Angst vor Lärm und Verkehr
Bei der Bürgerversammlung zur Ansiedlung eines neuen Supermarktes gab es viel Kritik.
Kaarst. Es ist kurz vor 19 Uhr am Dienstag. Gemeinsam mit seiner Frau versucht Dieter Dewenter sich in den überfüllten Rathaussaal zu quetschen.
Er ist zur Bürgerversammlung zum Thema Nahversorgung in Büttgen gekommen, weil er findet, dass es wichtig ist, über das Thema zu sprechen und die Bürger zu Wort kommen zu lassen. „Ich bin gegen einen großen Supermarkt am Berliner Platz. Da passt viel besser ein schönes Café hin“, sagt er und versucht, in den Raum zu spähen.
Drinnen haben bereits hunderte Büttgener Platz genommen. Bürgermeister Franz-Josef Moormann eröffnet die Versammlung und erläutert die Ausgangslage: Die Betreiber der zwei Kaiser’s-Märkte in Büttgen haben angekündigt, 2013 ihre Läden zu schließen. Jetzt sei man auf der Suche nach einem Standort für einen neuen Supermarkt.
Dann übernimmt Nora Timmerbeil vom Rheinischen Einzelhandels- und Dienstleistungsverband das Mikrofon. Sie erklärt den Zuhörern, dass es kaum noch kleine Läden gibt und Vollsortimenter wie Rewe oder Edeka in Orten wie Büttgen nicht mehr in Läden mit einer Fläche unter 1200 Quadratmetern gingen.
Sie versucht die Bedeutung der Nahversorgung zu erklären: „Eine Versorgung direkt im Ortskern erhöht die Identifizierung mit dem Stadtteil. Außerdem erfüllen Nahversorger eine soziale und kommunikative Funktion.“
Geograph Michael Karutz, der einen Fachentwicklungsplan aufgestellt hat, macht klar, dass man mit einem großen Vollsortimenter im Zentrum Kaufkraft, die sonst in andere Städte abfließe, in Büttgen bündeln könne.
Er und der Technische Beigeordnete Manfred Meuter empfehlen einen großen Frischemarkt im Zentrum und einen Discounter im Norden. „Wir wollen damit die Infrastruktur und die Vielfalt des Zentrums erhalten“, erklärt Karutz. Dafür spricht sich auch Peter Wellen von der Interessengemeinschaft Büttgen aus: „So ein Markt als Magnet für den Ort ist wichtig.“
Klar ist bis jetzt: Kaiser’s geht im Jahr 2013. Verschiedene Standorte wie die Fläche an der katholischen Kirche oder an der ehemaligen Post sind von der Verwaltung geprüft worden, stehen jedoch nicht zur Verfügung.
Die Überlegungen gehen nun in Richtung Berliner Platz — diese Fläche gehört der Stadt. Laut Meuter ist man bereits im Gespräch mit Rewe für das Zentrum und mit Netto für den Büttgener Norden. Auch die Ansiedlung eines Drogeriemarktes im heutigen Kaiser’s könne er sich vorstellen.
Dann ist die Diskussion eröffnet. Viele Bürger melden sich zu Wort. Was mehrere Anwohner beschäftigt: Kommt ein großer Markt an den Berliner Platz, wo sollen die Kunden parken?
„Das halte ich für ein lösbares Problem. Man könnte beispielsweise eine Parkscheibenregelung schaffen. Dann parken dort keine Langzeitparker mehr“, entgegnet Meuter und erntet Kopfschütteln und Buh-Rufe vom Publikum.
Angst haben viele Anwohner auch vor einer erhöhten Lärmbelästigung durch Einkaufswagen und Ware liefernde Lkw. „Würde ein großer Vollsortimenter nicht die kleinen Geschäfte wegdrücken?“, gibt eine Bürgerin zu bedenken.
Dann wirft ein Zuhörer die Idee in den Raum, das Rathaus abzureißen und dort ein Gebäude mit Lebensmittelmarkt, Wohnungen und Geschäftsräumen zu errichten und erhält viel Zustimmung von anderen Bürgern. „Wenn gewünscht wird, dass wir darüber nachdenken, dann tun wir das. Ich gebe aber zu bedenken, dass das keine ganz billige Alternative ist“, entgegnet Bürgermeister Moormann.
Um 21.30 Uhr verabschiedet er sich von den Bürger: „Vielen Dank für Ihre Anregungen. Sie haben uns einiges an Denkstoff für die nächste Zeit geliefert.“