Innenstadtverkehr in Grevenbroich Fußgängerzone bekommt Poller
Grevenbroich. · Um nach 11 Uhr Lieferverkehr aus der Fußgängerzone draußen zu halten, greift die Stadt Grevenbroich zu neuer Maßnahme.
Die Fußgängerzone soll mehr als heute ihrem Namen gerecht werden – tagsüber nur Fußgängern zugänglich sein. Die Stadt will von 11 bis 19 Uhr den Autoverkehr konsequenter draußen halten. Dafür sollen im Frühjahr an drei Zufahrten zur Zone – am Marktplatz, an der Kölner und Breite Straße – je zwei hydraulisch versenkbare Poller installiert werden. „Wir erhalten seit längerem Beschwerden, dass auch nach 11 Uhr trotz Verbot oft Fahrzeuge in der Fußgängerzone anzutreffen sind – wir haben den Eindruck, dass das zunimmt“, sagt Stadtsprecher Stephan Renner.
Die Stadt will gegensteuern. „Eine dauernde Kontrolle geben die Personalkapazitäten des Ordnungsamtes und der Polizei nicht her.“ Für die Einhaltung der festgelegten Zeiten sollen nun Poller sorgen, die automatisch hoch- und herunterfahren. Eigentlich plante die Stadt den Aufbau schon 2019, aber „das laufende Vergabeverfahren dauert länger als erwartet“, sagt Renner. 60 000 Euro für das Projekt waren bereits für 2019 im Etat eingeplant. Die Pollerpläne führten im Herbst zu heftiger Diskussion. CDU und UWG vermissten einen Beschluss der Ratsgremien. Die Verwaltung hatte das Geld im Etatentwurf eingestellt, der Rat dann den Haushalt beschlossen Mit der Poller-Montage ist es nicht getan. „Rettungsdienst und Feuerwehr erhalten Transponder, um bei Einsätzen in die Zone zu kommen“, erläutert Renner. Für Anlieger, die zu ihren Häusern fahren müssen, „werden wir im Einzelfall Lösungen finden“.
Nicole Feuster (Boutique Rebell) vom Vorstand des Werberings Grevenbroich findet den Aufbau der Poller „in Ordnung. Wir müssen alles tun, damit sich die Menschen in der Fußgängerzone wohl fühlen. Das Verweilen soll Spaß machen.“ Vor allem auf der schmalen Kölner Straße komme es zu Beeinträchtigungen durch Autos, zudem würden Lieferwagen die Sicht auf Schaufenster versperren. Die Fußgängerzone solle Passanten vorbehalten sein. „Deshalb waren wir gegen eine Öffnung der Zone für Radfahrer“, sagt Feuster. Nach einer Testphase im Sommer hatte der Bauausschuss eine dauerhafte Öffnung für Radler abgelehnt. Geschäftsleute und Politiker berichteten von Konflikten und gefährlichen Situationen, der Werbering hatte 50 Unterschriften von Händlern gesammelt.
Die Errichtung von
Mikro-Depots ist im Gespräch
Die SPD-Fraktion, die sich für Poller stark gemacht hatte, möchte zudem den Lieferverkehr in der City mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor reduzieren. Im Rahmen eines Mobilitäts-Konzeptes schlägt sie als einen Baustein eine City-Logistik für die „letzte Meile“ der Waren ins Geschäft vor. Beispielsweise am Zehnthof könne ein Mikro-Depot errichtet werden, von dort aus könnten die Lieferfirmen mit Elektrolastenrädern die Ware verteilen. „Es geht darum, die Belieferung ohne Abgase und mit weniger Begegnungsverkehr zu gestalten“, sagt Fraktionschef Horst Gerbrand. Die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein habe mit Unterstützung des Verkehrsministeriums ein Handbuch für Mikro-Depots am Beispiel von Neuss, Krefeld und Mönchengladbach erstellen lassen. „Zu prüfen ist, ob sich dies auf Grevenbroich übertragen lässt. Zudem müssen die Paketzulieferer ins Boot“, sagt Gerbrand. Händler Heiner Schnorrenberg vom Werbering hält ein solches Konzept für unrealistisch. „Wenn ich zwei, drei Paletten mit Koffern bekomme, passt das nicht auf ein Lastenrad.“ Gerbrand sieht die E-Räder nicht als „ausschließliche Lösung, für große Mengen ist ein Lkw nötig“.