Schandfleck in Grevenbroich Käufer für marode „Zille“ gefunden
Grevenbroich. · Die Stadtentwicklungs-Gesellschaft plant den Kauf der seit 20 Jahren leer stehenden Gaststätte.
Der Verfall der ehemaligen Kult-Kneipe „Zille“ bewegt seit vielen Jahren die Gemüter. Jetzt scheint sich eine Lösung für die mitten in der Innenstadt stehende Ruine anzubahnen: „Die Stadtentwicklungs-Gesellschaft (SEG) beabsichtigt, das Objekt zu erwerben“, teilt Rathaussprecher Stephan Renner mit. Über den Verkauf der Immobilie sei mit dem Eigentümer bereits Einvernehmen erzielt worden. Ziel ist es, den Kaufvertrag noch in diesem Jahr zu unterzeichnen. Die Frage, zu welchem Preis die marode Immobilie den Besitzer wechseln soll, bleibt vorerst unbeantwortet.
Die „Zille“ schloss 1999 ihre Tür. Seitdem gammelt das Gebäude vor sich hin. Nachdem Teile der Fassade vor zwei Jahren auf den Gehweg stürzten, wurde der Eigentümer von der Stadt zu Sicherungsmaßnahmen verpflichtet, er ließ den Eingangsbereich daraufhin mit einem Zaun verrammeln.
Diskussion über eine
mögliche Enteignung
Da auch danach nichts mehr passierte, forderten die Grünen im vergangenen Frühjahr eine drastische Maßnahme: „Wenn Eigentum auf eine solche Weise missbraucht wird, dann sollte es die Möglichkeit einer Enteignung geben“, schlug das Ratsmitglied Peter Gehrmann vor.
So weit wird es nun doch nicht kommen. Mit dem angestrebten Kauf der Immobilie – übrigens eine gemeinsame Initiative von Bürgermeister Klaus Krützen und der SEG – wird eine größere Lösung verfolgt: „Wir wollen damit in eine städtebauliche Entwicklung des Quartiers am Steinweg einsteigen“, sagt Stephan Renner. Diese zentrale innerstädtische Lage – die im Sommer 2016 der Fußgängerzone zugeordnet wurde – soll künftig deutlich aufgewertet werden.
Dafür sollen auch die Nachbarn der zwischen Geschäftshäusern eingequetschten „Zille“ mit ins Boot geholt werden. „Es ist beabsichtigt, mit den umliegenden Eigentümern zu sprechen“, betont Renner. Weil diese Verhandlungen – und die anschließenden Planungsprozesse – ihre Zeit brauchen, sei eine dauerhafte Lösung für den Steinweg auch „erst mittelfristig“ zu erwarten. Auf einen konkreten Zeitpunkt will sich die Stadt noch nicht festlegen. „Auf keinen Fall soll sich dieser Prozess über weitere Jahrzehnte hinziehen“, sagt der Rathaus-Sprecher. Die Chance, die sich für dieses Quartier biete, soll möglichst schnell genutzt werden.
Zurzeit werde bei der SEG geprüft, wie das Erscheinungsbild der ehemaligen Gaststätte kurzfristig verbessert werden kann. Ob die „Zille“ verhüllt oder hinter einer Plakat-Wand versteckt werden soll, ist noch nicht klar. „Wir sind noch nicht so weit, dass wir hierzu ins Detail gehen können“, sagt Stephan Renner. Auch wollen sich weder Stadt noch SEG über eine künftige Nutzung der Immobilie äußern. „Vieles ist denkbar – etwa Einzelhandel, der sich in dieser klassischen innerstädtischen Lage ansiedeln könnte“, betont Renner. Es sei aber noch zu früh, um sich hier festzulegen. Für die Innenstadt-Entwicklung sei es ein „absoluter Glücksfall“, dass die SEG am Steinweg einsteige, sagt Bürgermeister Klaus Krützen. „Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, Bewegung in diese Sache zu bringen.“