CDU in Dormagen Saysay gewinnt Duell um Parteivorsitz

Dormagen · Aus einer hoch spannenden Wahl geht die Amtsinhaberin, die von Alana Voigt herausgefordert worden ist, als Siegerin hervor. 250 Mitglieder waren in der BvA-Aula dabei.

Der neue Vorstand mit Ronin Zerulla, Wilhelm Deitermann, Ingrid Heike, Anissa Saysay, Monika Walter, Memis Sari und Marco Meuter.

Foto: CDU

Um 22.13 Uhr stand am Montagabend in der BvA-Aula fest: Anissa Saysay kann das, was sie „Reformkurs“ nennt, fortsetzen. In einer spannenden, intensiven Mitgliederversammlung des CDU-Stadtverbandes setzte sich die 42 Jahre alte Politikwissenschaftlerin gegen ihre Mitbewerberin Alana Voigt (32) durch. Saysay erhielt 53,8 Prozent der 247 abgegebenen Stimmen, auf Voigt entfielen 44,9 Prozent. Müde, aber glücklich war die neue und alte Parteivorsitzende, denn: „Es standen zwei Jahre harte Arbeit auf dem Spiel.“ Saysay kann mit der gleichen Vorstandsmannschaft weiterarbeiten wie zuvor.

So voll war es noch nie bei einer Mitgliederversammlung der CDU. Weil der erste Versuch, einen neuen Vorstand zu wählen, Ende Februar scheiterte, weil die „Kulle“ sich mit 199 Plätzen als zu klein erwies und die Versammlung abgebrochen werden musste, ging jetzt alles reibungslos über die Bühne der Schulaula. Daran hatten zwei Männer ihren Anteil, die souverän durch die Versammlung und die Wahl führten: Kreisvorsitzender Ansgar Heveling und Saysay-Vorgänger Ludwig Dickers. Dass Heveling zu dieser Versammlung kam, wurde als ein deutliches Zeichen dafür gewertet, wie angespannt die Situation der CDU in Dormagen ist und dass der Kreisparteichef durch sein Kommen zur Mäßigung beitragen wollte.

Der im Vorfeld gehandelte dritte Bewerber gab sich nicht zu erkennen, dieser „Mr. X“ entpuppte sich als Luftnummer oder hatte sich entschieden, doch nicht anzutreten, weil klar war, dass weder Saysay noch Voigt auf ihre Kandidatur verzichten würden. Zwei Frauen, die für den Parteivorsitz kandidieren – diese Ausgangslage dürfte es bei der CDU bundesweit nicht allzu häufig geben. Worauf man in Dormagen eigentlich stolz sein könnte, wurde durch einen zum Teil schmutzigen Wahlkampf und viele Misstöne überlagert. Am Montag zeigten beide Kandidatinnen einen starken Auftritt.

In der CDU klaffen
weiter tiefe Gräben

Voigt versprach, die Partei wieder einen und vor allem mehr Akzente in den Ortsverbänden setzen zu wollen. „Nur schöne Veranstaltungen mit bekannten Gästen zu machen, reicht nicht“, kritisierte sie die Amtsinhaberin. Die wiederum sprach von einer schweren, aber erfolgreichen ersten Amtszeit, in der es darum gegangen sei, „die CDU nach außen hin wieder sichtbar zu machen“. In der Aussprache wurde der Ton zunehmend rauer, dabei geriet Voigt in die Defensive, als ihr vorgeworfen wurde, dass sie bei Parteiarbeit bzw -ämtern sich als nicht zuverlässig gezeigt habe.

Dass mit der Wiederwahl von Saysay nun Ruhe einkehrt und die mehr als angespannte Situation zwischen dem Parteivorstand und der Ratsfraktion befriedet ist, daran glauben viele Mitglieder nicht. Dabei gab Dickers mit diesem Appell nach der Wahl die Richtung vor: „Lasst uns die Schaufeln in die Hände nehmen und die Gräben zuschütten“ – schon am Abend wurde klar, warum das schwierig wird. Vor zwei Jahren, als sich Saysay gegen den Voigt-Vertrauten Michael Conrad durchsetzte, war niemand aus dem gegnerischen Lager bereit, im neuen Vorstand mitzuarbeiten. Das war auch am Montagabend so: Kaum war die Vorsitzenden-Wahl vorbei, leerte sich die BvA-Aula deutlich.

Erst weit nach 23 Uhr war die Versammlung beendet und alle Vorstandspositionen besetzt. Stellvertretende Vorsitzende sind Wilhelm Deitermann, Ronin Zerulla, Ingrid Heinke und Marco Meuter; neuer Geschäftsführer ist Memis Sari, Schatzmeisterin Monika Walter. Die Beisitzer: Willi Beivers, Barbara Brand, Franz-Josef Bröckers, Andreas Buchartz, Martin Busch-Engels, Ludwig Dickers, Fabian Dresen, Andreas Fuhs, Zina Kühn, Muharrem Özince, Burak Pekdemir, Christiane Schneider. Als nächster Schritt steht die konstituierende Sitzung des Vorstands an.

Einer der ersten, die sich äußerten, war Ex-Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann, der als Unterstützer von Saysay zurück in die CDU gekommen ist: „Ich bin begeistert von dieser CDU Dormagen. Sie hat bewiesen, dass sie sich nicht durch Intrigen manipulieren lässt. Jetzt kann die Erneuerung fortgesetzt werden. Die sogenannten einfachen Mitglieder haben offensichtlich ein besseres Gespür für das Notwendige als mancher Funktionär.“