In der Neusser Nordstadt Neues Zentrum soll Ärzte entlasten

Rhein-Kreis. · In einer neuen Einrichtung in Neuss sollen Patienten mit Erkrankungen der Atemwege aus dem Rhein-Kreis untersucht werden.

Beim geplanten Diagnosezentrum sind Untersuchungen und Behandlungen möglich.

Foto: Stadt Düsseldorf / Uwe Schaffmeister

Dr. Gerhard Steiner drückt es im Militärjargon aus. „Wenn der Feind kommt, müssen wir schon bewaffnet sein“, sagt der Vorsitzende der Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung augenzwinkernd. Der „Feind“ ist in diesem Fall das Coronavirus – und eine neue „Waffe“ ist derzeit in Planung: Nach den bereits geschaffenen Corona-Teststellen in Neuss und Grevenbroich soll zum 1. April nun auch ein Kreis-Diagnosezentrum für Atemwegserkrankungen seinen Betrieb aufnehmen. Das haben der Rhein-Kreis und die Stadt Neuss jetzt mitgeteilt, die gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein und den niedergelassenen Ärzten an der Umsetzung arbeiten.

Ziel ist es nach Angaben von Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und Bürgermeister Reiner Breuer, „ein Diagnosezentrum zu schaffen, das die niedergelassenen Ärzte im Kreisgebiet entlastet und vor allem auch den Patienten Klarheit darüber verschaffen soll, wie ihre Krankheitssymptome zu bewerten sind“. Arztpraxen könnten dann Patienten mit Atemwegserkrankungen in das Diagnosezentrum überweisen, wo sie von Ärzten unter Schutzvorkehrungen untersucht werden. Auf diesem Wege solle auch ressourcenschonend mit Schutzkleidung umgegangen werden, die durch die Unterbrechung von Lieferketten immer knapper wird. Als Standort sind die Räumlichkeiten der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft am Nordbad in Neuss – über der dortigen Teststelle – vorgesehen. Dr. Steiner, der für die Realisierung des neuen Zentrums einen Eilantrag bei der KV-Hauptstelle einreichte und am Freitagmorgen das offizielle „Go“ erhielt, macht darauf aufmerksam, dass eine Behandlung im neuen Diagnose-Zentrum nur nach einer Überweisung durch einen niedergelassenen Arzt möglich ist. Also genau so, wie es bereits im Test-Center der Fall ist. Um zusätzliche Entlastung zu schaffen, werde derzeit auch die Möglichkeit ausgelotet, Terminvergaben auch online zu erledigen.

„Nur mit Termin“ gilt auch für das neue Diagnosezentrum.

Foto: Janßen/Simon Janßen

Bislang wurden in den Centern 1600 Menschen getestet

Die Taktung im „Test-Center Corona“ soll erhöht werden.

Foto: Janßen/Simon Janßen

Weitere Botschaft: Bei der Einrichtung des neuen Zentrums handele es sich um Prävention und nicht um eine Reaktion: „Es gibt mathematische Berechnungen, die zeigen, dass die Spitze der Erkrankungen noch nicht erreicht ist. Darum wollen wir uns vorbereiten“, sagt Steiner.Lob und Zustimmung für diesen Schritt gibt es unter anderem vom Rheinland Klinkum. „Wenn niedergelassene Ärzte entlastet werden, dann auch wir“, sagt Klinikdirektor Dr. Andreas Kremer, der die aktuelle Lage ebenfalls als „Ruhe vor dem Sturm bezeichnet“. Derzeit würden im Rheinland Klinikum lediglich „vereinzelt“ Coronafälle aufschlagen. Die Zentralisierung der Behandlung sei auch deshalb zu befürworten, weil einige niedergelassene Ärzte nur noch eingeschränkt zur Verfügung stünden. Entweder, weil es einen Corona-Fall in der eigenen Praxisbelegschaft gebe oder weil die notwendige Schutzausrüstung fehlt. „So verlagert sich die Versorgung der Patienten wieder auf die Krankenhäuser“, sagt Kremer. Da die Test-Center in Neuss und Grevenbroich laut Rhein-Kreis „auf Hochtouren“ laufen – bislang wurden zusammengerechnet dort 1600 Personen getestet –, werden die Kapazitäten dort ab kommender Woche nochmals erweitert. Dann sollen nach Angaben von Kreissprecher Benjamin Josephs 1300 Tests pro Woche gemacht werden können. Allein in Neuss ist das eine Erweiterung um 500 Tests pro Woche. Das Test-Center am Nordbad war am 11. März an den Start gegangen, in Grevenbroich war es gut eine Woche später soweit. Die Einrichtung in Dormagen ist mittlerweile wieder geschlossen, dort kooperiert man jetzt mit Neuss, um Personal und Material zu bündeln.