Schwarzarbeit in Schlachthöfen: Urteil erwartet
Gericht: Ein Unternehmer (47) und sieben Mitangeklagte sollen jahrelang Scheinselbstständige beschäftigt haben.
Dormagen/Düsseldorf. Sie übernahmen die blutige Arbeit in Schlachthöfen: hunderte Arbeiter aus Rumänien. Offiziell galten sie als selbstständig, in Wirklichkeit sollen sie wie Angestellte gearbeitet haben. "Ich habe äußerst gut gelebt", gab der Arbeitgeber aus Dormagen (47) zuletzt vor dem Düsseldorfer Landgericht zu. Weil er dabei fast 14 Millionen Euro an Finanzamt und Sozialversicherung vorbeigeschleust haben soll, muss er jetzt mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen. Am Donnerstag wird das Urteil erwartet.
Der 47-Jährige und sieben weitere Angeklagte sollen ein Geflecht aus rund 50 Firmen errichtet haben, um die Scheinselbstständigkeit der Arbeiter zu verschleiern. Diese wurden in Zerleger-Kolonnen in Schlachthöfe geschickt.
Offiziell bestanden nur Werkverträge, sodass Auftraggeber keine Sozialversicherung und keine Lohnsteuer zahlen mussten. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass alles nur fingiert war. Die Rechnungen, die Arbeiter stellten, sollen von den Angeklagten geschrieben worden sein, ebenso ihre jährliche Abrechnung fürs Finanzamt.
Kopf des Ganzen ist nach Auffassung der Staatsanwaltschaft der 47-Jährige gewesen. Die Mitangeklagten sollen als Büromitarbeiter, Organisatoren und Stroh-Geschäftsführer in das Firmengeflecht involviert worden sein. Dazu gehören zwei Metzger, ein Steuerfachgehilfe, eine Verkäuferin und ein Bankkaufmann.
Der 47-Jährige hat ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er schilderte, wie er vom ungelernten Schlachter zum Groß-Unternehmer wurde - teils gedrängt von einem Steuerfachmann (57), der ebenfalls angeklagt ist. Auf dessen Anraten habe er immer neue GmbHs gegründet, sich selbst nie um Details gekümmert.
Das Gericht hat Strafmilderung bei Geständnissen angeboten. Die niedrigste Strafe liegt bei 20 Monaten auf Bewährung, mit der höchsten muss der 47-Jährige rechnen: fünfeinhalb Jahre Haft.
Rund 500 Polizisten und Steuerfahnder waren im Mai 2006 zu einer bundesweiten Großrazzia ausgerückt. 14Schlachthöfe, eine Firmenzentrale sowie 21 weitere Firmen und zwölf Privatwohnungen wurden durchsucht.