Einbrecher zieht es in den Kreis

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist im vergangenen Jahr um über 40 Prozent dramatisch angestiegen.

Rhein-Kreis Neuss. Seit Jahren berät die Polizei Bürger zum Schutz vor Einbrechern, um Eindringlingen einen Riegel vorzuschieben. Und trotzdem: In vielen Häusern und Wohnungen sind immer noch Fenster und Türen die Hauptschwachpunkte. Kann ein Täter eine Tür nicht knacken, weicht er oft auf die Fenster aus.

Im Vergleich zu 2009 wurde im vergangenen Jahr deutlich häufiger in Wohnungen eingebrochen. Die Polizei registrierte einen Anstieg um 449 (42,7 Prozent) auf 1.501 Fälle. Anlass, sich im Kreisgebiet besonders gefährdet zu fühlen, bietet die Kriminalitätsstatistik 2010 aber nicht, bilanzierte Landrat Hans-Jürgen Petrauschke am Dienstag bei der Vorstellung der Zahlen: „Die Sicherheitslage ist stabil.“

Doch gerade die Einbrüche bereiten der Polizei Kopfzerbrechen. „Das kriegen wir nicht in den Griff“, sagte Petrauschke. Die guten Autobahnanbindungen locken viele Banden von außerhalb an. Und trotz umfangreicher Präventionskampagnen sei das Thema nicht allerorts angekommen. „Viele lassen immer noch ihren Schlüssel unter der Matte liegen oder bieten Einbrechern mit gekippten Fenstern eine günstige Gelegenheit“, erläuterte Polizeisprecher Hans-Willi Arnold und appelliert, lieber einmal mehr die „110“ zu wählen, um Verdächtiges zu melden.

Die Beamten erfassten im vergangenen Jahr genau 30.025 Straftaten. Das sind 1,6 Prozent mehr Fälle als 2009. Die Aufklärungsquote lag mit 49,3 Prozent im Durchschnitt. Im Landesschnitt dürfen sich die Bürger im Kreis relativ sicher fühlen — auch wenn die Häufigkeitszahl (Straftaten pro 100.000 Einwohner) als zentrale Kenngröße der objektiven Sicherheitslage von 6.662 auf 6.776 angestiegen ist.

Während auf Landesebene die Computerkriminalität sprunghaft zugenommen hat, gibt es laut Kriminaldirektor Hans-Werner Winkelmann hier „keine signifikante Steigerung“. Ganoven, die sich auf Skimming oder Computersabotage spezialisiert haben, machen aber keinen Bogen um den Kreis. Die Zahl der Betrügereien ist insgesamt um 16 Prozent auf 5310 Fälle angestiegen.

Autoknacker haben es immer noch häufig auf hochwertige Navigationsgeräte abgesehen. Insgesamt gab es 1.312 Diebstähle aus Autos (2009: 1.986). Fahrraddiebstähle sind im fahrradfreundlichen Kreis übrigens im Ranking die häufigste Straftat: 2010 wurden 2.520 Räder gestohlen.

Einen Rückgang gab es bei der Straßenkriminalität. Die Polizei zählt 811 Delikte weniger (- 8,5 Prozent) als 2009.

Bei der Jugendkriminalität gibt es keine Entwarnung. Die Zahl der kriminellen Jugendlichen hat zwar leicht abgenommen (um 56 Tatverdächtige), doch die Zahl der unter 21-Jährigen, die mehr als fünf Taten begangen haben, stieg von 237 auf 278. Dingfest machen konnten die Ermittler etwa Jugendliche, die mit gestohlenen Rollern unterwegs waren: Ihnen konnten 50 Strafttaten zugeordnet werden.

Bei zwei Tötungsdelikten starben 2010 zwei Menschen in Dormagen und Elsen.