Schützen trauern um Willi Loibl
Dormagener Generaloberst stirbt nach Herzinfarkt. Das Fest wird fortgesetzt.
Dormagen. Es ist das 144. Schützenfest in der Geschichte des Bürgerschützenvereins Dormagen — und wohl auch das traurigste. Die Brauchtumshüter trauern um ihren Generaloberst Willi Loibl. Er ist am Sonntag nach einem Herzinfarkt gestorben.
Der Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Michael hatte noch nicht begonnen, da brach Willi Loibl zusammen. Die Rettungskräfte waren schnell vor Ort und begannen, den 73-Jährigen zu reanimieren. Und BSV-Chef Rolf Starke änderte sofort den Festablauf. Seine am Ehrenmal vorgesehene Rede fiel aus, stattdessen sprachen Pastor Peter Stelten und sein evangelischer Kollege Pfarrer Frank Picht auf dem Ehrenfriedhof an der Nettergasse einige tröstliche Worte.
„Dass man auch schwere Stunden gemeinsam durchstehen kann, macht eine Gemeinschaft wie den BSV aus“, sagte Picht. Versteinerte Gesichter beim nahezu 800 Mann starken Regiment und den mitmarschierenden Kapellen, geschockte Mienen bei den Ehrengästen. Es war eine stille Prozession, die vom Ehrenfriedhof zum Rathaus zog, wo es statt der traditionellen Frühparade nur einen Vorbeimarsch an der Tribüne gab.
Zu diesem Zeitpunkt stand bereits fest, dass Willi Loibl es nicht geschafft hat. Doch erst um kurz vor elf überbrachte der Vorsitzende Rolf Starke im Festzelt die traurige Kunde. Über viele Wangen liefen Tränen, alle Gäste standen auf, als die Bläser als letzten Gruß für den Generaloberst „Ich hatt’ einen Kameraden“ anstimmten.
„Schütze zu sein, das war sein Leben. Er ist in seiner Uniform gestorben, und er war bei uns“, sagte Starke. Er rang, ebenso wie Geschäftsführer Uwe Heier und Schützenkönig Ralf Ludwig, sichtlich um Fassung. Nach kurzer Absprache entschieden der Vorstand gemeinsam mit Loibls Familie, dass das Fest weitergehen soll. Starke ist sicher, „dass auch Willi es so gewollt hätte“.
Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann rief dazu auf, die Entscheidung des Vorstands zu respektieren und mitzutragen: „Feiern Sie dieses Schützenfest zu Willi Loibls Gedenken, das ist die große Ehre, die Sie ihm noch erweisen können.“ Noch im Zelt wies Hoffmann telefonisch an, dass am Rathaus auf Halbmast geflaggt werden soll.
Begonnen hatte das 144. Dormagener Schützen- und Heimatfest am Freitagabend mit dem traditionellen Fassanstich nebst Schießwettbewerb. Samstagabend lockte der traditionelle Fackelzug tausende Schaulustige in die Innenstadt, nachdem Petrus doch noch die Schleusen geschlossen hatte.
Sechs teils aufwändig gestaltete Lichterwagen galt es zu bewundern. Die Palette der Themen reichte vom geplanten Fährbetrieb des Piwipper Bötchens über die Rettung des Handball-Bundesligisten DHC Rheinland bis hin zum schummelnden Baron Googleberg. Besonders beim zweiten Umlauf gegen 22 Uhr gab das Regiment mit den Lichterwagen, Fackeln und Lampions ein stimmungsvolles Bild ab.
Die Schrecksekunde kam, als alles eigentlich schon vorbei war. Auf dem Weg zum Festzelt gingen die Pferde der Königskutsche plötzlich durch. Die Tiere waren offenbar von einer Musikkapelle irritiert worden. Trotz einer Vollbremsung des Kutschers und sofortigem Eingreifen der Begleitperson kollidierte die Kutsche mit einem Ampelmast und einem Verkehrszeichen auf der Walhovener Straße.
König Ralf I., Prinzessin Ann-Katrin, Bürgermeister Hoffmann und BSV-Chef Starke, die in der Kutsche saßen, kamen mit dem Schrecken davon. Ihre Kutsche konnten sie allerdings nicht mehr benutzen. Beim Zusammenstoß mit dem Ampelmast war die Deichsel gebrochen.