Alter Bahnhof soll neuen Besitzer finden
Die Stadt und der potenzielle Käufer sind sich weitgehend einig. Die Politik muss im Hauptausschuss zustimmen.
Dormagen. Der Alte Bahnhof Nievenheim soll schon bald einen neuen Besitzer finden. Stadtsprecher Harald Schlimgen bestätigte auf Anfrage, dass die Verwaltung das Gebäude verkaufen will. Sie hat den Alten Bahnhof derzeit an den Getränkegroßhändler Lütticke & Tschirschnitz (L&T) vermietet, das Kölner Unternehmen ist jedoch laut Schlimgen „an einer Verlängerung des Mietvertrags nicht interessiert“.
Als Pächterin von L&T betreibt Wirtin Anette Herrig seit vier Jahren ein gutbürgerliches Restaurant in dem Gebäude, in dessen Anbau der Bürgerschützenverein Delrath zudem seinen Schießstand hat. „Wir wissen um die Bedeutung des Gebäudes für die Schützen und auch, wie wichtig das letzte verbliebene Speiserestaurant für die Delrather ist“, betont Schlimgen. Deshalb sollen beide Nutzungen durch Einträge ins Grundbuch entsprechend gesichert werden. Einen Kaufinteressenten, der bereit ist, diese und andere Einschränkungen zu akzeptieren, gibt es bereits.
„Es darf dort keine Spielhalle hinkommen, und die Fläche für den Fahrradparkplatz muss freigehalten werden“, zählt Bernd Blochwitz, Leiter des städtischen Eigenbetriebs, weitere Vorgaben auf. Mit dem Interessenten sei man sich weitgehend einig, nun fehle noch die politische Zustimmung.
Am 26. Mai soll der Verkauf des Alten Bahnhofs im Hauptausschuss auf der Tagesordnung stehen. Den kolportierten Kaufpreis von 200 000 Euro wollte die Stadt weder dementieren noch bestätigen. Offensiv vermarktet wurde das Gebäude nicht: L&T hatte den potenziellen Käufer vermittelt. Die Idee, dass der alte Bahnhof bald in private Hand kommt, bereitet einigen Delrathern Unbehagen.
Insbesondere in der Bürgerinitiative Lebenswertes Delrath (BILD), die den Saal der Gaststätte für ihre wöchentlichen Treffen nutzt, formiert sich Widerstand. „Es wäre aus unserer Sicht außerordentlich wünschenswert, dass der Bahnhof im Besitz der Stadt bleibt“, macht BILD-Mitglied Nikolaus Wiesenberger deutlich. Er erinnert daran, dass die Stadt vor 20 Jahren für das aus dem späten 19. Jahrhundert stammende Gebäude gekämpft hat, als die Bahn es abreißen wollte. Umfangreiche öffentliche Gelder seien in den Umbau geflossen, die Schützen hätten zudem viel eigene Arbeit in den Ausbau des Schießstandes gesteckt.
Ein Antrag, den Bahnhof unter Denkmalschutz zu stellen, scheiterte damals. „In der Begründung hieß es, es handele sich um einen Typenbahnhof, wie es viele aus dieser Zeit gebe, und nicht um ein einmaliges Objekt“, erinnert sich Wiesenberger, den die Befürchtung umtreibt, dass in den historischen Bau vielleicht doch eine Spielhalle einziehen könnte. Denn seiner Ansicht nach lässt der noch aus Zeiten der selbstständigen Gemeinde Nievenheim stammende Bebauungsplan das zu.
Allerdings hat Wiesenberger in dem Werk bereits einen Formfehler entdeckt. „Der Plan weist Kerngebiet neben einem reinen Wohngebiet aus und ist somit nichtig.“ Er will nun auch Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann auf diesen Sachverhalt aufmerksam machen.