Zahlreiche Festnahmen und Durchsuchungen nach internationalen Ermittlungen Polizei fasst Geldautomatensprenger von Kapellen

Kapellen · (wilp) Bei einem Großeinsatz von niederländischen und deutschen Polizeikräften sind am Mittwoch zehn mutmaßliche Mitglieder einer kriminellen Vereinigung festgenommen worden – darunter wohl auch einer der Drahtzieher.

Im Oktober 2022 wurde der Geldautomat der Sparkassen-Filiale an der Schubertstraße gesprengt. Es war bereits der zweite Anschlag binnen 16 Monaten.

Foto: Kandzorra, Christian

Weitere zehn Bandenmitglieder konnten ermittelt werden. Die 18 Beschuldigten werden verdächtigt, an mindestens 23 Sprengungen von Geldautomaten in Deutschland beteiligt gewesen zu sein. Dabei entstand nach Polizeiangaben ein Beute- und Sachschaden von mehr als 5,5 Millionen Euro. Unter anderem soll die Bande im Oktober 2022 auch den Automaten in der Sparkasse-Filiale in Kapellen in die Luft gejagt haben.

Im Rahmen eines länderübergreifenden „Joint Action Days“, an dem rund 200 Einsatzkräfte beteiligt waren, wurden 26 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht, größtenteils im Großraum Noord-Holland. Dabei sollen die Ermittler, unter denen sich auch Sprengstoffexperten befanden, umfangreiches Beweismaterial sichergestellt haben.

Über 100 000 Euro Bargeld, Schmuck, Uhren beschlagnahmt

Unter anderem seien fünf Fahrzeuge, hochwertiger Schmuck, teure Uhren sowie weit über 100 000 Euro Bargeld – in Teilen auch eingefärbt – beschlagnahmt worden. Derzeit werden weitere sichergestellte Geldscheine in den Niederlanden gezählt. Darüber hinaus sollen die Ermittler bei den Wohnungen und Geschäftsräumen auf illegale Explosivstoffe gestoßen sein. Im niederländischen Amstelveen musste wegen dieser Funde aus Sicherheitsgründen ein Mehrfamilienhaus evakuiert werden.

Bei vier Durchsuchungen in Nordrhein-Westfalen seien darüber hinaus Unterlagen von Mietwagenfirmen sichergestellt worden, meldet die Polizei. Die Unternehmen selbst würden jedoch nicht Verdacht stehen, sondern mögliche Personen, die dort potenzielle Tatfahrzeuge angemietet hatten.

Die sieben festgenommenen Männer im Alter von 19 bis 27 Jahren stammen aus Alkmaar, Amstelveen, Amsterdam, Haarlem und Heerhugowaard en Rotterdam. Eine 23 Jahre alte Frau aus Haarlem steht im Verdacht, mit den Erlösen aus den Geldautomatensprengungen Geldwäsche betrieben zu haben. Einer der festgenommenen Männer soll bei zahlreichen Taten eine Schlüsselrolle bei der Vorbereitung und Durchführung von Sprengungen innegehabt haben. Die Ermittlungen kamen nach einem Hinweis niederländischer Behörden zu einer Tat ins Rollen, die sich im August 2021 in Osnabrück abgespielt hatte.

Die Sprengung in Kapellen hatte im Oktober 2022 für Aufsehen gesorgt. Ein Jahr nach der aufwendigen Renovierung der Sparkassen-Filiale an der Schuberstraße hatten die Täter einen Geldautomaten in die Luft gejagt – dabei wurde die Zweigstelle weitgehend zerstört. Durch die Wucht der Detonationen barsten die Fensterscheiben, die abgehängte Decke stürzte herab, Kabel rissen aus ihren Befestigungen. Die Sprengung war die zweite in derselben Filiale: Zuletzt hatte es dort eine Attacke in der Nacht zum 23. Juni 2021 gegeben.

Die erfolgreichen Ermittlungen und Festnahmen sind das Ergebnis einer intensiven, internationalen Zusammenarbeit zwischen der niederländischen und deutschen Länderpolizei, dem Bundeskriminalamt und Europol. Laut Polizeibericht können den insgesamt 18 Beschuldigten möglicherweise noch weitere Taten zugeordnet werden. Die Ermittlungen dauern an.

(wilp )