Bordell-Skandal: Leiter wiegelt ab
Kirchliche Einrichtung sieht keinen ausreichenden Anlass, das Modellprojekt abzubrechen.
Dormagen. Einen Tag, nachdem Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) den Abbruch des Modellprojekts „Jugendstrafvollzug in freien Formen“ bekanntgegeben hat, reagierte gestern das kirchliche Jugendhilfezentrum Raphaelshaus in Dormagen.
Dort war ein Diplom-Sozialpädagoge (38) mit der Gruppe jugendlicher Intensivtäter Weihnachten zum Bordellbesuch nach Düsseldorf gefahren. Ins Fahrtenbuch trug er eine Besichtigung des Aachener Doms ein. In der Silvesternacht vergnügte sich der Trupp in Köln und kehrte erst um 4 Uhr zurück; „stark betrunken“, wie es heißt. Der Pädagoge streitet ab, ihm ist mittlerweile gekündigt.
Hans Scholten, Leiter des Raphaelshauses, in dem bis zu 300 Kinder und Jugendliche ambulant und stationär betreut werden, sieht in den Vorfällen, „sollten sie sich bestätigen“, keinen ausreichenden Anlass für einen Abbruch des Projekts. Er bedauerte, dass die Jugendlichen schon zur Befragung zurück in die JVA Wuppertal gebracht worden seien. Ein 16-Jähriger flüchtete „in Panik vor dem Gefängnis“. Er ist noch nicht gefunden.
Der Sprecher des Justizministers erklärte, über eine Fortführung des Projekts werde noch beraten. Falls ja, sei es „eher unwahrscheinlich“, dass das im Raphaelshaus geschehen werde.