Kriminalität in Grevenbroich Mordfall Claudia Ruf: 15 Hinweise

Hemmerden. · Nachdem die Mordkommission „Claudia Ruf“ vor einem Monat erneut einen Zeugenaufruf gestartet hat, sind 15 neue Hinweise bei der Polizei eingegangen. Einige sind für die Ermittler relevant. Sie beziehen sich auf ortsfremde Männer.

Mit diesem Fahndungsplakat und einer Belohnung in D-Mark suchte die Polizei vor 24 Jahren nach dem Mörder von Claudia Ruf.

Foto: woi

Die Ermittlungs-Teams der Mordkommission „Claudia Ruf“ arbeiten weiter mit Hochdruck am Fall des vor mehr als 24 Jahre ermordeten Mädchens. Mehr als 2000 Spuren sind bislang ausgewertet worden. Zuletzt hatten die Fahnder im November erneut die Öffentlichkeit dazu aufgerufen, ihnen Hinweise auf die Tat am 11. Mai 1996 zu geben. Dabei haben die Ermittler ihren Fokus besonders auf Ortsfremde gelegt, die damals einen Bezug zu Hemmerden hatten – etwa weil sie dort ihrer Freizeitbeschäftigung nachgingen. Zudem sind auch Hinweise auf Männer von großen Interesse, die sich auch nach der Tatzeit auffällig verhalten haben.

Nach dem Aufruf im vergangenen Monat sind bislang 15 Hinweise eingegangen, die laut Polizei zum Teil von aktueller Ermittlungsrelevanz sind. „Sie beziehen sich auf auswärtige Personen und ihre Hemmerdener Anlaufstellen“, berichtet Reinhold Jordan, Leiter der Mordkommission. Es seien aber auch Hinweise auf Männer eingegangen, die sich in ihrem persönlichen Umfeld zur Tatzeit und danach in verdächtiger Weise verhalten hätten.

Auch 24 Jahre nach dem Mord würden Hinweisgeber gegen Hemmungen kämpfen, ihren Verdacht zu teilen, weiß die für den Fall zuständige Oberstaatsanwältin Carola Guddat. „Wir stellen immer wieder fest, dass es durchaus mehrerer Aufrufe bedarf, bis Personen bereit sind, ihre Verdachtsmomente mitzuteilen“, sagt sie. „Ein Grund dafür könnte etwa sein, dass Hinweise möglicher Zeugen aus dem persönlichen Umfeld des Täters stammen und daher mögliche Konflikte im Bekannten- und Verwandtenkreis befürchtet werden“. In begründeten Fällen würden Hinweise daher vertraulich behandelt.

Mordkommission verfolgt weiter zwei verschiedene Tatszenarien

Die Ermittler der Mordkommission und die ebenfalls mit dem Fall beschäftigten Profiler des Landeskriminalamtes Düsseldorf gehen weiterhin von zwei Szenarien aus: Claudia Ruf – die am Samstag, 11. Mai 1996, mit Nachbarshund „TJ“ spazieren ging – wurde zwischen 18.30 und 18.45 Uhr entweder in eine nahe des „Gassiweges“ gelegene Hemmerdener Wohnung, Garage, Werkstatt oder andere Räumlichkeit des Täters gelockt. Oder: Das Mädchen stieß auf einen Täter, der mit einem Wagen im Bereich seiner Anlaufstelle in Hemmerden unterwegs war und sie zu einem verfügbaren Raum außerhalb des Ortes entführte. Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, sind aktuell 5000 Euro ausgelobt.

Im vergangenen Jahr hatte die Polizei die Suche nach dem Täter wieder forciert und Männer mit Bezug zu Hemmerden um eine freiwillige Speichelprobe gebeten. Bislang wurden 2250 DNA-Spuren über die Wissenschaftler des Landeskriminalamtes abgeglichen – der mutmaßliche Täter konnte darüber aber noch nicht identifiziert werden. Darüber hinaus werden nach Angaben der Polizei zahlreiche weiteren Spuren verfolgt. So laufen derzeit 15 von der Staatsanwaltschaft initiierten Rechtshilfeersuchen an die Behörden in den USA, Portugal, Benelux, Schweiz und Österreich, weil Männer aus Hemmerden heute in diesen Ländern leben.

Die Ermordung von Claudia Ruf erschütterte 1996 ganz Deutschland. Mehr als 150 Einsatzkräfte suchten nach der Vermissten. Kurz nachdem das Mädchen auf einem Feld in Euskirchen-Oberwichterich tot aufgefunden worden war, gingen 120 Hinweise bei der Mordkommission ein. Bereits 1996 wurde im Fall ein Suchaufruf bei der TV-Serie „Aktenzeichen XY“ gestartet. Zudem wurde erstmals in NRW im Internet nach dem Mörder gefahndet.

Im vergangenen Jahr hatten Profiler des Landeskriminalamtes den Fall neu bewertet. Dabei verwarfen sie die These, dass es sich bei dem Täter um einen zufällig vorbeikommenden Mann gehandelt haben könnte. Stattdessen geht die Mordkommission davon aus, dass der Mörder einen Bezug zu Hemmerden hatte. Die DNA-Tests der heute im Dorf lebenden Männer waren schon vor Monaten ausgewertet. Ohne Übereinstimmung.