Mordfall Claudia in Hemmerden Polizei bereitet auf DNA-Test vor
Grevenbroich. · Seit 1996 ermittelt die Polizei auf der Suche nach dem Mörder von Claudia Ruf. Ein Speicheltest soll neue Spuren bringen.
Die mobile Polizeiwache steht vor Kopf auf dem Kirchplatz von Hemmerden. Aus den Bechern dampft heißer Kaffee. Lagebesprechung. Im Kriminalfall der vor 23 Jahren vergewaltigten und ermordeten Claudia Ruf wird es nun ernst. Rund 20 Polizeibeamtinnen und –beamte sind am Samstag mehr als fünf Stunden lang in Hemmerden unterwegs. Sie verteilen einen Großteil der 2000 Broschüren der Polizei, mit denen über den neuen DNA-Massentest an rund 800 Männern informiert wird. Zugleich wollen die Beamten den Stadtteil in den kommenden zwei Wochen begleiten und Fragen beantworten. Bernhard Wöltgen, erster Polizeihauptkommissar, zieht nach fünf Stunden in der Kälte diese Bilanz: „Wir sind auf durchweg positive Resonanz gestoßen. Viele Anwohner waren bei uns und haben gefragt, wie sie helfen können.“
Ein Mann fährt vor, die Scheibe auf der Fahrerseite gleitet nach unten: „Wo kann ich hier meine Speichelprobe abgeben?“ Weitere werden mit dieser Frage folgen. Sie sind zu früh dran. Der eigentliche Test wird an den kommenden beiden Wochenenden genommen. Sowohl am Samstag als auch am Sonntag werden Beamte zwischen 10 und 18 Uhr in der Gemeinschaftsgrundschule Hemmerden auf Männer warten, die ihre Speichelprobe abgeben. Rund 800 kommen laut Polizei in Frage, die im Jahr 1996 zwischen 14 und 70 Jahre alt waren.
Heute dürfen die Ermittler auch Beinahe-Treffern nachgehen
„Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass wir einen ganzen Stadtteil unter Generalverdacht stellen“, sagt Polizeisprecherin Daniela Dässel von der Kreispolizei Neuss. „Was ist jetzt anders als bei dem DNA-Test, der vor vielen Jahren gemacht wurde?“ will ein Mann aus Hemmerden wissen. Beim jetzigen Test dürfen die Ermittler auch Beinahe-Treffern nachgehen; etwa, wenn ein naher Verwandter der mutmaßliche Täter gewesen sein könnte. Dann würde die Speichelprobe eine sehr ähnliche DNA anzeigen, aber eben keinen 100-prozentigen Treffer. „Natürlich gebe ich meine Speichelprobe. Wir wollen doch alle Klarheit. Wir wollen, dass der Täter gefasst wird“, sagt einer, der zufällig am Kirchplatz vorbeikommt.
Derweil sind die Beamten in den Dorfstraßen unterwegs. In Zweierteams verteilen sie die Info-Schriften. Darin ist auch von den 5000 Euro Belohnung zu lesen, die die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach auf Hinweise ausgesetzt hat, die zur Ergreifung des Täters führen. Claudia Ruf führte am Samstag, 11. Mai 1996, gegen 18.18 Uhr, den Nachbarshund aus. Die Tat hat sich nach Meinung der Polizei zwischen 18.25 und 18.50 Uhr in Hemmerden ereignet – mitten im Dorf oder am Ortsrand. Der Hund kam gegen 18.50 Uhr allein zurück. Am darauffolgenden Montag fanden Spaziergänger den Leichnam der elf Jahre alten Claudia auf einem Feld in Euskirchen-Oberwichterich. Der Täter hatte die Tote mit Benzin übergossen und anzündet.
Hat jemand am 11. Mai 1996 einen Termin platzen lassen? Hatte ein Bekannter Brandwunden? Wurde ein Auto auffällig sorgfältig gereinigt oder gar plötzlich verkauft. Wer Antworten auf solche Fragen oder sonstige Hinweise hat, kann sich an eine eigens geschaltete Telefonnummer der Polizei wenden: 02131/30025252. „Erste Anrufer haben sich dort bereits gemeldet“, sagt Polizeisprecherin Dässel. Ermittler werden jedem Hinweis nachgehen.
Die mobile Wache wird in dieser Woche jeden Tag auf dem Kirchplatz von Hemmerden stehen – zwischen 15 und 20 Uhr. An den Wochenenden 23./24. November und 30. November/ 1. Dezember werden die Speichelproben von 10 bis 18 Uhr in der Gemeinschaftsgrundschule genommen. Die Polizei versichert, dass die DNA-Ergebnisse nur für diesen Fall eingesetzt und anschließend vernichtet werden.