Messung hat angeschlagen Grevenbroicher sollen sich auf Bomben-Entschärfung vorbereiten

Grevenbroich · Am Bahnhofsvorplatz liegt ein metallisches Objekt im Boden. Es könnte sich um eine Bombe aus Kriegszeiten handeln. Am Mittwoch soll Gewissheit bestehen. Anwohner sollen sich vorbereiten – genauso wie Bahnpendler.

Vergangene Woche hatten Spezialisten den Grünstreifen nahe dem Bahnhofsvorplatz untersucht und 37 Löcher für Messungen ins Erdreich gebohrt.

Foto: Michaelis, Judith (jumi)/Judith Michaelis (jumi)

Bewohner im Umfeld des Grevenbroicher Bahnhofs sind dazu aufgerufen, sich auf die Entschärfung eines Bomben-Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg vorzubereiten. Spezialisten hatten in der vergangenen Woche einen Grünstreifen am Bahnhofsvorplatz inspiziert und Messungen im Erdreich vorgenommen. Wie die Stadtverwaltung am Dienstagvormittag mitteilte, haben die Messungen angeschlagen: Das Ergebnis der Daten-Auswertung soll auf ein metallisches Objekt im Boden schließen lassen, das in wenigen Metern Tiefe liegt.

Um herauszufinden, ob es sich tatsächlich um eine Sprengbombe aus Kriegszeiten handelt, soll diesen Mittwoch ein Bagger anrücken und das Objekt vorsichtig freilegen. „Wenn wir Glück haben, ist es nur eine alte Milchkanne“, sagt Rathaus-Sprecher Lukas Maaßen. Sollte sich das Objekt aber tatsächlich als Bombe entpuppen, steht eine größere Evakuierung bevor. Hunderte Menschen wären betroffen. Eine Bomben-Entschärfung mitten in der Stadt hat es in Grevenbroich seit vielen Jahren nicht mehr gegeben. Die letzte bombenbedingte Evakuierung hatte es im November 2021 in Orken gegeben.

Gewissheit über
Bombenverdacht

Die Stadtverwaltung geht davon aus, am Mittwochmorgen Gewissheit zu erlangen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, könnte es sein, dass die Bombe noch am selben Tag entschärft wird – mit allen Konsequenzen, die das nach sich zieht. Über den Zeitpunkt einer Entschärfung entscheidet der Kampfmittel-Beseitigungsdienst der Bezirksregierung Düsseldorf, sagt Rathaus-Sprecher Maaßen. Anwohner sollten sich aber auf Beeinträchtigungen einstellen. Gleiches gilt für Bahnreisende. Denn wenn es sich tatsächlich um eine Bombe handelt, liegt der Bahnhof in jedem Fall im Sperr-Radius.

Diese 250-Kilo-Sprengbombe ist im November 2021 in Orken ausgebuddelt worden.

Foto: Kandzorra, Christian

Wie groß der Sperr-Radius bei einem positiven Befund ausfällt, hängt von der Sprengkraft des jeweiligen Kampfmittels ab. In den vergangenen Jahren wurden Radien zwischen 250 und 500 Metern um Bomben gezogen, die für die Dauer der Entschärfung menschenleer bleiben mussten. In erweiterten Radien waren Bewohner stets dazu aufgerufen, sich „luftschutzgemäß“ zu verhalten, sich beispielsweise in einem von der Bombe abgewandten Gebäudeteil aufzuhalten.

Welche Straßenzüge von der Evakuierung betroffen wären, will die Stadtverwaltung bekannt geben, wenn feststeht, ob es sich um eine Bombe handelt. Betroffen wäre in jedem Fall das Bahnhofsquartier mit Bahnstraße und Rheydter Straße, auch der Bahnhofsvorplatz, die Von-Goldammer-Straße und sicher auch die Rückseite des Bahnhofs. An der Station dürfte der Bahnverkehr zum Erliegen kommen, genauso wie der Busverkehr. „Pendlerinnen und Pendler sollten am Mittwoch Autos und Fahrräder nicht am Bahnhof parken“, sagt Lukas Maaßen.

Der Grünstreifen am Bahnhofsvorplatz war bei der Auswertung von Luftaufnahmen ins Visier der Kampfmittel-Spezialisten geraten. Mit den Aufnahmen hatten die Alliierten im Zweiten Weltkrieg regelmäßig das Ausmaß der Zerstörung aus der Luft dokumentiert. Heute sind die Schwarz-Weiß-Bilder „das“ Mittel, um Blindgänger-Verdachtspunkte aufzuspüren. Auf einen Blindgänger deuten meist bloße Einschlaglöcher ohne Bombenkrater hin. Wird bei Sondierungen eine Anomalie im Erdreich festgestellt, erhärtet sich der Verdacht – so wie jetzt in Grevenbroich.

Zuletzt hatte es Ende Februar einen Blindgänger-Verdacht in Grevenbroich gegeben, konkret nahe der Römerstraße in Wevelinghoven. Auch dort hatten ferromagnetische Untersuchungen stattgefunden – nach einigen Tagen konnte die Stadt allerdings Entwarnung geben. Zur letzten Entschärfung einer Bombe war es am 23. November 2021 in Orken gekommen: Der Blindgänger, eine 250 Kilogramm schwere Sprengbombe aus amerikanischer Produktion, hatte jahrzehntelang zündfähig unter dem Kirmesplatz an der Richard-Wagner-Straße gelegen.