Straßenverkehr Weiße Weihnacht nur im Streusalz-Lager
Grevenbroich. · Der Vorrat reicht beinahe für zwei normale Winter, sagt der Betriebsleiter. Bis zum 30. März sind die Stadtbetriebe in Rufbereitschaft.
Salz verdirbt nicht, aber es zieht Feuchtigkeit und klumpt. Also haben sie das frische, gerade erst gelieferte Natriumchlorid in der Lagerhalle unter die Bestände gemischt. Und – warten. Warten auf den nächsten Einsatz, der bei frühlingshaften zehn bis zwölf Grad Celsius derzeit eher unwahrscheinlich ist. Weiße Weihnacht findet in Grevenbroich in diesem Jahr nur hier, in dieser Halle statt – wo der schneeweiße Streusalzberg lagert.
Vom 1. November bis zum 30. März gehören zwölf, in erwartbar großen Winterwetterlagen 25 Mitarbeiter der Stadtbetriebe zur Bereitschaft, um Grevenbroich von Eis und Schnee zu befreien. „Das bedeutet für jeden unserer Kollegen, dass er innerhalb von 30 Minuten im Betriebshof sein muss, um ein Streufahrzeug zu übernehmen, Beifahrer zu sein oder die Werkstatt zu besetzen“, sagt Betriebsleiter Dennis Sweers. Sechs Fahrzeuge warten beladen auf ihren nächsten Einsatz. Hinzu kommen, je nach Schneelage oder Glätte, Mitarbeiter, die Rad- und Fußwege von Hand streuen.
Sobald die Temperaturen unter die Marke von fünf Grad fallen, starten täglich zwischen 3 und 5 Uhr Kontrollfahrten auf festgelegten Routen. Acht Einsatzleiter lösen sich dabei gegenseitig ab. Sie sind es, die die Telefonkette in Gang setzen, falls ein Streueinsatz sein muss. „Selbst in diesem Plusbereich können Brücken, Brückenzufahrten und freie Strecken überfrieren. Im Zweifel werden die Kollegen der Rufbereitschaft auf den Weg geschickt“, sagt Sweers. Das Ziel: Noch vor Beginn des werktäglichen Berufsverkehrs sollen die Straßen befahrbar sein.
Die allgegenwärtige Digitalisierung des Lebens macht auch vor den Anti-Rutsch-Teams keinen Halt: Erstmals in diesem Jahr wurden sämtliche Routen der Grevenbroicher Streufahrzeuge digital erfasst und werden ab sofort, ähnlich wie bei einem Navigationssystem, angesagt: „Jetzt links abbiegen!“. Auch die Punkte, ab denen Salz auf der Fahrbahn verteilt werden soll, sind fest einprogrammiert. Das reduziert die Anlernzeit, sobald neue Mitarbeiter in den Winterdienst einsteigen. Alle sechs zur Verfügung stehenden Fahrzeuge besitzen jeweils ein Schneeschild gegen Verwehungen und Streuaufbauten. Die Einsatzverläufe werden digital erfasst und sind kurzfristig auswertbar. So können Routenabläufe bei Bedarf optimiert werden, und die Menge des bereits verteilten Streusalzes ist stets nachvollziehbar.
Stadt hat rund 800 Tonnen
Streusalz eingelagert
„Salz haben wir momentan genug“, sagt Betriebsleiter Sweers. Kunststück – die zurückliegenden Winter waren ebenfalls äußerst mild, also musste seltener als früher gestreut werden. Knapp 800 Tonnen Natriumschlorid liegen bei den Grevenbroicher Stadtbetrieben auf Lager. Mit 500 bis 550 Tonnen komme man für gewöhnlich durch einen normalen Winter. In Punkto Rutschfestigkeit und Straßensicherheit hat Grevenbroich also zurzeit einen ordentlichen
Sicherheitspuffer.
Bleibt die Bitte des städtischen Winterdienstes an alle Autofahrer. „Es wäre schön, wenn sie zu unseren Streufahrzeugen mindestens den doppelten Abstand halten würden als zu normalen Lastwagen“, sagt Dennis Sweers. So manch ein eiliger Zeitgenosse fahre sehr dicht auf. „Dann sammelt er mit seiner Karosse die Salzmengen ein, die eigentlich für die Straße bestimmt sind“, erläutert Sweers. Das habe gleich zwei Nachteile: Zum einen werde eine glatte Straße dadurch nicht entschärft. Das Streufahrzeug müsse eine zweite Runde drehen. Und zum anderen sei das Streusalz in Verbindung mit Feuchtigkeit schlecht für die Fahrzeugkarosserie. Und noch ein Hinweis scheint notwendig: „Wer Streufahrzeuge überholt, muss damit rechnen, dass es vor unseren Fahrzeugen noch glatt ist.“