrigens in jedem Stadtteil. Und sie gehen keineswegs immer die gleiche Runde. Polizei und Ordnungsamt haben ein Auge auf Schulen, Kitas, Spielplätze, Seitenstraßen oder den Busbahnhof. Kriminalitätsschwerpunkte suchen sie häufiger auf.

Oft muss das Team schlichten, wenn es zu Streitigkeiten kommt. „Wir betrachten immer beide Seiten“, so Stefen und Erenay. Beide sind, wie ihre Kollegen auch, in Deeskalationstechniken geschult. „Manchmal wollen die Menschen auch nur reden.“ Dass die beiden das Wort „Danke“ hören, ist übrigens gar nicht so selten. Die Bürger sind froh, wenn sich jemand um ihr Anliegen kümmert, fühlen sich sicherer, wenn die Streife unterwegs ist.

Eine Kitagruppe, die  gerade auf dem Weg durch die Stadt ist, winkt der Streife zu. Ein neugieriger Krümel will von den beiden wissen: „Habt Ihr eine Pistole?“ Stefen und Erenay beantworten geduldig die Fragen der jungen Ratinger. Auch das ist Bürgernähe und ein Moment, in dem beide sicher sind, den richtigen Beruf gewählt zu
haben.