Stadt will neue Schulform
Bildung: Grevenbroich plant, sich für den Modellversuch „Gemeinschaftsschule“ zu bewerben.
Grevenbroich. „Schulversuch“ — der Begriff klingt abenteuerlich. Schließlich kann jeder Versuch auch scheitern. Schöner klingt die Bezeichnung „Modellprojekt“. Doch egal wie das Vorhaben genannt wird, Fakt ist, dass Grevenbroich gerne als eine von 50 Städten und Gemeinden in NRW eine Gemeinschaftsschule einführen möchte.
Drei bestehende Schulen sind daran interessiert, die neue Form zu übernehmen. Am Mittwoch führte Bürgermeisterin Ursula Kwasny erste Gespräche mit den Rektoren der Realschule an der Bergheimer Straße, der Katholischen Hauptschule und der Hans-Sachs-(Haupt-)Schule. Bei ihr ist wegen der geringen Anmeldezahlen der Fortbestand bereits gefährdet.
Schuldezernent Michael Heesch begrüßt die neue Schulform als Antwort auf die große Zahl der jährlich abgewiesenen Schüler, die keinen Platz auf der Gesamtschule erhalten. Im vergangenen Jahr waren das in Grevenbroich laut Heesch rund 180. Aus diesem Grund wird von der Fraktion Die Linke/Freie Bürger eine zweite Gesamtschule für Grevenbroich gefordert. Heesch glaubt, dass die Gemeinschaftsschule der bessere Weg ist.
„Eine weitere Gesamtschule würde nur eines der Probleme lösen, die wir derzeit haben“, sagt Heesch. Nicht nur die Gesamtzahl der verfügbaren Plätze sei ein Hindernis, sondern auch die vorgeschriebene Vielfalt in der Gesamtschule. Diese teilt ihre Bewerber in zwei Leistungsklassen ein. Da sich mehr Schüler mit einer Hauptschulempfehlung auf einen Gesamtschulplatz bewerben als etwa Schüler mit einer Gymnasium-Empfehlung, seien letztere benachteiligt. „Bei einer Gemeinschaftsschule gibt es da keine Vorgaben“, erklärt Heesch.
Bis Grevenbroich eine Gemeinschaftsschule einrichten darf, gibt es noch einige Hürden zu überwinden. Am 29. März soll die Standortfrage — möglich ist auch ein Betrieb an zwei Standorten — geklärt sein. Dann müssen die Fraktionen im Schulausschuss erst einmal ihren Willen dazu bekunden. Anschließend folgt die Bewerbung bei der Bezirksregierung. Heesch: „Das wollen jedoch mehr als 50 Gemeinden.“ So müsse Grevenbroich ein überzeugendes Konzept entwickeln. Auch die Nachfrage ist noch unklar. Daher sollen im Sommer alle Eltern von Dritt- und Viertklässlern befragt werden. Damit eine Gemeinschaftsschule den Betrieb aufnehmen darf, werden 75 Schüler benötigt.
In einer Gemeinschaftsschule werden die Schüler in Klasse 5 und 6 gemeinsam unterrichtet. Danach wird — je nach Konzept — nach Leistung differenziert oder in gemischten Klassen weitergemacht. Diese sollen auf 25 Schüler begrenzt sein.