Klimaaktionstag auf dem Rathausplatz Kaarster wollen besseres Klima
Kaarst. · Auch in Kaarst demonstrierten die Menschen für den Klimaschutz.
Beim Schlusslied waren die meisten der rund 500 Demonstranten, die am Mittag auf dem Rathausplatz in Kaarst dabei waren, schon wieder weg. Als der Song „We are the World“ von „USA for Africa“ aus dem Jahr 1985 angestimmt wurde, fehlten nur die Feuerzeuge. Die Stimmung hatte etwas Melancholisches.
Das lag vor allem an dem Klimapaket, dass die Koalition in Berlin am frühen Freitagmittag verabschiedet hat. Werner Kindsmüller, einer der Organisatoren der Demonstration in Kaarst und Mitglied in der Bewegung „Kaarster for Future“, nannte diese bei der Abschlusskundgebung einen „Skandal“. Der CO2-Preis für den Verkehrs- und Gebäudesektor soll künftig bei zehn Euro liegen – und damit viel zu niedrig nach Ansicht von Kindsmüller und dem Publikum, dass die Brandrede des Klimaschützers immer wieder mit Applaus bedachte. „Deshalb wird Deutschland wieder die Klimaziele verpassen, damit kriegen wir in Deutschland auch keine Mobilitätswende hin“, sagte er.
Mobilität ist auch einer der größten Kritikpunkte für die Stadt Kaarst. Als Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus die Ergebnisse der Workshops, die an diesem Tag stattgefunden hatten, übergeben wurde, sprach sie genau diesen Punkt an. „Wir brauchen auf der einen Seite ein anderes Mobilitätskonzept. Wir brauchen einen stärkeren ÖPNV und mehr Radwege“, sagt sie. Es müsse bei den Bürgern wieder das Bewusstsein geschaffen werden, dass kürzere Wege auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigt werden können und nicht mit dem Auto. „Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem alle das Problem erfasst haben. Es kann nicht sein, dass wir alles zerstören, was über Millionen Jahre aufgebaut wurde“, sagte Nienhaus.
Die friedliche Demonstration begann schon am Mittag
Einar Rasmussen, der Nienhaus die Ergebnisse überreichte, forderte in erster Linie CO2-neutrale Gebäude. „Wir bauen einige neue Schulen in Kaarst und jedes Jahr eine Kita. Wir müssen diese Gebäude alle klimaneutral bauen“, sagt Rasmussen.
Die friedliche Demonstration begann schon am Mittag, und zu Beginn waren auch viele Schüler und Kitas gekommen. Heinrich Hannen vom Lammertzhof hatte seinen Laden von 12 bis 16 Uhr extra geschlossen, seine Mitarbeiter, die zum Rathaus kamen, erhielten zwei Stunden Arbeitszeit gut geschrieben. Musikalisch begleitet wurde der Tag von Mark Koll und Wolfgang Weber, Kantor der evangelischen Kirchengemeinde.
Auch sein katholischer Kollege Dieter Böttcher trat zwischendurch auf. „Ich bin sehr zufrieden mit dem heutigen Tag. Man hat den gesellschaftlichen Querschnitt der Stadt hier auf dem Rathausplatz gesehen“, sagt Werner Kindsmüller. Auch die Pfadfinder, der Verein „Kaarster gegen Fluglärm“ und der ADFC waren vertreten. Die vielen Jugendlichen hatten Plakate dabei, auf denen beispielsweise „Hot but not sexy“, „Oma for future“ oder „Ihr zerstört was uns gehört“ zu lesen war. Vor dem Schlusslied ergriff Kindsmüller noch einmal das Wort und bedankte sich bei allen, die diesen Tag mitgestaltet haben. „Ich fürchte, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir hier waren. Wir müssen weitermachen, weil die Politiker in Berlin den Schuss offenbar nicht gehört haben“, sagte er.