Scheerbarth siegt am Ring
Der Dormagener Tim Scheerbarth hat am 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring teilgenommen und mit 135 Runden Platz eins in seiner Klasse erreicht.
Dormagen/Nürburg. Ganz nah dran am Motorsport: Bevor es los geht, strömen die Fans auf die Strecke, nehmen das frisch polierte Metall ins Visier, das sich auf der Start-Ziel-Geraden des Nürburgrings aneinanderreiht. Motorhauben mit bis zu 550 PS darunter, riesige Heckflügel, Splitter, die nur wenige Zentimeter Luft zum Boden lassen und für die richtige Aerodynamik sorgen sollen, entlocken Fachkundigen ein beeindrucktes Nicken und jungen Besuchern frenetisches Johlen.
In der Mitte der 210 Fahrzeuge: der BMW Z4, gelb-schwarz lackiert, mit der Startnummer 225. Tim Scheerbarth ist einer der vier jungen Männer, die den 275 PS-starken Rennwagen für das Team Black Falcon über die Grandprixstrecke und durch die grüne Hölle, die Nordschleife, lenken werden — 24 Stunden lang. Für den 22-jährigen Dormagener geht es jetzt noch nicht los, den Start fährt ein Teamkollege.
Es ist kurz nach 15 Uhr, als eine Durchsage die Zuschauer vom „heiligen Asphalt der Geraden“ ruft. Eine Einführungsrunde, dann schwenkt Rennleiter Walter Hornung pünktlich um 16 Uhr die grüne Fahne. Mit 260 Stundenkilometern donnern die Wagen über die Geraden, tiefes Motorendröhnen erfüllt die Luft. Die Uhr beginnt rückwärts zu zählen. 24 Stunden lang gilt es für Fahrer und Teams, ihre Autos heile über die 25,378 Kilometer zu bringen.
Es sind noch mehr als 21 Stunden zu fahren, als sich Tim Scheerbarth für seine erste Etappe bereit macht. Er wirkt gelassen, streift sich Sturmhaube und Helm über. Noch ein Blick auf den Monitor, dann muss es schnell gehen: Der BMW hält vor der Box. Fahrerwechsel, ein Satz neuer Reifen, tanken — nach zwei Minuten heult der Motor auf, Scheerbarth lenkt den Wagen auf die Rennstrecke. Er hat eine anspruchsvolle Fahrt vor sich: die in die Nacht. Es ist dunkel, als der nächste Wechsel ansteht. Der Dormagener springt aus dem Wagen, macht Platz für seinen Kollegen. Er sieht erschöpft aus, streckt den Daumen mit einem zufriedenen Lächeln in die Luft. 18 Stunden liegen noch vor dem Team.
„Beim 24-Stunden-Rennen fährt man nicht so am Limit wie bei einem normalen Rennen. Gerade in der Dunkelheit wachsen die Ansprüche. Lagerfeuer rund um die Strecke lenken ab, Ölspuren sind schlechter sichtbar“, sagt Scheerbarth. „Motorsport wird oft als eine One-Man-Show gesehen. Bei den Langstreckenrennen ist das anders. Vier Mann, ein Auto. Auch der Beste kann hier allein nichts erreichen. Das Team ist wichtig.“
Begonnen hat Scheerbarths Karriere auf der Kartbahn. „Seit sechs Jahren fahre ich Rennwagen, seit einem Jahr für Black Falcon“ — und das erfolgreich: Seine Chancen auf den Gesamtsieg in der Langstreckenmeisterschaft stehen gut. Hinter dem Steuer des Rennwagens Platz zu nehmen, ist jedoch nicht kostenlos: Je nach Auto und Team müssen die Fahrer 20 000 Euro oder mehr jährlich für ihre Einsätze zahlen.
Als der Morgen anbricht, ist Team, Fahrern und Zuschauern die Müdigkeit anzusehen. Geschlafen wird auf der Tribüne oder in Klappstühlen. Doch die Anstrengung lohnt sich: Als die Uhr auf Null steht und die schwarz-weiße Flagge geschwenkt wird, fährt der BMW Z4 als 31. über die Ziellinie — in seiner Klasse, der für Serienwagen bis drei Liter Hubraum, bedeutet das für Scheerbarth und sein Team den Sieg.