Viele Geschäfte in der Innenstadt betroffen Leerstand: Eigentümer sollen aktiver werden
Grevenbroich. · Die Besitzer unternehmen laut Makler Ralf Schulte zu wenig, um Mieter für City zu finden
Mehrere Geschäfte in der Fußgängerzone stehen leer – teilweise schon länger. Der Grevenbroicher Immobilienmakler Ralf Schulte appelliert an die Eigentümer der Ladenlokale, neue Mieter anzulocken. Er schlägt umfangreiche Werbemaßnahmen und Investitionen in die Bausubstanz vor. „Manche Räume werden überhaupt nicht aktiv angeboten“, sagt er. „Ein Zettel an die Scheibe zu kleben, reicht heutzutage nicht mehr aus.“ Eigentümer müssten ihre freien Ladeflächen im Internet über Immobilienportale anbieten. Dort finde Schulte die Immobilien aber entweder gar nicht oder nur kurz.
Zudem seien einige zentral gelegene Ladenlokale in einem schlechten Zustand. „Manche Eigentümer wollen in ihrem Laden nichts verändern, aber trotzdem weiter Miete beziehen“, sagt der Immobilienmakler. Schulte gibt an, dass Eigentümer grundlegende Dinge verändern könnten, um den Wert ihrer Gewerbeimmobilie zu steigern und neue potenzielle Mieter anzulocken. „Vor allem von außen ist eine Modernisierung möglich“, sagt Schulte. So könnten beispielsweise neue Schaufenster eingesetzt oder die Fassade modernisiert werden.
Eigentümer sollte
zum Umbau bereit sein
Im Inneren eines Geschäfts rät er aber von verfrühten Umbaumaßnahmen ab. „Im Lokal selbst sollte immer in Absprache mit einem Mieter renoviert werden“, sagt Schulte. Der Grund: Verschiedene Branchen hätten auch verschiedene Ansprüche an ein Geschäft, dessen Größe und Ausstattung. Dennoch sollte ein Eigentümer stets die Bereitschaft symbolisieren, einen Umbau vorzunehmen. Das mache es einfacher, einen Mieter zu finden, der langfristig für Einnahmen sorge. Auch der Handelsverband plädiert dafür, dass Eigentümer von Gewerbeimmobilien mehr auf Werbung und Investitionen setzen. „So wird das Geschäft und der gesamte Standort aufgewertet“, sagt Jan Kaiser, Geschäftsführer vom Handelsverband des Rhein-Kreis Neuss. Davon profitierten letztlich auch die Eigentümer von Gewerbeimmobilien in Grevenbroich, da sie dann einfacher einen neuen Mieter finden und zugleich mehr Kunden in die Stadt gelockt werden. Der Einzelhandelsverband verfolgt dabei eine Strategie: Kann für eine längere Zeit kein Mieter für eine Gewerbeimmobilie gefunden werden, sollte das Gebäude umfunktioniert werden – etwa zu Wohnraum, um mehr Frequenz in die Innenstadt zu bekommen. Auch kulturelle Angebote, Sportstätten, Gastronomie oder Jugendstätten seien eine gute Option dafür, sagt Kaiser.
Ein weiteres Problem, warum weniger Eigentümer ein Einzelhandelsgeschäft vermieten, könnte laut Schulte am aufgerufenen Preis für die Ladenlokale liegen. Beharre ein Vermieter auf den Mietspiegel für Grevenbroich, könnte er schlechte Karten haben. „Ein Mietpreis an der oberen Grenze zu bekommen, ist heute nicht mehr realistisch“, sagt Schulte. „Das kann nur erzielt werden, wenn ein Einzelhandelsunternehmer unbedingt an einen Standort will und deshalb bereit ist, einen hohen Preis zu zahlen.“
Für den Immobilienmakler ist ganz klar, dass die Zeit der großen Mieten in Grevenbroich vorbei sei. Auch weil es für den Einzelhandel – in Zeiten des Online-Handels – nicht mehr so interessant wie früher sei, ein Geschäft mitten in der Fußgängerzone zu besitzen. „Der Flächenbedarf für den stationären Handel in der Innenstadt ist nicht mehr so groß wie noch früher“, sagt Schulte. Er spricht sogar bereits davon, dass es in der Innenstadt weitaus mehr Einzelhandelsgeschäfte gibt, als benötigt werden.