Nur Minimal-Verbesserung Bahnhofs-Sanierung nicht in Sicht

Gustorf. · Der marode Zustand des Gustorfer Bahnhofs ist ein Dauerärgerniss. Es kann noch bis zu 30 Jahren dauern, bis die Sanierung erfolgt.

Ein Gitter führt zum Bahnsteig in Gustorf. Die Bahn will den Bereich nun asphaltieren lassen. Mehr Arbeiten sind derzeit nicht geplant.

Foto: Dieter Staniek

Billiger geht es wohl nicht mehr: Wer in Gustorf in den Zug einsteigen will, muss über ein Gitter balancieren, das über eine Art Feuchtgebiet zum Gleis führt. Also über einen Grünstreifen, auf dem Unkraut wächst und Müll herumliegt, und der matschig ist, wenn es geregnet hat. Eine ausgesprochen primitive Lösung, sehr nah an Huddelei und weit weg von jeder Barrierefreiheit, mancher Wildwest-Bahnhof scheint da komfortabler ausgestattet zu sein.

Das hat mittlerweile wohl auch die Bahn eingesehen, die eine Verbesserung plant. Nicht, dass sie die längst überfällige, seit nunmehr 18 Jahren von der Stadt angemahnte Sanierung des Haltepunkts anpacken will. Aber das Gitter, das soll verschwinden. Es wird noch „in diesem Frühjahr“ entfernt und gegen einen asphaltierten Zugang ersetzt. Das haben jetzt Vertreter des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VVR) in einem Brief an den Landrat mitgeteilt. Hans-Jürgen Petrauschke hatte sich zuvor über den Zustand der Bahn-Station beklagt, dort bestehe Handlungsbedarf.

Niedriger Bahnsteig bereitet
Probleme beim Einstieg

Diese Einschätzung teile der VRR, betont Vorstandssprecher Ronald Lünser in seinem Schreiben. Das größte Manko sei in Gustorf aber nicht das sonderbare Gitter, sondern der niedrige Bahnsteig, der einen bequemen Einstieg in die Fahrzeuge unmöglich mache. „Das gilt vor allem für mobilitätseingeschränkte Personen“, betont Lünser. Eine Lösung könnte der Aktionsplan für landesweit einheitliche Bahnsteighöhen sein, an dem zurzeit gearbeitet wird. Aber: Laut VRR wird es mindestens 30 Jahre dauern, um die Bahnhöfe in NRW auf einen gleichen Stand zu bringen.

„Aus unserer Sicht soll eine große Anzahl von Fahrgästen von der Modernisierung einer Station profitieren“, betont Ronald Lünser in dem Brief an den Landrat. Gustorf mit 400 Ein- und Aussteigern am Tag gehört seiner Meinung aber nach nicht zu den Stationen, die ein hohes Fahrgastaufkommen haben. Lünser gehe daher davon aus, dass eine Modernisierung „eher mittel- bis langfristig erfolgt“. Hans-Jürgen Petrauschke wird das Schreiben des VRR am Dienstag dem Nahverkehrs- und Straßenbauausschuss des Rhein-Kreises vorlegen – vorab ist der Inhalt bereits durchgesickert.

Gespräche über den Haltepunkt Frimmersdorf laufen

Etwa beim Ratsherrn Hubert Rütten (UWG), der das Schreiben als „Unverschämtheit“ bezeichnet – vor allem mit Blick auf die Fahrgastzahlen. „Es würden hier weitaus mehr als 400 Menschen pro Tag ein- und aussteigen . . . wenn sie denn könnten“, mault der Gustorfer. „Gut 20 Zentimeter müssen überwunden werden, um in die Bahn hineinzukommen. Das ist gerade für Senioren ein unüberwindbares Hindernis.“ Schon seit 2001 weist die Verwaltung auf die Missstände hin und drängt darauf, dass die Station in Gustorf in ein Modernisierungs-Programm der Bahn aufgenommen werden soll – „bislang leider vergeblich“, resümiert Rathaussprecher Stephan Renner. Zurzeit sei die Verwaltung erneut in Gesprächen mit den zuständigen Stellen, um Verbesserungen zu erreichen, nicht nur für Gustorf, sondern auch für den Haltepunkt in Frimmersdorf. „Beide Stationen genügen nicht den Anforderungen, wenn wir die Leute vom Auto auf Schiene bringen wollen.“ Vor allem die Barrierefreiheit lasse zu Wünschen übrig. Perspektivisch setze die Stadt auf die Strukturwandel-Debatte. „Wir haben die Hoffnung, dass die Verkehrsstrecken in diesem Rahmen etwas schneller als bisher vorgesehen ertüchtigt werden.“