Krankenhäuser im Rhein-Kreis Neuss entlasten Böhler-Hallen werden Behelfsklinik

Rhein-Kreis. · Zur Entlastung von Kliniken sollen sich Patienten mit leichter Erkrankung in einer provisorischen Einrichtung erholen.

Der Kreis hat sich gegen andere Optionen für die Böhler Werke als Behelfskrankenhaus entschieden.

Foto: BÖHLER/Lübke

Die 8500 Quadratmeter großen Schmiedehallen auf dem Büdericher Böhler-Areal, seit Jahren gut gebuchte Event-Location, sollen im Auftrag des Kreises für medizinische Zwecke hergerichtet werden. Geplant ist eine provisorische Pflegeeinheit mit 300 bis maximal 500 Betten, die die Krankenhäuser im Rhein-Kreis aber bei Bedarf auch aus angrenzenden Regionen in der Corona-Krise entlasten soll. Das bestätigte Landrat Hans-Jürgen Petrauschke auf Nachfrage. Ein Pachtvertrag sei mit Wirkung zum 1. April vorbereitet aber noch nicht unterzeichnet, sagt der Landrat. Laufzeit: „Zunächst einmal drei Monate.“

In Betrieb genommen wird das Behelfskrankenhaus erst bei Bedarf. Zunächst müssen die Hallen ohnehin erst hergerichtet worden. Eine entsprechende Zahl von Krankenhausbetten wurde am Montag bestellt. Für diese – und gegen Feldbetten – hatte sich der Kreis entschieden, damit das Pflegepersonal bei seiner Arbeit nicht unnötig belastet wird. Die Betten sollen anschließend in anderen Kliniken weiterverwendet werden.

Im Kreishaus ist man überdies bemüht, die Krankenhaus-Kapazitäten auszuschöpfen oder aufzustocken. Das Meerbuscher Elisabeth-Krankenhaus als Rheinisches Rheuma-Zentrum und die St.-Mauritius-Therapieklinik in Meerbusch-Osterath werden darauf vorbereitet, bis zu 30 intensivmedizinische Betten für Corona-Patienten vorzuhalten. Auch die Reha-Klinik Niederrhein in Korschenbroich und die zum Lukaskrankenhaus gehörende Rheintor-Klinik stehen nach Petrauschkes Angaben bereit, solche Patienten aufzunehmen.

Kliniken im Kreis geben
keine Mitarbeiter ab

In der Rheintor-Klinik, eigentlich eine orthopädische Fachklinik, stehen nach Darstellung von Lukas-Sprecherin Ulla Dahmen fünf Beatmungsplätze zur Verfügung. Als Not-Intensivstation. Um die vier somatischen Kliniken im Kreis in die Lage zu versetzen, vorrangig Corona-Patienten zu betreuen, sollen andere Patienten, die zum Beispiel nach einem operativen Eingriff nur noch der Nachsorge bedürfen, in das Behelfskrankenhaus auf dem Böhler-Areal verlegt werden. Petrauschke spricht von einer großen Reserve, von der im Bedarfsplan auch Krankenhäuser anderer Regionen profitieren können.

Weil neben Beatmungsgeräten und Schutzkleidung auch geschultes Personal in der Krise knapp ist, geben die Kliniken im Kreis keine Mitarbeiter zum Böhler-Areal ab. Für das Behelfskrankenhaus soll versucht werden, ehemalige Mitarbeiter aus medizinischen Berufen oder ehemalige Zivildienstleistende zu rekrutieren. Auch die Katastrophenschutzeinheiten des DRK und ein Unternehmen aus dem Rhein-Kreis stellen nach Petrauschkes Angaben medizinisch geschulte Kräfte zur Verfügung.

Andere Optionen waren
ebenfalls im Gespräch

Bevor der Kreis sich für das Böhler-Areal entschied, wurden auch andere Optionen geprüft. Gegen die von der Stadt Grevenbroich angebotene ehemalige Flüchtlingsunterkunft sprach laut Petrauschke die knappe Kapazität von nur 80 Betten. Turnhallen schieden unter anderem wegen der unzureichenden Sanitäreinrichtungen aus. Und gegen Hotels sprach, dass man dort zwar Patienten einzeln unterbringen aber nicht fachgerecht und nur äußerst personalintensiv pflegen kann. Im Böhler-Areal komme man mit kleinerer Mannschaft aus. Geplant ist, in den Hallen in Messebauweise 150 nach oben offene Zweibettzimmer einzurichten. Bei Bedarf könnten die entstehenden 300 auf 500 Betten aufgestockt werden. Ferner sind Sanitär- und für jede Station ein Bürocontainer vorgesehen. Die Zeit für Auf- und Abbau beträgt nur Tage.