Lebensmittel aus Grevenbroich Die Nachfrage nach Halal-Speisen steigt

Kapellen. · In Gewerbegebiet Kapellen hat der Europavertrieb der Firma Nosor Baladna seinen Sitz.

Issam Kattan (vorne links), Ismail Sari, Malte von Coburg (vorne rechts), Rawad Alkouja und Werner Krauss mit einigen Halal-Produkten.

Foto: Gundhild Tillmanns

Hochbetrieb herrscht im Ramadan jetzt im Industriegebiet in Kapellen. An der Konrad-Zuse-Straße hat nämlich der Europavertrieb der Firma Nosor Baladna seinen Sitz, der ausschließlich nach den muslimischen Reinheitsgeboten produzierte Halal-Lebensmittel an Groß- und Einzelhändler liefert. Die 160 unterschiedlichen Artikel der Firma, die überwiegend in der Türkei produziert worden sind, kommen mit Containern übers Meer, werden in den Häfen von Rotterdam und Antwerpen in der Hauptsache von der heimischen Spedition Kleine aufgenommen und zunächst nach Kapellen gebracht.

Die Kunden sind arabische und türkische Geschäfte, wobei Werner Krauss, Geschäftsführer von Nosor Baladna, zurzeit dabei ist, Liefervereinbarungen mit den Kaufland- und Edeka-Ketten abzuschließen. Denn er stellt fest, dass Halal-Speisen auch von deutschen Kunden immer mehr nachgefragt werden. Einer der Gründe sei mehr oder weniger ein Zufall: „70 Prozent unserer Produkte sind auch vegan“, erläutert er.

Doch warum hat sich der Europavertrieb von Nosor Baladna, der übrigens bald auch in den Online-Handel einstiegen will, ausgerechnet in Grevenbroich niedergelassen? Unternehmensgründer Abdulrazzak Kattan aus dem syrischen Aleppo war vor dem Krieg in seiner Heimat in die Türkei geflohen. Dort baute er zwölf Firmenfilialen auf, bevor er dann auch den Schritt nach Deutschland wagte: „Unser erster Vertrieb war in Wernigerode im Harz. Aber das war doch zu weit abseits von den Häfen, die uns beliefern“, begründet Krauss den Umzug nach NRW.

Grevenbroich überzeugt durch Nähe zu Häfen und Autobahnen

Vor allem Grevenbroich habe als Firmenstandort wegen der Nähe zu Autobahnen und den wichtigsten Häfen überzeugt. Auch die Räume in Kapellen seien zumindest zum Start noch sehr geeignet gewesen: „Mit dem Lager sind wir bereits an unsere Grenzen gekommen, wir würden aber gerne am Standort Grevenbroich bleiben und sowohl räumlich, als auch personell expandieren“, so der Geschäftsführer. Bis auf 150 Lieferfahrer wolle das Unternehmen aufstocken, auch im Lager weitere Kräfte einstellen. Derzeit habe Nosor Baladna 31 Mitarbeiter in Kapellen: „Und wir sind besonders stolz auf unsere Integrationsleistung. Wir haben alle syrischen Mitarbeiter vom Arbeitsamt übernommen. Sie mussten zuerst Deutsch lernen und sich qualifizieren, aber wir haben sie eingegliedert und aus Sozialempfängern Steuerzahler gemacht“, betont Krauss. Der syrische Firmengründer versuche in seiner Heimat mittlerweile einen Neubeginn. Aber die politischen Verhältnisse seien noch zu instabil.

Dabei wachse der Markt in Deutschland und weltweit rasant. Nur ein Grund dafür seien die Flüchtlinge, ein weiterer das generelle Anwachsen der muslimischen Bevölkerungsanteile weltweit. Vor allem in Deutschland seien es immer mehr Einheimische, die die Spezialitäten aus dem Mittleren Osten von ihren Reisen oder aus den türkischen oder arabischen Geschäften vor Ort kennen- und schätzen gelernt hätten.

Zudem plane er, die Gastronomie noch mehr zu beliefern. Allerdings beschränkt sich der Europavertrieb bei Halal-Fleisch bislang auf Konserven: „Wenn wir expandieren können, wird es hier eines Tages vielleicht auch ein Kühlhaus geben“, so Krauss, der diese Aufgabe aber an seinen Nachfolger in Grevenbroich weitergeben wird. Denn er soll 2020 in den USA nochmal ganz neu mit einer Halal-Food-Vertretung durchstarten.

Doch nun werden zunächst die Lkw mit den Ramdan-Bestellungen auf die Reise geschickt, damit zum abendlichen Fastenbrechen die Leckereien bereitstehen.