„Am alten Stellwerk“ in Kapellen Mieter wohnen auf Endlos-Baustelle

Kapellen. · Auf die Gestaltung des Vorplatzes und ihrer Eingänge warten Kapellener bisher vergeblich.

Vor mehr als zwei Jahren wurde das Wohn- und Geschäftshaus „Am alten Stellwerk“ fertig. Noch immer sieht es vor dem Gebäude nach Baustelle aus.

Foto: Wiljo Piel

Das Viertel im Kapellener Neubaugebiet hinterlässt einen ordentlichen Eindruck. Schöne Häuser, saubere Straßen – alles in Ordnung. Wenn da nicht das große Mietshaus „Am alten Stellwerk 2–10“ wäre. Das ist zwar vor mehr als zwei Jahren fertiggestellt worden, doch vor dem L-förmigen Gebäude sieht es immer noch aus wie auf einer Baustelle. Und das nervt die Mieter, immerhin fast 50 Parteien.

Der große Vorplatz ist mit Schlaglöchern übersät, vor dem Haus liegt Schotter, die Eingänge sind nur provisorisch gepflastert worden. „Das alles ist nicht akzeptabel“, sagt Hausmeister Kristof Przystalski. Damit meint er auch die Absperrbaken, Paletten und Pflastersteine, die nach wie vor auf dem Gelände stehen, weil sie von Bauarbeitern irgendwann mal liegen gelassen wurden. Das alles sei mit Schmutz verbunden, den die überwiegend älteren Mieter ins Haus und in ihre Wohnungen tragen. „Ein unzumutbarer Zustand“, sagt Przystalski.

Das meinen nicht nur diejenigen, die in dem großen Haus wohnen, sondern auch die, die dort arbeiten. „Die schmalen Zugänge sind für unsere Gäste, die mit Rollatoren oder Rollstühlen kommen, eine gefährliche Falle“, sagt Birgit Müller-Schepers, die Leiterin der Caritas-Tagespflege. Die wurde im Januar 2018 „Am alten Stellwerk“ eröffnet wurde und wird von bis zu 14 Gästen im Seniorenalter besucht. Leicht könne jemand abrutschen, in den Schotter geraten und sich verletzen. „Wir warten schon seit mehr als einem Jahr darauf, dass sich hier endlich etwas tut“, sagt Müller-Schepers. „Bisher leider vergeblich.“

Auch Beate Kleuel von der Kindertagespflege „Lala World“, die ebenfalls ihr Domizil im Mietshaus „Am alten Stellwerk“ hat, wünscht sich, dass der Vorplatz endlich gestaltet wird. „Wir haben hier noch nicht einmal ein bisschen Grün vor der Eingangstür, damit wir mit den Kindern auch mal rausgehen können“, schildert sie.

Das habe Kleuel auch gegenüber Vertretern des Grevenbroicher Jugendamtes beklagt – doch: „Leider nichts zu machen.“ Und auch in der Praxis von Kornelia Durst ist die Dauer-Baustelle immer wieder Thema. „Eine Zumutung“, sagt die Ärztin. „Manche Patienten wundern sich, dass wir hier schon seit anderthalb Jahren sind – wo draußen doch noch alles unfertig wirkt.“

Bis auf den Vorplatz sieht es rund um das Haus proper aus: Parkplätze und Gärten – angelegt vom Bauherrn, der Firma Emrich aus Bergheim – sind in Ordnung. „Da gibt es überhaupt nichts zu meckern“, sagt Hausmeister Przystalski. „Es wird höchste Zeit, dass irgendjemand auch den Rest fertigstellt.“

Die Mieter „Am alten Stellwerk“ sind Unmut gewohnt. Zuletzt hatten sie mehr als sechs Monate auf Telefon- und Internetanschlüsse warten müssen. Genau das sei auch der Grund, warum die Stadtbetriebe mit der Gestaltung des Vorplatzes noch nicht begonnen hätten, sagt Rathaussprecher Stephan Renner. „Es macht ja keinen Sinn, den Platz herzustellen, um ihn dann wieder für das Verlegen von Versorgungsleitungen aufreißen zu müssen.“

Laut Verwaltung soll mit den Arbeiten im Sommer begonnen werden. „Die Stadtbetriebe stehen kurz vor der Auftragsvergabe. Sobald diese abgeschlossen ist, wird das Material geordert, damit der Vorplatz vernünftig hergerichtet werden kann“, betont Renner.

Übrigens: Die Mieter werten die Argumentation der Stadt als Ausrede. Im November 2017 hatten sie fehlenden Telefonanschlüsse beklagt, im ersten Halbjahr 2018 seien sie damit bereits versorgt worden.