Arbeitslose als Haushaltshilfen
30 Betroffene werden umgeschult und bei „dienstbar“ fest angestellt. Das Risiko trägt der Kreis.
Rhein-Kreis Neuss. Demografischer Wandel und Langzeitarbeitslosigkeit — zwei Problemfelder unserer Zeit. Der Rhein-Kreis Neuss möchte mit dem neuen Angebot „dienstbar“ gleich in beiden Bereichen Erfolge erzielen. Aktuell zählt der Kreis 15.000 Langzeitarbeitslose. 30 von ihnen sollen 2011 bei „dienstbar“, einem Geschäftsbereich der Beschäftigungsförderungsgesellschaft am Technologiezentrum Glehn, sozialversicherungspflichtig angestellt werden.
Das Projekt soll dabei weitaus mehr leisten, als 30 Personen aus der Arbeitslosenstatistik zu streichen. Jürgen Steinmetz, Allgemeiner Vertreter des Landrats, rechnet den finanziellen Vorteil aus: „Jeder Langzeitarbeitslose, den wir beschäftigt kriegen, spart dem Kreis 9.000 Euro im Jahr. Bei 30 Beschäftigen sind das 270.000 Euro.“
Die neuen Dienstbar-Mitarbeiter sollen dort eingesetzt werden, wo sie dringend gebraucht werden: im Haushalt. Wie Projektleitern Ulrike Groth erklärt, nimmt bereits jetzt jeder zehnte Haushalt Hilfe von außen in Anspruch, der Bedarf werde in den nächsten Jahren ansteigen.
Gerade ältere Menschen, brauchen immer öfter jemanden, der ihnen bei den alltäglichen Dingen unter die Arme greift — beim Putzen, Wäschewaschen oder bei Botengängen. Das sollen die Dienstbar-Mitarbeiter leisten. Aber auch andere Zielgruppen werden angesprochen: die alleinerziehende Mutter etwa oder Angehörige von Pflegebedürftigen.
„Wir verstehen uns dabei als Dienstleister“, erklärt Ulrike Groth. Daher lege „dienstbar“ einen hohen Wert auf die Qualifizierung. 14 Langzeitarbeitslose beenden schon bald einen dreimonatigen Lehrgang, der sie auf die kommenden Aufgaben vorbereitet. Neben handwerklichen Dingen lernen die Anwärter auch viel über den Umgang mit Menschen. Wie gehe ich mit Demenzkranken um? Was muss ich über Kleinkinder wissen?
Obwohl Männer nicht ausgeschlossen sind, lassen sich bislang nur Frauen qualifizieren. Zum Beispiel eine dreifache Mutter, die sich nach der Trennung von ihrem Mann teilweise mit bis zu 13 kleinen Jobs parallel über Wasser gehalten hat. Bis es irgendwann finanziell nicht mehr ging. Bei „dienstbar“ wird sie einen festen Lohn und feste Dienstzeiten haben. Und das unabhängig davon, wie die Auftragslage aussehen wird, so das Konzept. Steinmetz sagt: „Das Risiko tragen wir.“ Das Projekt ist zunächst auf 2011 befristet, bei Erfolg ist eine Verlängerung möglich. Starttermin ist der 15. Januar.