Kampf gegen Erzieher-Mangel in Grevenbroich Kita-Engpass sorgt für Sondersitzung
Grevenbroich. · In Grevenbroich fehlen Kita-Plätze, außerdem gibt es Enpässe bei der Betreuung. Jetzt beschäftigt sich eine Sondersitzung im Rathaus mit dem Thema.
Nie wieder lernt ein Kind so viel, rasch und leicht wie in seinen ersten Lebensjahren. Vorausgesetzt, es findet Aufmerksamkeit und Zuwendung – in der Familie ebenso wie in einer Kindertagesstätte (Kita). Theoretisch.
In Grevenbroich fehlen etwa 220 Betreuungsplätze, parallel dazu gibt es die ersten Betreuungsengpässe in Kitas. „Das Thema ist so wichtig, dass wir dazu zu einem Extra-Termin des Jugendhilfeausschusses einladen“, bestätigt Rathaussprecher Stephan Renner die Sondersitzung am morgigen Dienstag. Mit-Initiiert wurde der Termin von Christian Philippy, Mitglied des Jugendamtselternbeirats (JAEB). Auf der Tagesordnung des JHA steht als wichtigster Punkt die Personalentwicklung in Kitas. „Das Thema kochte in den vergangenen Wochen hoch“, weiß der Rathaussprecher über die Situation im Deutschordenskindergarten Elsen sowie der städtischen Einrichtung „Sonnenland“ – mangels Erzieher mussten Betreuungszeiten gekappt werden.
Hohe Fluktuation bei den Mitarbeitern für Kindesbetreuung
Deshalb tagen nicht nur die JHA-Mitglieder unter dem Vorsitz von Heike Troles (CDU) sowie des Ersten Beigeordneten Michael Heesch. Auf Einladung der Fachverwaltung werden Ursula Knebel-Ittenbach sowie ihre Kollegin Angelika Nieling aus dem Jugendamt vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) zum Fachkräftemangel Stellung nehmen. Sie berichten aus Sicht der Aufsichtsbehörde, informieren und stehen für Fragen zur Verfügung. „Als Stadt stehen wir in ständigem Austausch mit der Aufsichtsbehörde“, die sich abzeichnenden Betreuungsengpässe sind nicht neu.
Etwa 170 Mitarbeiter sind für die qualifizierte Kindesbetreuung in den 16 städtischen Einrichtungen tätig. Zehn Stellen sind derzeit frei. Enorm sei die Fluktuation, permanent werde eingestellt. „Die Stadt nutzt alle ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zur Fachkräftegewinnung und -Bindung“, führt Michael Heesch aus. In Absprache mit dem Landesjugendamt werden dazu auch kreative und unorthodoxe Wege beschritten.
Erste „Pia“-Absolventen
gibt es voraussichtlich 2021
„Pia“ als praxisintegrierte Form der Erzieherausbildung, wurde auf „persönlichen Einsatz von Michael Heesch 2018 eingeführt“, wie Renner sagt. 2021 werden die ersten Absolventen erwartet. Weil das nicht reicht, wird ab dem Schuljahr 2019/20 am BBZ Grevenbroich eine zusätzliche „Pia“-Klasse eingerichtet, so dass dann zwei Klassen zur Verfügung stehen. Der praktische Teil dieses Ausbildungskonzepts findet in Kitas vor Ort statt – und Beteiligte hoffen, dass die Bindung so eng und gut ist, dass die „Pias“ in „ihrer“ Einrichtung berufstätig bleiben. Attraktive Voraussetzungen bieten unbefristete Verträge. „Wir haben viele Entfristungen vorgenommen. Wenn wir jetzt einstellen, erfolgt das grundsätzlich unbefristet“, sagt Renner. Ausnahme sind Stellen, wo Ersatz für Kollegen in Mutterschutz oder Elternzeit gesucht wird. Um die Bindung an die Stadt zu erhöhen, werden Azubis übernommen, Fortbildungsmaßnahmen angeboten und finanziert sowie etwa Kosten für Impfungen nach der Biostoffverordnung übernommen. Dem JAEB reicht das nicht. Er möchte wissen, welche Maßnahmen Stadt und Jugendamt unternehmen, um mehr Erzieher zu gewinnen, wie sich Grevenbroich als Arbeitgeber von anderen Kommunen absetzt und ob die Schaffung eines Arbeitsplatzes im Jugendamt nur für die Anwerbung von Erziehern möglich ist.