Inklusionsnetzwerk: Handicap ist kein Thema beim Sportfest

Mitgliedsvereine des Inklusionsnetzwerks präsentieren sich mit allerlei Sportarten für Jung und Alt.

Foto: Lothar Berns

Kaarst. Fußball, Judo, Tennis, Rudern oder Radeln — beim Inklusionssportfest des Kreissportbunds und des Rhein-Kreises Neuss konnten sich behinderte Jugendliche und Erwachsene für vielerlei Sportarten begeistern. Nicht immer ist es die Oma, die einen an eine Sportart heranführt wie im Falle von Andreas Radke.

Der Jugendliche spielt seit fünf Jahren Tennis, trat bei den Clubmeisterschaften des Neusser Tennisclub Stadtwald (NTC) sogar gegen einen Gegner ohne Handicap an. Bei der Veranstaltung im Sportforum Kaarst-Büttgen half der 18-Jährige als Betreuer mit und trainierte mit Interessierten den Aufschlag beim Tennis.

Hermann Müller engagiert sich seit fast 30 Jahren im NTC für geistig-behinderte Menschen. „Von den Sportlern erfahre ich einen wahnsinnig intensiven Dank. Das lässt sich nur schwer erklären und ist für einen Außenstehenden auch nur schwer nachzuvollziehen“, erzählte Müller.

Beim Sportfest trat der NTC im Verbund mit dem Tennisclub (TC) Grün-Weiß Neuss und dem TC Vorster Wald auf. Peter Pauwels aus Vorst erfuhr vor zehn Jahren von Müllers Engagement und fühlte sich inspiriert. Im ortsansässigen Haus der Lebenshilfe fragte er nach Interesse und hatte schnell eine kleine Gruppe aus vier Tennisspielern zusammen. Inzwischen ist man zu fünft und trainiert einmal die Woche.

Beim Sportfest übten sie neben dem Aufschlag gezielte Schläge durch kleine Reifen oder in Richtung von Gegenspielern aus Holz. Während einer Trainingspause schlugen Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und sein Stellvertreter Jürgen Steinmetz zusammen mit Martin Limbach ein paar Bälle über das Netz.

Der Geschäftsführer des Kreissportbunds war enttäuscht über die geringe Resonanz auf das Sportfest. „Es ist immer noch ein Problem, dass die Behinderten in ihrer Freizeit nicht aus dem Wohnheim herauskommen“, sagte Limbach. Meistens würden die Betreuer dafür fehlen.

Zudem fanden am vergangenen Wochenende im Rhein-Kreis zahlreiche Veranstaltungen parallel statt. „Wer heute hier ist, freut sich, wieder Sport machen zu können. Da muss eine Regelmäßigkeit hineinkommen“, sagte er. Das Sportfest war das zweite seiner Art.

Im Sportforum Kaarst-Büttgen präsentierten sich die Mitgliedsvereine des 2013 gegründeten Inklusionsnetzwerks. Derzeit gehören ihm 15 Clubs an — aus der Stadt Kaarst sind es der VfR Büttgen, der BTV Vorst und der TC Vorster Wald.

Die Werkstatt für Behinderte (WfB) Hemmerden hatte einen Spieleparcours aufgebaut mit Kegeln, Ringe werfen und einem Geschicklichkeitslabyrinth. Der Neusser Ruderverein hatte ein Ergometer aufgebaut, im Tandem ging es durch das Oval der Radsporthalle, auf der Matte wurden erste Judogriffe gelernt. Beim Reitsportverein RSV Neuss-Grimlinghausen durfte man sich auf einem Holzpferd als Voltigierer ausprobieren.

Der Verein fördert inzwischen rund 50 Menschen mit Behinderung.