Unterkunft am Hagelkreuz in Grevenbroich Großzelte verursachen weiter Kosten

Grevenbroich. · Als Unterkünfte für Flüchtlinge aufgestellt, erfüllen die sogenannten Leichtbauhallen am Hagelkreuz derzeit keinen Zweck.

 Ziel der Grevenbroicher Stadtverwaltung sei es, die Hallen „so schnell wie möglich“ abzubauen.

Ziel der Grevenbroicher Stadtverwaltung sei es, die Hallen „so schnell wie möglich“ abzubauen.

Foto: Carsten Sommerfeld

Seit rund zwei Jahren lebt in den großen Leichtbauhallen am Hagelkreuz niemand mehr, die vier Flüchtlingszelte mit Platz für 160 Bewohner stehen verwaist. An mehreren Türen sind Glasscheiben beschädigt – und die Unterhaltungskosten laufen weiter. In der kalten Jahreszeit werden die Hallen wieder beheizt – für einen vierstelligen Betrag im Monat, heißt es aus dem Rathaus.

Ein Ende dieses Zustands ist nicht in Sicht. Dabei hatte Bürgermeister Klaus Krützen angeordnet, dass die Hallen mit 2760 Quadratmetern Fläche bis Ende des Jahres abgebaut werden sollen. Daraus wird aber nichts. „Dieser Termin ist nicht zu halten“, sagt Stadtsprecher Stephan Renner. Ziel der Stadtverwaltung sei es aber, dass die Hallen „so schnell wie möglich abgebaut“ werden.

Die Zelte hätten auch demontiert sehr viel Platz beansprucht

2016 hatte die Stadt die Leichtbau-Konstruktionen gekauft und am Hagelkreuz aufstellen lassen. Im Jahr zuvor waren Hunderte Flüchtlinge in kurzer Zeit eingetroffen, mehrere Turnhallen wurden belegt. Auch in die in dieser schwierigen Situation gekauften Hallen am Hagelkreuz zogen für einige Zeit Migranten ein. Dann ebbte der Flüchtlingsstrom ab. Die Großzelte wurden nicht mehr benötigt, blieben aber als eiserne Reserve stehen.

Vor einem Jahr überlegte die Stadt, die Leichtbau-Hallen einzulagern, doch sie hätten auch in demontiertem Zustand erheblich Platz beansprucht. Also suchte die Verwaltung einen Käufer – und kam auch dabei nicht weiter. „Die Zeit der großen Flüchtlingsaufnahme ist vorbei“, sagt Renner: „Wir könnten die Hallen zurzeit nur unter Wert verkaufen.“ In diesem Fall müsste die Stadt Sonderabschreibungen leisten, damit würde das Eigenkapital sinken. Die Zelte und ihr Aufbau kosteten rund 1,3 Millionen Euro. Die Wohnhallen etwa sind speziell ausgestattet, verfügen im Inneren über eine Zimmer-Einteilung.

Die Großzelte haben einen
Strom- und Wasseranschluss

Ein Verkauf ist also passé. „Wir verhandeln zurzeit mit einem Interessenten über eine andere Lösung“. erklärt Rathaussprecher Renner. Ziel aus Sicht der Stadt ist es, dass der Verhandlungspartner die Hallen einlagert beziehungsweise sie nutzen kann, bei Bedarf aber die entsprechenden Kapazitäten rasch zur Verfügung stellen kann.

Auch ein weiterer Grund spricht gegen den Abbau von heute auf morgen. Die Anlage ist an die Versorgungsinfrastruktur, an Strom und Wasser, angeschlossen. Bei der Demontage muss auf dem Areal einiges zurückgebaut werden. „Das erfordert eine nähere Planung und Abstimmung. Eventuell müssen auch Leistungen für den Abbau ausgeschrieben werden“, sagt Renner. Für die Unterbringung von neuen Flüchtlingen benötigt wird die Hallen-Reserve in nächster Zeit wohl nicht, egal ob aufgebaut oder eingelagert. Auf Basis der Verteilungskriterien für die Kommunen können der Stadt Grevenbroich insgesamt sieben neue Flüchtlinge sowie 72, die bereits einen Aufenthaltsstatus haben, zugewiesen werden. „Eine solche Zahl können wir gerade noch in den anderen Unterkünften unterbringen, sagt Stadtsprecher Renner. Die Zahl der Flüchtlinge im Stadtgebiet ist gegenüber Dezember vergangenen Jahres um rund 100 auf 596 gesunken, davon wohnen 448 in städtischen Unterkünften. Ein Problem: 104 dort lebende Migranten mit Aufenthaltsstatus könnten ausziehen, wenn sie eine Wohnung finden würden.

Als Flüchtlingsunterkunft aufgegeben wurde laut dem Stadtsprecher die aus mehreren Raummodulen bestehende Anlage am Langer Weg in Gindorf. Die Container stehen allerdings noch. Zurzeit dienen sie als zusätzliche Notschlafstellen, falls die Plätze in der regulären Obdachlosenunterkunft am Rittergut in Noithausen nicht ausreichen. Wann die Wohncontainer in Gindorf letztlich abgebaut werden, „lässt sich noch nicht sagen“, erklärt Stephan Renner auf.